Wolfskinder

Autor*in
Herrmann, Svenja
ISBN
978-3-314-10507-4
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Wilkon, Jozef
Seitenanzahl
40
Verlag
Nord-Süd
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
Ort
Gossau
Jahr
2020
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
15,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

In einer dunklen Nacht erwachen vier junge Wölfe. Wo ist ihre Mutter? Allein machen sie sich auf zu ihrem ersten großen, abenteuerlichen Ausflug und lernen das Leben außerhalb ihrer Höhle kennen. Die duftende Waldluft, ein stacheliger Igel, ihre Spiegelbilder in einem See, das Geheul eines Uhus, ein schlafender Jäger... alles macht sie neugierig.

Beurteilungstext

Vier junge Wölfe machen einen abenteuerlichen Ausflug in die Umgebung ihrer Höhle. Ohne ihre Mutter, die auf der Jagd ist, erkunden die vier neugierig, hintereinander hertapsend, zunächst den dichten Tannenwald. Besondere Düfte des Waldes steigen ihnen in die Nasen; die hohen Bäume nehmen sie gern als Schutz gegen die Finsternis der Nacht. Vielfältige Eindrücke wie das Funkeln der Sterne oder das Leuchten ihrer Augen erwecken ihre Neugier.

Sie wandern weiter bis es Tag wird. Auf einer Lichtung entdecken sie im Wasser eines kleinen Sees ihre Spiegelbilder. Sind es vier weitere Wölfe? Mit einem Sprung ins Wasser klärt sich dieser Irrtum auf. Weiterhin nur zu viert erfahren sie das Gefühl, leicht durch das Wasser schwimmen zu können. Mit hungrigem Magen begegnen sie einem Igel, der sich wegen seiner Stacheln jedoch nicht als Beute eignet.

Ihre Wanderung ist noch nicht zu Ende, als nach einem langen, vollen Tag erneut die Nacht hereinbricht. Hungrig und müde fehlt ihnen nun ihre Mutter. Im fahlen Mondlicht erscheint ihnen der Wald als bedrohlich. Zum ersten Mal erproben sie gemeinsam ein Wolfsgeheul. Als Antwort hören sie nur den geheimnisvollen Ruf eines Uhus. Sie entdecken sogar einen Jäger, der zu ihrem Glück schläft und sie zu spät bemerkt.

Immer wieder heulen und lauschen die vier. Als sie nach langer Zeit die Wölfin antworten hören, laufen sie schnell zurück zu ihrer Höhle. Plötzlich ist es ganz leicht, den Weg zurück zu finden. Ihre Mutter nimmt die vier Ausreißer erleichtert, aber mit einer kleinen Schelte in Empfang. Dies war sicher nicht das letzte Abenteuer des kleinen Wolfsrudels.

In sehr einfühlsamen, phantasiereichen Worten macht Svenja Herrmann die Leser wie auch Zuhörer mit der Lebenswelt von vier jungen Wölfen bekannt. Sie zeigt ein ausgeprägtes Gespür für deren Neugier, Abenteuerlust, aber auch für Unwohlsein und Ängste während ihrer neuen Entdeckungen.
Sie macht sehr deutlich, dass es eine entscheidende Erfahrung der Wölfe ist, gemeinsam die verschiedenen Situationen durchzustehen und sich gegenseitig zu stärken. So bekommt das Wolfsgeheul in dieser Geschichte eine besondere Bedeutung. Kinder erfahren, dass auch Wölfe, von denen allgemein angenommen wird, sie seien nur groß, böse und gefährlich, als kleine Wesen in diese Welt geraten, die ebenso wie die Menschenkinder vorsichtig erste Erfahrungen sammeln müssen, Stärke und Mut erst erwerben müssen.

Svenja Herrmann legt großen Wert auf eine ausgefeilte Wortwahl, die sich nicht unbedingt auf den allgemeinen Wortschatz eines kleinen Kindes beschränkt. Komplizierte, geheimnisvolle Ausdrücke und Beschreibungen können die Kinder aufhorchen lassen, neugierig machen auf eine schöne, literarische Sprache. Manche phantasievollen Ausführungen nehmen die Kinder vielleicht nur unterschwellig wahr, andere werden vielleicht genauer hinterfragt und bekommen Erklärungen. Ein guter Anlass, frühzeitig bei Kindern ein Interesse an sprachlicher Phantasie und Poesie zu wecken.

Bereits der Buchdeckel zeigt eine schöne Zeichnung der munteren vier kleinen Wölfe, auf der sie fröhlich als Gruppe durch den großen Wald laufen.
Innerhalb des Buches stehen sich jeweils eine Seite mit einem kurzen Text und einem ganzseitigen, farbigen Bild gegenüber. Die Zeichnungen von Józef Wilkón muten nur auf den ersten Blick ein wenig düster an. Man erkennt schnell, dass sie sehr wohl zu den Gegebenheiten passen, denen sich die Wölfe gegenüber sehen. Vieles in diesem Buch findet im Schutz der Dunkelheit oder im Schutz des dunklen Waldes statt. Folglich hat Józef Wilkón überwiegend dunkle Farben zum Tuschen oder Drucken benutzt. Umrisse sind bewusst unscharf gehalten, eher verwischt. Immer wieder setzt er bewusst auch farbliche, hellere Akzente dazwischen. So kann man sich vorstellen, welche Vielfalt an Farben selbst in der Dunkelheit besteht, vor allem, wenn das Mondlicht darauf fällt.

Die kleinen Wölfe werden so liebevoll dargestellt, dass man ihnen sehr gut ihre jeweiligen Stimmungen ansehen kann. Besonders ihre Unsicherheit, Traurigkeit und auch Müdigkeit werden sehr deutlich in den Bildern.
Damit gelingt es dem Illustrator hervorragend, ein Mitgefühl für diese jungen, niedlichen, noch so unerfahrenen Wolfskinder zu bekommen.

Es handelt sich hier um ein besonderes, sehr empfehlenswertes Buch zum Vorlesen und intensiven Besprechen. Es bietet eine hervorragende und einfühlsame Grundlage für die aktuelle Thematik der Wölfe heutzutage in der uns umgebenden Natur.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von bl; Landesstelle: Niedersachsen.
Veröffentlicht am 04.09.2020

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