Zukunft 2050 - Wie wir schon heute die Zukunft erfinden

Schlagwörter

• Politik
• Technik
• Zukunft

Teaser

Technik, Medizin, Umwelt, Menschheit - in diesem Buch werden bereits begonnene oder prognostizierte Entwicklungen zu diesen Themenkomplexen vorgestellt.

Beurteilungstext

Wie kann die Versorgung der Menschheit mit Energie, Nahrung und sauberem Wasser auch in Zukunft gewährleistet werden? Welche Forschungsergebnisse können dabei helfen? Wie weit ist man mit der Entwicklung? In 17 Kapiteln stellt der Autor vor allem neue Technologien vor. Von Möglichkeiten, Energie zu speichern, Kohlendioxid zu binden oder Sonnenenergie zu nutzen über neuartige Kommunikationsmöglichkeiten bis hin zu neuen Methoden in der Medizin bietet er ein breites Themenspektrum an.
So interessant viele der Ausführungen im Buch auch sind, so unattraktiv ist ihre Präsentation. Ulrich Eberl bietet Fakten und Zusammenhänge ausschließlich in Textform an, ab und an dekoriert mit ansprechenden Fotos. Es ist kaum möglich, die auf diese nur wenig anschauliche Weise angebotene Materialfülle zu überschauen und zu speichern.
Eine weitere Schwachstelle des Buches liegt in der Glaubwürdigkeit der Daten. Der Autor nennt sehr viele Zahlen und Fakten, die er nach eigenen Angaben im Laufe der letzten Jahre im Rahmen seiner Arbeit für das Siemens-Magazin “Pictures of the Future” recherchiert hat. Außer einer kleinen allgemeinen Liste im Nachwort nennt er aber kaum konkrete Quellen - ein inakzeptables Verfahren in einem Buch, das ja zum größten Teil aus Rechercheergebnissen besteht.
Die dritte Schwäche der Ausarbeitung liegt in der oft undifferenzierten, provokant formuliert, technikgläubigen Darstellung von Projekten bekannter Unternehmen aus dem Technologiesektor, die globale gesellschaftliche und ökologische Zusammenhänge außer Acht lässt. Hierzu nur zwei Beispiele: Der Autor stellt ein Projekt der Firma Osram am afrikanischen Viktoriasee vor. Fischer können akkubasierte Energiesparlampen mieten und mit Solarstrom aufladen lassen, der auch noch eine Wasseraufbereitungsanlage versorgt. “...neue Möglichkeiten, sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen.” (S.162) nennt der Autor das. Hätten nicht geldgierige Geschäftemacher mit katastrophalen ökologischen Folgen den sogenannten Victoriabarsch im See ausgesetzt, der auch in Deutschland massiv vermarktet wird, und würden nicht große Fischereiunternehmen den ortsansässigen Fischern das Wasser abgraben, um den dort gefangenen Fisch im Ausland zu verkaufen, hätten die Menschen vor Ort keine Existenzprobleme. Für die Menschen am Viktoriasee stellen Energiesparlampen möglicherweise eine punktuelle Verbesserung ihrer Lage dar. Was der Autor aber mit keinem Wort erwähnt, sind strukturelle Änderungen, die vermutlich sehr viel mehr bewirken würden. An anderer Stelle (S. 159/160) propagiert der Autor genmanipulierte Maissorten als Rettung aus der Pestizidfalle und beruft sich dabei auf Stefan Marcinowski von der BASF. Diese Sichtweise ist vorsichtig formuliert doch mehr als umstritten, so dass man die Nachteile der Freisetzung genmanipulierter Organismen mit hätte ausführen müssen.
“Zukunft 2050” ist eine Arbeit mit deutlichen handwerklichen Schwächen. Nichtsdestotrotz bietet sie einen interessanten Überblick über die Entwicklungsarbeit der technologisch forschenden Konzerne. Wenn man sich von der einseitigen Sichtweise des Autors nicht blenden lässt, ist “Zukunft 2050” ein durchaus empfehlenswertes Buch.