Imago

Autor*in
Abedi, Isabel
ISBN
978-3-401-50890-0
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Favouritbuero München, Imago
Seitenanzahl
408
Verlag
Arena
Gattung
TaschenbuchFantastik
Ort
Würzburg
Jahr
2023
Lesealter
10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüre
Preis
12,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Wenn die vier Ziffern auf dem Radiowecker kurz vor Mitternacht wegkippen und eine ganz neue Zeit erscheint, ist Wanja jedes Mal fasziniert. Doch dann erhält sie eine geheimnisvolle Einladung zu der Ausstellung „Vaterbilder“. Dadurch erhält sie Zutritt zu einer anderen Welt, in das Land Imago. Begib dich mit auf eine fantasievolle und nachdenkliche Reise in Wanjas eigene Seele, die du nicht vergessen wirst.

Beurteilungstext

Der Fantasy-Roman liest sich sehr spannend und packend. Mit zunehmendem Text Inhalt wird es auch für uns Leser schwieriger, das Buch zur Seite zu legen. Schon das Cover sieht sehr ansprechend und auch geheimnisvoll aus. Das schwarze kreisförmige Scherenschnittmotiv, das einen Trapezkünstler vor cremefarbenen Hintergrund darstellt, wirkt regelrecht anziehend. Darunter der Buchtitel „Imago“; was soll das bedeuten? Sind das ein Name, eine Stadt, ein Objekt? Später erfahren wir, dass es mehreren Jugendlichen möglich ist, in dieses fantastische Land zu reisen. In unterschiedlichen Zeitabschnitten erhalten die Erlesenen dazu eine Einladung, die nur ihnen in einem roten Rahmen erscheint. Mal ist es eine Botschaft in der Zeitung oder auf einer Plakatwand, die Rückenansicht eines Buches oder eine Ansage im Walkman bzw. über Kopfhörer im Museum… Frau Isabel Abedi gelingt es wieder einmal, sehr fantasievoll, nachdenklich und auch beflügelnd zu erzählen. Sie lässt die realistische Welt gekonnt mit den Ereignissen in Imago abwechselnd verschmelzen. Beim Lesen des Abenteuers tauchen wir wahrlich ein und ab und identifizieren uns zunehmend mit den Alltagsnöten der Jugendlichen. Die Autorin beschönigt nichts und gibt uns einen tiefen Einblick in menschliche Seelennöte. Die dreizehnjährige Wanja führt ein normales Leben mit ihrer alleinerziehenden Mutter. Das Verhältnis zwischen ihrer Großmutter und Mutter ist gespannt und kühl. Aber Wanja mag ihre Oma und Uroma. Gerne verbringt sie auch ihre Ferien dort. Es ist interessant zu erfahren und zu erkennen, wie Erziehungsstile und Verhaltensweisen von einst die Entwicklung der Personen geprägt haben. Es gibt viele Passagen in der Handlung, die uns das spiegeln. Beispielsweise bevorzugt Herr Sander seine kluge und hübsche Tochter Britta besonders auffällig, gegenüber der jungen pummeligen Achtjährigen. Ihren Wünschen schenkt er keine Beachtung und reagiert ihr gegenüber auf alles lieblos, genervt und vorwurfsvoll. Die verzogene Britta selbst spricht nur abschätzend über ihre jüngere Schwester. Erst als der Vater sich auch von ihr abwendet, die Familie hängen lässt, weil er ein Verhältnis mit seiner Assistentin hat, wünscht sie sich für dieses „Arschloch“ nichts Gutes und freut sich mal für ihre Opfer-Schwester, dass diese nun vor ihm Ruhe hat. Auch die Vaterfiguren von Mischa und Alex sind nicht besser. Der Eine säuft und schlägt, der Andere spielt sich diktatorisch auf und täuscht seiner Mitwelt etwas vor. Beide Jungen halten nichts von ihren „Alten“. Aber Wanja wüsste zu gerne, wer ihr Vater ist, ob er noch lebt, was zwischen ihm und ihrer Mutter vorgefallen ist, warum ihre Mutter und auch sonst niemand ihre Fragen darum beantworten? Fragen über Fragen, die in dem Kopf der Pubertierenden herumschwirren. Sehr viel Empathie durchzieht die Handlung und gekonnt lässt uns die Autorin in die Gedankenwelt der Jugendlichen einfühlen. Es ist schon ein hartes Los, mit was für Seelennöten die heranwachsenden Jugendlichen klar kommen müssen, wie abfällig oder auch zugewandt sie sich untereinander verhalten können. Manchmal möchte man am liebsten eingreifen und unterstützen. Teilweise kommt auch Schadensfreude auf. Wenn beispielsweise die eingebildete und überschminkte, schicke Britta nicht die Auserkorene des blonden Schullandheims-Schülers ist, sondern er Wanja bevorzugt. Jedoch das lässt Britta auch Wanja lange Zeit spüren und ignoriert ihre einstige Freundin erstmal, bis diese aber in deren Notlage, ohne Frage und Vorwürfe, wieder für sie da ist. Es ist wohltuend mitzuerleben, wie Mischa, Alex und auch Wanja sich immer mehr öffnen können, sich stärkend wandeln und selbstbestimmter entwickeln. Das Verhältnis zwischen Mischa und Wanja war von Anfang an besonders; da gab es gleich Hingezogenheit, die aber nichts mit Verliebtheit zu tun hatte. Wanja kann sich immer weniger mit „dem Mädchenclub“, wie ihn Mischa betitelte, identifizieren. Das Gerede um Mode, Styling Tipps, Urlaubsanlagen etc., und das abschätzige Lästern über den Außenseiter und Einzelgänger Mischa und sein Äußeres nerven sie zusehends, und sie hält sich immer öfters von ihnen fern. Wiederholt scheint den Mädchen ein gewisses Maß an Feingefühl zu fehlen und was echte Freundschaft ausmacht, müssen sie auch erst noch lernen. Nicht nur durch deren spitzzüngigen Bemerkungen um ihre Väter zieht sich Wanja mehr von ihnen zurück. Und wieder einmal erhält sie von ihrer Mutter Jo keine Antwort auf ihre vielen Fragen um ihren Erzeuger. Im Gegenteil, diese schnauzt ihre Tochter so vorwurfsvoll an und bedenkt dabei gar nicht, dass es nicht nur für sie seelische Pein bedeutet, ohne Partner/ Vater des Kindes zu sein. In der Handlung werden wir verblüfft Zeugen, wie sich die bestimmten Teenager nach Imago begeben und sich dort von einem bestimmten Bild ansprechen lassen. Regelrecht „angezogen“ werden sie von den Motiven, so beschreiben sie es und können es sich selbst nicht erklären. Bei Alex ist es der „Mönch“ und obwohl es bei Mischa und Wanja dasselbe Motiv ist, der „Akrobat“, sieht Mischa in ihm den „Musiker“. Der Aufenthalt in Imago beim Zirkus Anima ist immer wieder sehr spannend mitzuerleben. Fast immer ertönt der Gong zum Aufbruch für die Kids in den scheinbar unpassendsten Momenten und dann kehren sie wieder in den Alltag zurück. Dabei quälen sie fortwährend die Fragen um Taro, den schwarzen Vogel etc. Und sehnlichst erwarten sie wieder eine neue Einladung, um dorthin zurückzukehren. „Dort“ fühlen sie sich aufgenommen, verstanden, zugehörig und wichtig. Mischa kann bestens trommeln und Wanja scheint eine begabte Turnerin am Trapez zu sein. Beides Eigenschaften, die Taro besitzt. Doch dann taucht der schwarze Vogel auf, wird größer und größer von Mal zu Mal und immer angriffslustiger. Sein Hauptopfer ist Taro; er scheint ihn zu besitzen und fast leblos zu machen. Die Kids werden sich ihrer Gefühle und „Vaterbilder“, ihren Ängsten immer bewusster. Auch durch Amon erfahren sie, dass der schwarze Vogel von ihrer Angst und Wut genährt wird und nur dadurch an Größe und Macht gewinnen kann. Sie sollen sich ihren Gefühlen/ Ängsten stellen. Das schaffen Beide. Nicht nur als Wanja für Mischa wagemutig eintritt und ihm wieder zu seinem „Reisekörper“ verhilft; sondern auch als Mischa und sie gemeinsam dem schwarzen Vogel von Angesicht zu Angesicht kampfbereit gegenüberstehen, wachsen sie über ihre Grenzen hinaus. Wir verstehen immer besser die Antworten die die „Halbgeschwister“ bekommen: „Die Vaterbilder sind so alt wie die Welt. Was ihr in diesen Bildern seht, verändert sich. Von Jahr zu Jahr, von Generation zu Generation und von Mensch zu Mensch. Jeder sieht in diesen Bildern, was er darin sehen will. Und damit beantwortet sich auch die Frage, von wem die Bilder sind. In gewisser Weise seid ihr selbst die Künstler. Und über das, was wirklich, und das was nicht wirklich ist, haben sich schon seit Urzeiten unzählige Menschen den Kopf zerbrochen, und noch heute scheiden sich an dieser großen Frage die Geister. Für meine Begriffe ist all das, was uns wirklich berührt, auch wirklich wahr. Und wenn sich unser Innerstes für eine Welt öffnet, dann öffnet sich diese Welt auch für unser Innerstes und wird unsere Wirklichkeit – solange wir es brauchen.“. Mischa und Wanja lernen zusehends ihren eigenen Gefühlen besser ins Gesicht zu sehen, um sie dadurch kennen und beherrschen zu können. Wir werden dabei Zeugen von sehr vielen emotionalen Erschütterungen der Teenies. Letztendlich klärt sich der Spannungsbogen und es stellt sich heraus, dass Mischa und Wanja Halbgeschwister sind. Letztendlich sind beide Kinder ohne ihren leiblichen Vater aufgewachsen, der ihre Mütter doch so geliebt hatte. Die Enttäuschung um den Vertrauensbruch trägt Jo immer noch in sich, jedoch nun gewährt sie ihrer Tochter, sich selbst eine Meinung, ein Bild von ihrem Vater machen zu können. Mischa und Wanja erwarten nun die Ankunft ihres leiblichen Vaters und sind sehr gespannt. Damit endet der sehr empfehlenswerte und spannende Roman, und lässt auch uns leider mit vielen Fragen zurück. Gerne hätte ich erfahren, was bzw. wie der Erzeuger sich in seiner Vaterrolle fühlte; was und ob überhaupt er zu seinem Verhalten als Vater in all den Jahren dachte? Vaterbilder – Vaterrolle!!!

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von WS; Landesstelle: Thüringen.
Veröffentlicht am 21.12.2023

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