Wie weit ist es nach Babylon?

Autor*in
Fox, Paula
ISBN
978-3-414-82157-7
Übersetzer*in
Jakobeit, Brigitte
Ori. Sprache
amerikanischen Engli
Illustrator*in
Seitenanzahl
125
Verlag
Gattung
Krimi
Ort
Erlangen
Jahr
2009
Lesealter
10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
11,95 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der 10-jährige James Douglas wohnt seit dem Verschwinden seines Vaters gemeinsam mit seiner Mutter bei den drei Großtanten väterlicherseits. Sie teilen sich eine winzige Wohnung, zum Teil auch die Betten, dann wird James' Mutter sehr krank und muss für lange Zeit ins Krankenhaus. Als der Junge einen Ring findet, wertet er dies als ein Zeichen seiner Mutter und will mit ihr an seinem geheimen Ort ‚Kontakt' aufnehmen. Doch sein Plan geht nicht auf.

Beurteilungstext

James, ein Winzling für sein Alter, ist verträumt und in sich gekehrt. Am meisten liebt er es, wenn eine seiner Großtanten Geschichten von früher erzählt, dann kann er seine kärgliche Umgebung vergessen. Er hofft, dass seine Mutter bald wieder aus dem Krankenhaus zurückkehren wird, aber die Tanten machen ihm keine große Hoffnung. Nicht einmal schreiben kann die Mutter ihm, so krank ist sie. Eigentlich will er an diesem Tag gar nicht in die Schule, weil er in seinem verwunschenen Haus über den Ring von der Mutter erfahren will, wie es ihr geht und wann sie zurückkehren wird. Aber er läuft seiner Klassenlehrerin direkt in die Arme, als er an der Schule vorbeikommt. Doch er kann sich überhaupt nicht konzentrieren, immer schweifen seine Gedanken weit weg vom Unterricht. Als er keine korrekte Antwort geben kann, weil er nicht aufgepasst hat, soll er die Lösung an die Tafel schreiben. Mit dem Auftrag, Kreide zu holen, verlässt er das Klassenzimmer - und die Schule. In seinem verwunschenen Haus kleidet er sich gemäß seiner Rolle - als Prinz, um seiner gut aussehenden Mutter, so seine Träume, würdig gegenüber treten zu können. Doch er wird von Gino, Blue und Stick brutal aus seinen Träumen gerissen - mit Gewalt zwingen sie ihn, zum Boten für ihre verbrecherischen Pläne zu werden. James soll allein stehenden älteren Damen anbieten, ihre Hunde auszuführen. Die Jungen entführen die Tiere und bringen sie gegen einen hohen Finderlohn wieder zurück. Dabei hat James große Angst vor Hunden, aber seine Fluchtversuche sind vergeblich. Gladys, die weiße Zwergpudeldame, hat aber einen Narren an James gefressen und weicht ihm nicht von der Seite. Das Trio zwingt James mit nach Coney Island auf dem Rad zu fahren, wo sie zwei weitere Hunde festhalten. James ist völlig verängstigt, er macht sich große Sorgen, was mit dem Hund passiert, für den er sich verantwortlich fühlt. Aber als er in der Dunkelheit zum ersten Mal in seinem Leben das Meer sieht, ist er zum einen fasziniert, zum anderen bekommt er große Sehnsucht nach seiner Mutter. Auch hier scheitern seine Fluchtversuche. Als ein Polizist die vier Kinder gemeinsam mit ihren drei Hunden unwissentlich einschließt, ist es James, der einen Weg nach draußen findet. Sie landen wieder in ihrem verlassenen Haus. Viele Gedanken gehen dem Jungen durch den Kopf, die Nacht, in der seine Mutter ins Krankenhaus, ist ihm plötzlich wieder sehr präsent. Obwohl die Tanten versprochen haben, dass die Ärzte die Mutter bald wieder nach Hause schicken würden, kommt es James vor, als wartete er schon Ewigkeiten. Doch in dieser Gegend kennt er sich wenigstens aus und er legt sich sorgfältig einen Fluchtplan zurecht. Das Wichtigste ist ihm, Gladys wieder gesund nach Hause zu bringen, denn er ist kein Verbrecher oder Straßenjunge, auch wenn sie in ärmlichen Verhältnissen leben. Und so kämpft er tapfer gegen die Müdigkeit an, immer in Gedanken bei seiner Familie und den Hunden, zu denen er inzwischen doch eine positive Einstellung gefunden hat.
Mit sehr großem Einfühlungsvermögen lässt die Autorin ihre Leser die Sorgen und Nöte des kleinen James miterleben. Aber auch die drei Hundeentführer tragen ihr Schicksalspäckchen, so dass man gut nachvollziehen kann, wie schwer der Überlebenskampf auf der Straße ist. Sie sind nirgendwo zu Hause, ihre Familien kennen sie entweder nicht oder wollen zu ihnen nicht mehr zurück - Minderjährige, die schon früh erfahren müssen, dass nur der Stärkere auf der Straße überlebt und dass sie mit legalen Mitteln nur schwerlich zu Geld kommen können. So wie sie von den Reichen nur bedingt wahrgenommen werden, so nehmen auch sie die Lieblinge der Reichen als Mittel zum Zweck - sie stehlen, um das Glück der Besitzer auszunutzen und den Finderlohn zu kassieren. Während ihrer tollkühnen Fahrt durch die Nacht stellen die drei Jungen für James eine große Bedrohung dar, sie bleiben für ihn schemenhaft. Erst als sie wieder an ihren Ausgangspunkt, das geheimnisvolle Haus, zurückkehren und vor Erschöpfung mit dem Schlaf kämpfen, wagt James es, persönliche Fragen an sie zu stellen, und erfährt auf diesem Wege, dass er dank seiner Mini-Patchwork-Familie im Vergleich mit diesen Straßenjungen auf der ‚sonnigeren' Seite lebt. Als erwachsener Leser ist man von der Intensität der Darstellung und der Gefühle stark betroffen, ob die jungen Leser die Botschaft der Autorin nachvollziehen können, hängt sicherlich auch von der Hilfestellung ab, die sie bekommen können. Darüber sprechen sollten sie unbedingt, weil unterschwellig die Gefahr einer Schwarz-Weiß-Malerei entstehen könnte und die Jungen in ihrer Vorgehensweise verurteilt würden.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von magic.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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