Alleingelassen

Autor*in
Fuchs, Thomas
ISBN
978-3-401-02739-5
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
169
Verlag
Arena
Gattung
Ort
Würzburg
Jahr
2008
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
5,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der 12-jährige Ich-Erzähler Jonathan lebt mit seinen beiden kleineren Geschwistern allein in der Wohnung, nachdem die Mutter mit dem Neugeborenen in die Wohnung des Freundes zieht. Obwohl Jonathan eine erstaunliche Kraft entwickelt, die Restfamilie vor dem Untergang zu retten, scheitert er. Die Geschichte basiert auf einer Zeitungsmeldung.

Beurteilungstext

Nach einem neuerlichen Umzug setzt Jonathan große Hoffnung in die Zukunft. Er hat seiner Erfahrung nach alles richtig gemacht. Die Adresse weist nicht auf Armut hin, die Geschwister besuchen “ordentliche” Schulen, die Mutter hat Arbeit gefunden und er geht in eine Schule, die nahe der Wohnung liegt, damit er nachmittags auf die Geschwister aufpassen kann. Er ist ein guter Schüler. Dank eines Nachbarn hat er Internetanschluss und ersteigert angesagte Kleidung.
Um seine Zukunft nicht zu gefährden hat Jonathan Rituale entwickelt.
Jonathan kann sich etwas entspannen, er muss sich nicht mehr nur hart geben. Dann aber lernt die Mutter einen Mann kennen, wird schwanger, kündigt die Arbeit, zieht zum Freund und lässt ihre Kinder im Stich.
Diese hoffen immer noch auf eine gemeinsame Zukunft, werden aber brutal aus dem neuen Leben der Mutter ausgeschlossen.
Bei Jonathan schlägt der Frust in kurze Gewaltausbrüche um. Seine Schwester reagiert mit Bettnässen, der kleine Bruder fällt auf als ein schwieriger Schüler.
Das Geld wird knapp. Trotz aller Widrigkeiten schafft es Jonathan lange, die Restfamilie zu ernähren. Seine Freundschaften leiden, denn er kann niemanden in die Wohnung lassen. Die Talfahrt verläuft schließlich rasant. Die Wohnung versifft, der Strom kann nur durch einen Diebstahl bezahlt werden, die Waschmaschine ist defekt, Handy und Telefon sind nicht mehr nutzbar. Die Kinder hungern. Das Jugendamt lässt sich täuschen, denn die Angst vor einer Heimeinweisung lässt Jonathan kreativ werden. Schließlich bricht aber alles über ihm zusammen, Jonathan erkennt seine permanente Überforderung.
ine Freundin schaltet schließlich das Jugendamt ein. Sie macht Jonathan deutlich, dass er nicht zu schwach, sondern überaus stark war. Sie nimmt seine Schuldgefühle und richtet den Blickwinkel gerade.
Jedes Kapitel wird eingeleitet durch Aussagen von Menschen, die die Familie mehr oder weniger gut kannte.
Interessant ist die sprachliche Entfernung Jonathans von der Mutter, die er zum Schluss “ die Frau” nennt. Gut herausgearbeitet ist die Entwicklung, die Jonathan in den fast zwei Jahren durchläuft, vom optimistischen Kind mit unglaublich viel Lebenserfahrung zu einem müden, überforderten Kind, das von den Erwachsenen schamlos ausgenutzt wird.
Erzählt wird die Geschichte in 13 Kapiteln. Der Leser hofft mit dem Protagonisten, dass sich alles zum Guten wendet, auch er steht zum Schluss vor der Frage, wie er Jonathan am besten würde helfen können.
Zum Schluss des Buches steht der Zeitungsartikel, auf dem die erzählte Geschichte basiert.
Das Buch erzählt eine wichtige Geschichte, denn Jonathans Geschichte ist kein Einzelfall.


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Diese Rezension wurde verfasst von Fee.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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