Alleingelassen

Autor*in
Fuchs, Thomas
ISBN
978-3-401-02739-5
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
169
Verlag
Arena
Gattung
Ort
Würzburg
Jahr
2007
Lesealter
14-15 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
5,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

John ist 13, als die Mutter mit den drei Kindern in eine neue Stadt zieht, Arbeit bekommt, eine schöne Wohnung. John plant diesen Neuanfang ganz genau, denn endlich soll alles klappen, wie bei einer normalen Familie. es geht gut, bis die Mutter von einem neuen Freund schwanger wird und die Kinder mehr und mehr allein lässt. Lange Zeit kann John die Fassade aufrecht erhalten, aber dann bricht langsam alles über ihm zusammen.

Beurteilungstext

Der Autor druckt am Ende eine der Zeitungsmeldungen über Kindesvernachlässigung ab, die in der letzten Zeit immer wieder die Öffentlichkeit beunruhigt haben und die offenbar den Anstoss für diese Erzählung gab. Doch er macht die Geschichte der Kinder über die Perspektive des 13-Jährigen zugänglich. Seine Gedanken, seine Gefühle, seine Ängste und Sehnsüchte werden in der Erzählung lebendig. Das gelingt dem Autor in sehr überzeugender Weise, selbst an Stellen, an denen man als (erwachsene) Leserin kaum folgen kann, weil dieser 13-Jährige so überlegt, so kenntnisreich mit der ihn und die Geschwister überfordernden Situation und der Vernachlässigung durch die Mutter umgeht. John ist klug, das zeigt sich auch in seinen guten Schulleistungen, er hat einen Plan oder macht auch einen neuen Plan, wenn die Mutter mal wieder seinen Plan durchkreuzt. Dem Autor gelingt auch in überzeugender Weise, die ambivalenten Gefühle der Kinder für die Mutter darzustellen. Da ist einerseits die unbedingte Loyalität, der lang aufrecht erhaltene Glaube, dass mit ihrer Rückkehr in die Wohnung doch noch alles gut werde. Andererseits werden Brüche festgehalten, wenn John sie plötzlich nur “die Frau am anderen Ende der Leitung” nennt, die die Geschwister wieder im Stich lässt, sich nur darauf konzentriert, für sich ein neues Leben zu schaffen. Dennoch steckt darin keine Verurteilung der Mutter, John versteht ihre Sehnsucht nach Geborgenheit, aber es bleibt auch seine Sehnsucht nach einem “stinknormalen” Leben. Als er zum ersten Mal in seinem Leben in der Freundschaft zu Miriam Zuwendung erfährt, die nicht zugleich Forderungen stellt, ist das eine total neue Erfahrung, der er sich zunächst nicht zu stellen traut. Aber der Wunsch nach Zuwendung, nach Zeiten, in denen er ein ganz normaler Heranwachsender sein darf, ist stärker als seine Furcht, dass das fundamentlose Leben, zu dem die drei Geschwister durch das Verhalten der Mutter gezwungen werden, auffliegen könnte. Miriam hilft ihm am Schluss, ein Ende zu setzen. Und da bricht auch der Autor ab, denn was danach kommt, Jugend- und Sozialamt, fremde Unterbringung, Gericht.... würde den Rahmen und wohl auch die Aufnahmefähigkeit der Altersgruppe sprengen. In dieser Form ist es eine empfehlenswerte Klassenlektüre über soziale Gegensätze in unserer Gesellschaft, die sich bis in die Klassengemeinschaft verfolgen lassen. Differenziert und nicht ohne Sinn für Komik werden z.B. auch Filmerfahrungen eingebaut, wenn es gilt, die Lehrerin aus der Waldorfschule über den wahren Zustand der Familiensituation zu täuschen. Die kursiv gesetzten Texte am Anfang mancher Kapitel geben Äußerungen der Umwelt und der Behörden wieder, die nach der Aufdeckung gefallen sind.
Das schwer verdaubare Thema Armut und Kindesvernachlässigung wird informativ und gut lesbar verarbeitet.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von uwo.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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