Whisper

Schlagwörter

• Gefühle
• Spannung

Teaser

Als Noa mit ihrer Mutter das alte Haus in dem kleinen Dorf betritt, in dem sie ihre Ferien verbringen wollen, läuft ihr ein kalter Schauer über den Rücken. Sie ahnt, dass diese Mauern ein Geheimnis umhüllen - unheimlicher und trauriger als alles, was Noa zuvor gesehen hat. Zusammen mit David, der sie wie kein anderer Junge zum Lächeln bringt, begibt sich Noa auf eine gefährliche Suche.

Beurteilungstext

Jedes Haus hat eine Geschichte. Manchmal bleibt diese seinen Bewohnern verborgen, manchmal aber geschieht es, dass die Geister der Vergangenheit versuchen, die stummen Mauern zum Reden zum bringen.
Whisper - so tauft die junge Noa das Ferienhaus, das ihre Mutter, eine berühmte und exzentrische Schauspielerin, für den Sommer gemietet hat. Das Haus ist alt und verfallen und schon bald hört Noa Schritte auf dem leeren Dachboden, riecht ein Parfum, das niemand anderer wahrnimmt, und fühlt sich beobachtet. Eine Geisterbeschwörung, die als ein Spiel beginnt, entwickelt sich zu einem unheimlichen Sog, dem sich Noa und David, der Junge mit den grünen Augen, nicht mehr entziehen können. Wie ist Eliza gestorben, die Tochter des früheren Mieters? Wurde sie wirklich ermordet? Nach und nach muss Noa erkennen, dass die Menschen um sie herum Geheimnisse haben, die sie zur Not auch mit Gewalt schützen wollen.
Unaufhaltsam wird der Leser in diese spannende Geschichte hineingezogen. Zahlreiche Andeutungen und Rückblenden verleihen ihr einen dynamischen und polyphonen Ton, vor allem die kurzen Zitate aus Elizas Tagebuch zu Beginn eines jeden Kapitels verstärken das Gefühl, dass nicht nur aus Noas Sicht erzählt wird, sondern zuweilen das Geschehen (sowohl das vergangene als auch das gegenwärtige) mit Elizas Augen beobachtet wird. So entwickelt die Geschichte ihre Anziehungskraft: Noas Leben wird an dem von Eliza gespiegelt, die intensive Charakterzeichnung der beiden Mädchen verhilft dem Leser zu einer ausgeprägten Empathie. Auf der einen Seite Noa, die schüchtern und mager ist, und auf Abwehr geht, als David sie zum ersten Mal küssen will. Auf einer Party ist sie vergewaltigt worden und vertraut seitdem niemandem mehr. Erst nach und nach gewinnt sie wieder mehr Selbstvertrauen, indem sie dem Geheimnis von Eliza auf die Spur kommt und beginnt, sich in David zu verlieben. Auf der anderen Seite ist da Eliza, die von ihren Vater seit dem Tod ihres Bruders vernachlässigt wird und nun versucht, ihre Schönheit für ihre eigenen, egoistischen Zwecke auszunutzen. Sie spielt rücksichtslos zwei Brüder gegeneinander aus, um ihre eigene Angst und Trauer zu übertönen.
Angst und Vertrauen, Selbstschutz und Rücksichtslosigkeit, Liebe und Hingabe - der neue Roman von Isabel Abedi spricht viele Facetten des Lebens an, die besonders junge Menschen nachvollziehen können. In einem spannenden Roman hat sie eine wundervolle Liebesgeschichte eingeflochten, die zugleich ein Plädoyer für das Vertrauen auf die eigene Stärke ist. Sehr lesenswert!