Alleingelassen

Autor*in
Fuchs, Thomas
ISBN
978-3-401-02739-5
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
169
Verlag
Arena
Gattung
Ort
Würzburg
Jahr
2007
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
5,95 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Niemand soll merken, was sich wirklich in der Familie abspielt - das ist das Einzige, was John noch denken kann. Fast fanatisch versucht er, an der neuen Schule sein Image aufzubauen und eine heile Welt vorzuspielen. Aber dann wird die Mutter ein weiteres Mal schwanger und dann zieht sie auch noch aus und lässt John mit den jüngeren Geschwistern allein zurük ...

Beurteilungstext

"Alleingelassen" - das ist eine der Erzählungen, über die so schwer zu schreiben ist. Auf der einen Seite weiß man als Rezensent genau, dass es sich um einen "pädagogisch wertvollen" Roman handelt, der für betroffene Kinder möglicherweise hilfreich ist und ihnen Anleitung und Hilfestellung zur Bewältigung der Situation gibt. Auf der anderen Seite fragt man sich: Wie viel Elend kann ein Kind aushalten, und wenn es in so einer entsetzlichen Notlage ist, will es dann auch noch darüber lesen oder vielmehr im fiktiven Geschehen eines Buches Entspannung und Ablenkung suchen? Die Frage kann man als Außenstehender kaum beantworten.
Die Situation, in die Thomas Fuchs seine Hauptfigur, den 13-jährigen John, stellt, ist alles andere als erfreulich; kaum kann man sich vorstellen, dass so etwas tatsächlich geschehen kann, aber am Ende des Romans steht ein Zeitungsartikel aus dem Tagesspiegel in Berlin vom 28. April 2007, und wenn der echt ist (und das ist er ganz bestimmt), dann handelt es sich darin um die Kurzform des Romans.
Viel hat (im Buch) der 13-jährige John schon mitgemacht, ist unzählige Male mit der Mutter und zwei Geschwistern von verschiedenen unbekannten Vätern umgezogen und ein weiteres Mal gescheitert. Diesmal aber, so sieht es aus, könnte es klappen. Eine neue Wohnung, eine neue Schule in einer neuen Stadt, neue Arbeit für die Mutter - diesmal muss es einfach klappen.
Gezielt und unnachgiebig baut John bei den Kumpels in der Schule ein bestimmtes Bild von sich und seiner Familie auf und wird bald zu dem beliebten Jungen, als der er sich präsentiert. Er wird zu Partys eingeladen, er steht nicht mehr allein da und er verliebt sich sogar in ein nettes Mädchen. Die Mutter lernt Martin kennen, und erstmals sieht es so aus, als könne alles, aber auch wirklich alles gut werden. Da wird die Mutter unverhofft zum vierten Mal schwanger, und nur ein paar Tage, bevor ihr Mutterschutz beginnt, wirft sie die Arbeit hin und setzt damit wieder alles aufs Spiel. Nun hat die Familie kein Geld mehr.
Sie, die nie Verantwortung gelernt hat, zieht zu Martin; aber dort ist - vor allem wegen des neuen Babys - kein Platz mehr für die ganze Familie, und John wächst für die Geschwister nicht nur in die Rolle des großen Bruders, sondern zugleich in die von Mutter und Vater hinein. Trotz der massiven finanziellen Nöte gibt John nicht auf. Er tut alles, damit die Fassade nach außen stimmt. Niemand, weder Nachbarn noch Freunde noch Mitschüler und Lehrer dürfen merken, dass etwas nicht stimmt. Und schon gar nicht Miriam, seine Freundin.
Das geht eine Zeitlang gut, und allen Verdachtsmomenten von außen kann er begegnen. Aber die Wohnung verkommt mehr und mehr und die Probleme häufen sich. In der Zwischenzeit nährt er sich von der Hoffnung, eines Tages doch zu Martin und er Mutter ziehen zu dürfen. Bis eines Tages Miriam vor der Tür steht und John innerlich zusammenbricht.
Der Roman hat kein Ende, weder ein schlechtes noch ein versöhnliches. Während John Miriam anfleht zu schweigen, stellt diese in Aussicht, das Jugendamt zu benachrichtigen - ein Plan, der für John das aus bedeutet, auch da aus der Beziehung zu Miriam. Aber Miriam formuliert das anders: "Ich mache es. Gerade WEIL du mir so viel bedeutest…". Damit endet das Buch - ganz sicher mit einem Hoffnungsschimmer, aber nicht mit mehr.
Wie gesagt, das Buch weckt eine Reihe von Denkanstößen - aber für wen? Sicher und leider nicht in erster Linie für betroffene Kinder in solch zerreißenden Situationen; vielmehr sollte es von den Erwachsenen gelesen werden, die sich so verantwortungslos und egozentrisch verhalten. Aber denen ein Buch hilt? Es wäre zu wünschen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von avn.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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