Waggon vierter Klasse. Eine Spurensuche in der Nachkriegszeit

Autor*in
Domes, Robert
ISBN
978-3-570-31352-7
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
352
Verlag
cbj/cbt
Gattung
Erzählung/Roman
Ort
München
Jahr
2021
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiKlassenlektüre
Preis
10,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die 16-jährige Martha begibt sich auf Spurensuche über das Leben von Alois Roth (1893 – 1945)

Beurteilungstext

Die 16-jährige Martha ist mit ihrem Vater 1948 aus Polen nach Bayern geflüchtet und bewohnt in Obergünzburg im Allgäu einen ausrangierten Eisenbahnwagen, der – ohne Räder und nicht auf Schienen – etwas außerhalb des kleinen Ortes steht. Allein durch die Wohnlage fällt den Flüchtlingen die Integration schwer. Schon vor dem Krieg hat Alois Roth den Waggon bewohnt: Auch er war eine Art Außenseiter, der im Dorf nur schwer Fuß fassen konnte. Während sein älterer Bruder Hermann die Gaststätte des Vaters übernahm, fand er – trotz guter Schulbildung – keine richtige Arbeit und begann zu klauen und Ware zu schmuggeln. Natürlich brachte ihn das zwischendurch immer wieder ins Gefängnis, aber er kehrte anschließend immer wieder nach Obergünzburg zurück und wohnte im Waggon 4. Klasse. 1944 wurde er verraten und kam ins KZ nach Auschwitz. Martha ist neugierig und versucht, etwas über den ehemaligen Waggonbewohner herauszufinden. Das wiederum sehen die Dorfbewohner gar nicht gerne.
Eigentlich wird in dem gut recherchierten Roman die Lebensgeschichte von Alois Roth erzählt, der tatsächlich existiert und in einem Eisenbahnwaggon vor den Toren von Obergünzburg gelebt hat. Geschickt wechselt Robert Domes von Kapitel zu Kapitel die Perspektive: abwechselnd wird Alois‘ und Marthas Geschichte erzählt. Jahreszahlen helfen dem Leser, den Überblick zu behalten. Verbindendes Element der beiden Hauptfiguren ist der Ort, an dem beide gewohnt haben: der ausrangierte Waggon Vierter Klasse. Der Schreibstil von Robert Domes ist schon (wie in seinem ersten Roman „Nebel im August“) gewohnt mitreißend und mitfühlend. Beide Geschichte sind interessant und spannend zu lesen. Die Situation der Flüchtlinge, die in einer bayerischen Kleinstadt nur schwer integriert werden können, ist zeitlos und immer wieder aktuell. Das Buch ist für junge Menschen ab 14 Jahren geeignet, die schon ein bisschen Hintergrundwissen über die Hitler-Zeit und das 3. Reich mitbringen. Auch wenn der Titel des Romans mit „Waggon Vierter Klasse“ gut gewählt ist, führt das Titelbild (ein überfüllter Eisenbahnwaggon, bei dem Menschen auch draußen auf der Plattform stehen, weil sie unbedingt mitfahren möchten) ein bisschen in die Irre: Der Waggon, in dem Alois Roth und später Martha wohnten, hatte keine Räder, diente nicht der Fortbewegung und stand nicht auf Schienen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Dorothee Reineke; Landesstelle: Nordrhein-Westfalen.
Veröffentlicht am 05.06.2022

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