Ein wirklich wahres Weihnachtswunder

Autor*in
Abedi, Isabel
ISBN
978-3-401-60637-8
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Kohl, Daniela
Seitenanzahl
112
Verlag
Arena
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Würzburg
Jahr
2021
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
12,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Weihnachten steht vor der Tür! Weil Mama in Berlin noch arbeiten muss, fahren Manu und seine kleine Schwester Jana alleine mit dem Zug nach Hamburg zu Papa. Manu soll gut auf Jana, aber auch den roten Koffer aufpassen, denn darin sind all ihre Geschenke u.v.m. Aber als sie den Koffer in Papas Wohnung öffnen, müssen sie entsetzt feststellen, dass der Koffer vertauscht wurde. Manu muss unbedingt den richtigen Koffer wiederfinden und erlebt dabei ein wirklich wahres Weihnachtswunder.

Beurteilungstext

Das Buch ist einfach nur wunderbar genial und warmherzig, witzig, spannend und ein Wohlfühlbuch für die ganze Familie. Schon das Cover wirkt sehr einladend. In den typischen Weihnachtsfarben -rot und grün- hebt es sich hervor. Im Hintergrund ist ein erleuchtetes und weihnachtlich dekoriertes Wohnhaus zu sehen. Auf dem davor prangenden ovalen Weihnachtsetikettenanhänger sehen wir die glücklichen Geschwister, auf dem roten Koffer sitzend. Jana trägt ihr mitgebrachtes Engelkostüm und auf ihrem Schoß stapeln sich die 7 verpackten Geschenke für die „Sieben Prinzen“ von Frau Kümmel. Manu ist vertieft in sein Saxofonspiel. Das wirkt harmonisch und weihnachtlich friedlich. Der rote Buchrücken und die roten Buchecken tragen noch einen Sternchendruck, was die weihnachtliche Stimmung verstärkt. Zusätzlich sind einzelne Details mit Lackfolie überzogen, was edel wirkt und sich auch spannend anfühlt. Und dann erleben wir Seite für Seite einen Augenschmaus und Leselust. Frau Isabel Abedi entführt uns mit ihrer unverwechselbaren Erzählweise in ein turbulentes Weihnachts-Familien-Verwechslungs-Wunder. Sehr amüsant und unterhaltsam, beschreibt sie uns aus Sichtweise von Manu, wie es trotz Anspannung, Aufregung und Tränen doch noch zu einem schönen und unverhofft ganz anderem Weihnachtsfest für die vierköpfige Familie wurde. Zu Anfang sind wir erstaunt, warum die Kinder alleine nach Hamburg reisen. Dann erfahren wir, dass die Eltern in wichtigen Berufen tätig sind und daher noch getrennt wohnen, bis die Mutter auch in Hamburg eine adäquate Arbeitsstelle findet. Das ist nicht ungewöhnlich, aber auch nicht alltäglich. Es spiegelt den heutigen Zeitgeist wieder, mit Gleichberechtigung von Mann und Frau, Karrierestreben und damit höheres Lohneinkommen. Auf den 10jährigen Manu kommt schon viel Verantwortung zu, denn er fährt zum ersten Mal mit seiner fünfjährigen Schwester alleine von Berlin nach Hamburg zu Papa. Dabei will Jana immer die unmöglichsten Sachen machen, wenn es im Zug langweilig wird. Aber normalerweise ist Mama dabei, um ihr das zu verbieten. Es ist zu schön, wie uns Manu erzählt von den „Schweinchen in der Schlammbad-Torte“ und was die Zugbremserei für eine Matsch-Patsch Schweinerei ausgelöst hatte. Oder wie freudig er von seinen gebastelten Weihnachtsgeschenken und dem anderen Kofferinhalt erzählt. Ganz besonders stolz ist er auf seine Saxofon-Weihnachtsmelodien, selbst interpretiert und arrangiert von ihm für Papa. Der große Bruder ist erleichtert, als sich im Zug ein junger Mann, mit einer Weihnachtsgans im Käfig, zu ihnen setzt. Denn dadurch ist Jana nun zum Glück abgelenkt von ihrer Langeweile und beschäftigt. Die Passage über die Weihnachtsgans regt zum Nachdenken an, wirkt erheiternd, beispielhaft, wird nicht nur jeden Vegetarier erfreuen. Herzerwärmend, wie Frau Abedi die Erzählung des jungen Mannes in eine Art Weihnachtsmärchen packt. Dazu die gelungene Illustration von Frau Kohl; ein märchenhafter Buchrahmen als Kulisse für die Szene. Und dann der Trennungsschmerz Janas von Inga, da hat Manu sehr zu tun. Ihr weihnachtsroter Koffer ist der Letzte im Waggon und Papa erscheint er ungewöhnlich schwer. Manu meint verschmitzt: „Lass dich überraschen!“. Aber als sie völlig durchnässt endlich in der Hamburger Wohnung dann den Koffer öffnen, um sich umzukleiden, erleben sie tatsächlich eine Überraschung, aber eine ungeliebte. Die Koffer wurden vertauscht und zu allem Überfluss sagt Papa zu Manu: „Warum hat du denn nicht aufgepasst?“. Dem Jungen ist eh schon schlecht und er ist verwirrt und hat Angst. Wir können uns in sein Gefühlschaos sehr gut einfühlen. Gerade dachte er noch voller Vorfreude an seine schönen Geschenke für die Lieben, mit viel Liebe und Überlegung für jeden gewerkelt und nun das jähe Entsetzen. Manu schreit und Jana kreischt, heult und man kann sich die Stimmung in der Wohnung gut vorstellen. Die vielen Illustrationen dazu zeigen sehr genau in Mimik und Gestik, wie es den Protagonisten geht. Die Hilflosigkeit, Trauer und Fassungslosigkeit sind förmlich greifbar. Manu versucht sich die Mitreisenden in Erinnerung zu rufen und in einer Art Fotocollage hat uns Frau Kohl die passenden Portraits dazu gezeichnet. Die getätigten Anrufe Papas führen auch zu keiner Lösung; im Gegenteil – sie lassen ihn bald explodieren. Während Jana erschöpft unterm Weihnachtsbaum eingeschlafen ist, verduftet Manu in den Garten. Und da haben wir eine AHA-Ansicht; das Wohnhaus von der Vorderseite des Buches taucht wieder auf, in weihnachtlicher Stimmung und aus einem geöffneten Fenster ertönen Saxofon-Klänge. Der Junge erkennt sofort, dass es sich um seine aufgenommenen Melodien handelt. Die Begegnung zwischen Frau Kümmel, ihren 7 Prinzen und Manu, sowie später auch den anderen Hausbewohnern ist wieder mit viel Feingeist, aber auch witzig und liebevoll beschrieben. Alle helfen mit, dass die Koffer samt Inhalt zu ihren jeweiligen Besitzern zurückkommen. Und dann stellt Manu bewundernd fest: „Ich finde keine Worte dafür, wie glücklich Jana aussah, als Frau Kümmel ihr die sieben Prinzen noch einmal einzeln vorstellte. Jana selbst war auch ganz stumm. So fühlt es sich wohl an, wenn man ein echtes Wunder erlebt.“. In Frau Kümmels großer Wohnung speisen sie dann zu elft. Dann kam die Bescherung und Jana, verkleidet als Christkind, verteilte die Geschenke an die sieben Katzen. Auch hier wieder dazu die passende Fotocollage der einzelnen Prinzen mit ihren Gaben. Und am zweiten Weihnachtstag wurde es noch schöner, denn da kamen Mama und Opa Samuel, sowie Frau Kümmel mit ihren sieben Katzen. Mama staunt über das Weihnachtswunder und alle anderen haben auch Grund zum Staunen. Ja, und obwohl sich das alles wie ein Märchen anhört, hat es sich tatsächlich so zugetragen, betont Manu. Denn er hat alles aufgeschrieben und ein Büchlein daraus gebunden. Und als wäre das nicht genug Wunder und Glück, lässt sich das berauschende Gefühl noch steigern. Ein Jahr später wohnen Manu und Jana mit Eltern gemeinsam in der größeren Dachgeschosswohnung, von wo aus sich die Sterne am Himmel durch Papa noch besser erklären lassen. Mama hat eine Arbeitsstelle in Hamburg angetreten. Opa Samuel und Rosi Kümmel bewohnen als Paar mit den sieben Prinzen die Erdgeschosswohnung im selben Haus und verreisen zusammen; gerade waren sie in New York. Und nun werden sie vom Flughafen abgeholt. Manu ist gespannt, ob sie den richtigen Koffer mit nach Hause bringen. Tja, es war einmal…., da hat Manu zwei Weihnachten gerettet und dreizehn Leben verändert. Sehr empfehlenswerte Lektüre. Vielen Dank. Die Illustrationen sind mindestens genauso hervorhebenswert wie die Geschichte und sie ergeben eine gekonnte Symbiose. Die Spritzigkeit, die Gefühlsschwankungen, Liebreiz und eine Anhäufung von Bildreizen lassen das Auge erfreuen. Immer wieder lassen sich knuffige Details entdecken. Durchweg haben alle Bildseiten einen sprenkeligen teracottafarbenen Hintergrund, wie eine Art Linoleumboden. Darauf hat die Künstlerin in einer Art Scrabbingbook Papierstücken mit transparenten Tesastreifen geklebt und darauf wiederum „Fotos“, Textstellen in unterschiedlichen Formaten, bildliche Szenen, Rezepte, Bastelideen, Sprechblasen und kleine „Sticker“ darauf verteilt. Das wirkt sehr vielseitig, ist bunt und kindlich ansprechend. Es erinnert auch ein wenig an Comic. Ein tolles Portfolio aus Manus Sicht. Gerade weil es nicht durchweg eine Geschichte mit „normalen Bildseiten“ ist, finde ich es hervorhebenswert und andersartig. Sehr aufwendig und mühsam stelle ich mir diesen Prozess vor. Vielen Dank. Wir lesen gerne wiederholt und blättern durch und entdecken dabei immer wieder Neues. Es macht sehr viel Freude in das Weihnachtswunder einzutauchen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von WS; Landesstelle: Thüringen.
Veröffentlicht am 01.10.2021

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