Das Tagebuch der Anne Frank
- Autor*in
- Folman, Ari
- ISBN
- 978-3-10-397253-5
- Übersetzer*in
- Pressler, MirjamWasel, UlrikeTimmermann, Klaus
- Ori. Sprache
- Englisch
- Illustrator*in
- Polonsky, David
- Seitenanzahl
- 160
- Verlag
- S. FISCHER
- Gattung
- Buch (gebunden)Comic
- Ort
- Frankfurt
- Jahr
- 2017
- Lesealter
- 12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Bücherei
- Preis
- 20,00 €
- Bewertung
Teaser
Ari Folman und David Polonsky wagen sich an das Tagebuch der Anne Frank; sie inszenieren diese bewegende Lebensgeschichte erfolgreich als Comic und ebnen damit vielleicht einer völlig neuen Leserschaft einen Zugang zu dieser Geschichte und dem Thema "Juden im Nationalsozialismus".
Beurteilungstext
Bereits mehrfach arbeiteten der israelische Filmregisseur und -produzent Ari Folman und der ukrainische Illustrator und Comiczeichner David Polonsky erfolgreich zusammen; für den Dokumentarfilm "Waltz with Bashir" wurden sie mit dem Europäischen Filmpreis ausgezeichnet.
Nun wagten sich die beiden an ein neues Projekt: Sie arbeiteten das weltbekannte Tagebuch des jüdischen Mädchens Anne Frank zu einem Graphic Diary um. Ihre Arbeit ist eine Adaption aus Anne Franks Originaltext (übersetzt von Mirjam Pressler) und fiktiven Dialogen, die auf dem Tagebuch aufbauen und einige Gedanken weiterführen (übersetzt von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann). Darf man das? Eine so ernste Geschichte als Comic aufziehen und sie auch noch abwandeln? Ja! Ari Folman und David Polonsky können und dürfen das. Mit den fiktiven Dialogen tauchen Leser und Leserin noch tiefer in die Welt Annes ein und lernen das Mädchen verstehen. Zumal Folman und Polonsky sehr geschickt längere Passagen aus dem Originalwerk, ihre Ergänzungen und die Bilder miteinander verknüpfen.
Das Buch beginnt mit Annes 13. Geburtstag und endet am 1. August 1944, kurz bevor ihr Versteck verraten wird. Der Schwerpunkt liegt wie im Original auf dem geheimen Leben im Hinterhaus und verdeutlicht, was es bedeutet, unter so schwierigen Umständen, auf beengtem Raum mit einer Vielzahl von Regeln, Einschränkungen und der Angst verraten zu werden, aufzuwachsen. Interessant und durchaus unterhaltsam sind die Charakteristiken von Annes Mitbewohnern und Mitbewohnerinnen. Werden sie doch im Original bereits recht deutlich, spitzen Folman und Polonsky diese mit ihren Zeichnungen zu. So heißt es auf der Doppelseite 76/77 "Liebe Kitty! Ich werde dir weiterhin beschreiben, wie unser Leben als Hinterhäusler aussieht. Und das heutige Thema: Abendessen." Darunter zeigt ein großes Bild Anne mit ihrer Familie sowie die anderen Bewohner der Familie van Daan und den Zahnarzt Albert Dussel beim Speisen. Der Clou an diesem Bild ist, dass alle Hinterhaus-Bewohner als Tiere gezeichnet wurden, um deren Charakter zu unterstreichen. So sieht man z.B. Hermann van Daan als großen, mächtigen Braunbären, der seine Portion verschlingt und denkt "Reich mir den Topf. Ich hab hier als einziger noch nichts gegessen." Albert Dussel ist als Wolf dargestellt, gierig hängt ihm die Zunge heraus und in seiner Gedankenblase ist zu lesen: "Ich würde lieber das Essen auslassen. Die leckersten Sachen sind sowieso unter meinem Bett versteckt." Anne und ihre Schwester Margot sind als Vögel dargestellt, Anne lehnt sich mit verschränkten Armen zurück und denkt: "Essen wird überbewertet". Margot hat die Arme am Körper und ist auch etwas vom Tisch abgerückt, in ihrer Gedankenblase steht: "Ich bin schon satt, wenn ich mir die anderen angucke." Die bedrückende Atmosphäre des Verstecks kommt sehr gut rüber! Doch trotz all der positiven Kritik: Eine Auseinandersetzung mit dem Original ist unerlässlich. Doch sicher schafft das Graphic Diary einen ersten Zugang bzw. einen tieferen Blick.
Absolut empfehlenswert!