Wie weit ist es nach Babylon

Autor*in
Fox, Paula
ISBN
978-3-414-82157-7
Übersetzer*in
Jakobeit, Brigitte
Ori. Sprache
Amerikanisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
123
Verlag
Boje
Gattung
Ort
Köln
Jahr
2009
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
0,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die Übersetzung eines US-amerikanischen Buchs auf der Grenze zwischen Kinder- und Jugendbuch aus dem Jahr 1967 ist mutig und wird seinen Grund haben. Den kann man beim Lesen leicht finden, denn die Geschichte ist so lebendig, wie alles, was groß und mächtig wird im Leben eines Neunjährigen. Hier ist es die Entführung von James, damit er für die kleine Gang kriminelle Aufgaben an der Klebestelle zur bürgerlichen Welt erledigt.

Beurteilungstext

"Heile, heile Gänschen / 's wir alles wieder gut …" ist im Englischen deutlich länger:
"How many miles to Babylon? / Three-score and ten. / Can I get there by candle-light? / Yes, there and back again. / If your heels are nimble and light, / You will get there by candle-light." Und das ist der Weg eines kleinen Jungen - eine unglaubliche Geschichte, die vor über 40 Jahren in den USA erschien, eine - leider - sehr nachvollziehbare Geschichte auch heute.
Brooklyn, New York City, NY. James Douglas ist noch neun Jahre alt, farbig, afro-amerikanisch wie man heute sagt. Er lebt bei seinen drei Tanten Grace, Althea und Paul, die sich nach ihrem ehemaligen Mann benennt. Er geht zur Schule. Manchmal, meistens. Die Lehrerin heißt Meadowsweet, was im Deutschen so viel wie "süße Wiese" bedeutet. Sie mag ihn wohl, den kleinen James, aber er kommt so unregelmäßig in die Schule und träumt so oft. Es ist keine Kreide da, damit James seinen Lesefehler an der Tafel korrigieren kann. Also wird er zum Direktor geschickt, um Kreide zu holen. Aber James entschließt sich, die Schule zu verlassen. Jetzt. Sofort. Seine Jacke kann er nicht mehr holen, die ist im Klassenzimmer. Den Anstänkerungen seiner Mitschüler entkommt er jetzt, ohne sich besonders anzustrengen. Weg, fort.
Aber dann kommen drei auf ihn zu, Gino, Blue und Stick, und alle sind stärker als er. Und sie haben eine Idee, ihn zu kriminalisieren und sich zugleich ein wenig mehr zu bereichern. Die drei haben die Idee, bei fremden Menschen zu klingeln, um deren Hunde (angeblich) ausführen zu dürfen. 10 Cent soll das nur kosten, aber in Wirklichkeit wird der Hund entführt und gegen ein "Lösegeld" wieder eingetauscht. James soll der "unschuldige" Junge sein, der neue Hunde besorgt.

Wir lesen und leben mit dem Neunjährigen. Seine Mutter ist nicht da, im Krankenhaus ist sie, aber wir vermuten mehr und mehr, dass sie entweder in einem Heim für psychisch Kranke ist oder eventuell sogar gestorben ist. Für den kleinen James ist sie nur kurzzeitig weg, wird bestimmt bald wiederkommen. Derweil sorgen seine drei "Tanten" für ihn, die mit ihm zusammen in einem Zimmer leben, in einem Häuserblock, den man als Außenstehender wohl besser nicht betritt. Immer ist man mit anderen zusammen, sodass James es genießt, wenigstens einen Ort zu finden, in dem er ganz allein ist. Dort kann er sich in seine Träume hineinleben, aber genau dort wird er von den drei Jungen aufgespürt, die ihn zu benutzen wissen.
Obwohl er mehrfach vergeblich versucht zu fliehen, gibt James nicht auf. Und er denkt nicht nur an sich, denn trotz allem vermittelt ihm der - von ihm unter Druck - gestohlene Hund ein Verantwortungsgefühl, dass uns bezüglich seiner Entwicklung nicht ganz bange sind.
Aber auch die drei "Bösen" sind es natürlich nicht. Wir erfahren zwar nur wenig über ihr bisheriges Leben, aber das Kidnapping von James ist folgerichtig in ihrem Leben, das von ihren Entbehrungen berichtet und von der Sorge bestimmt ist, entdeckt zu werden. Das Lösegeld für die "gefundenen" Hunde reicht gerade so, um für das tägliche Essen zu sorgen: Burger und Frites.

So sollten keine Kinder aufwachsen.

Das ist eine Botschaft, die wir alle verstehen können.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von uhb.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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