Wo ist Anne Frank. Eine Graphic Novel

Autor*in
Folman, AriGuberman, Lena
ISBN
978-3-10-000079-8
Übersetzer*in
Timmermann, KlausWasel, Ulrike
Ori. Sprache
Hebräisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
160
Verlag
S. FISCHER
Gattung
Buch (gebunden)Comic
Ort
Frankfurt
Jahr
2022
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüreKlassenlektüre
Preis
22,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Kitty ist Anne Franks imaginierte Freundin, die sie in ihrem Tagebuch immer anschreibt. Kitty ist demnach so etwas wie die Seele des Tagebuchs. Der Comic erzählt nun, sie sei eines Tages lebendig geworden und habe sich aus dem Buch gelöst, um sich auf die Suche nach ihrer Schöpferin zu machen. Die israelischen AutorInnen Ari Folman und Lena Guberman aktualisieren damit das berühmte Tagebuch in die heutige Zeit.

Beurteilungstext

Ari Folman hat mit David Polonsky 2017 ein ein „Graphic Diary“ zu dem Tagebuch der Anne Frank herausgegeben, in dem es ihnen auf geniale Weise gelingt, zum einen textnah auf das Original zu verweisen, zum anderen aber durch die Bilder auch die Fantasien und Ängste von Anne Frank unabhängig von der Realität zu zeigen sowie das Wissen der heutigen LeserInnen über die Zeitumstände und das Ende der Autorin aufzugreifen. Mit „Wo ist Anne Frank“ wird dieses Projekt in unserer Zeit fortgeführt: Kitty, die Fantasie-Freundin von Anne, wird lebendig und nimmt das Tagebuch aus dem Museum in Amsterdam mit sich. Sofort machen sich alle auf die Suche nach dem wichtigen Kulturgut und Kitty wird verfolgt. Solange sie mit dem Tagebuch im Haus ist, ist sie unsichtbar, wenn sie mit dem Buch das Haus verlässt wird sie eine reale Person. Aber wenn sie sich von dem Buch zu weit entfernt, stirbt sie. Sie tut sich zusammen mit einem Punk, der als Dieb im Museum agiert und sich in sie verliebt. Er hilft ihr auch dabei, die Hintergründe für Annes Leben aufzudecken und auch ihr Ende im Konzentrationslager. Ähnlich wie in ihrer ersten Graphic Novel zu Anne Frank greift auch dieser Band die kritischen Seiten in Annes Leben auf, ihre Konflikte mit ihrer Mutter und den anderen Bewohnern des Hinterhauses, ihre Selbstzweifel und ihre Ängste. Neu ist nun aber auch, dass sich der Comic über den Kult (und den Kommerz) um Anne Frank kritisch äußert. Während alle den Verlust des Tagebuchs als nationale Katastrophe ansehen, verhalten sie sich gegenüber geflüchteten Menschen oder Menschen wie Peter, der am Rande der Gesellschaft lebt, negativ und wiederholen damit die Denkweise der NationalsozialistInnen. Kitty befreundet sich mit Awa, die aus einem afrikanischen Land geflohen ist. Um ihre Erzählungen wiederzugeben, wird auch der Zeichenstil verändert: Statt der glatten, teilweise karikierenden Darstellung finden sich expressivere Bilder. Der Comic endet damit, dass Kitty sich für Awa und ihre Familie einsetzt, die ausgewiesen werden sollen: In einem Fesselballon, der das Dekor von Annes Tagebuch übernimmt, droht sie das Tagebuch zu vernichten, wenn man die Geflüchteten ausweist. Sie ruft den Menschen zu: „Anne hat dieses Tagebuch nicht geschrieben, damit ihr sie verehrt oder Brücken, Theater, Schulen, Krankenhäuser nach ihr benennt. Nein! Die einzelnen Seitensind nicht wichtig. Wichtig ist die Botschaft an Millionen von Kindern, die das Tagebuch lesen.!“ (S. 139) Die Idee, Anne Frank in unserer heutigen Zeit lebendig werden zu lassen, ist nicht neu: Waldtraut Lewin hat mit „Wenn du jetzt bei mir wärst » 2015 schon mal eine Auferstehung Anne Franks ausprobiert, mit eher bescheidenem Erfolg. Durch die Verknüpfung von fantastischen Elementen des Comics, die etwa die Auflösung von Kitty grafisch nachahmt, aber auch durch die politische Bezugnahme auf die Menschenrechtsverletzungen heute, ist dies bei Folman/Guberman besser gelungen. Gleichzeitig reicht der Comic von der Ästhetik nicht wirklich an den Vorgänger heran und die Botschaft ist vielleicht auch zu explizit.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von RPAK; Landesstelle: Rheinland-Pfalz.
Veröffentlicht am 04.01.2023

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