Nebel im August - Die Lebensgeschichte des Ernst Lossa

Autor*in
Domes, Robert
ISBN
978-3-570-30475-4
Übersetzer*in
Ori. Sprache
/
Illustrator*in
Seitenanzahl
348
Verlag
Gattung
Ort
München
Jahr
2008
Lesealter
14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
7,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Ernst Lossa wurde nur fünfzehn Jahre alt. Er wurde umgebracht, weil er nicht in das Weltbild des Nationalsozialismus passte.

Beurteilungstext

Als Kind “Fahrender Händler” wird Ernst Lossa im Alter von vier Jahren seiner Familie entrissen und in ein Waisenhaus gesteckt, wo er als “Zigeuner” beschimpft den Schikanen der älteren Jungen und der Strenge der Nonnen ebenso ausgeliefert ist, wie nach seinem Schuleintritt den harten Erziehungsmethoden nationalsozialistischer Lehrer und Lehrerinnen. Unter diesen Bedingungen entwickelt sich Ernst zu einem “schwer erziehbaren, diebischen” Jungen und wird, als “asoziales Element” abgestempelt, zunächst in ein Erziehungsheim und zuletzt in die Psychiatrie, in das “Irrenhaus” Kaufbeuren/Irsee eingewiesen, wo er, kaum fünfzehn Jahre alt, mit einer Überdosis Morphium gespritzt und getötet wird. Das sind die Fakten, die der bewegenden Biografie zugrunde liegen.
In Romanform - eingerahmt in Prolog und Epilog - wird von dem kurzen Leben Ernst Lossas erzählt, dessen Existenz im Nazi-Jargon als “lebensunwert” gilt und zur “Ausmerzung” verurteilt ist. Den Stationen entsprechend, die Ernst Lossa durchläuft, ist der Roman in fünf Bücher unterteilt: angefangen mit der frühen Kindheit im Wohnwagen oder in einem Haus mit Eltern und Geschwistern zusammen über das Waisenhaus in Augsburg, dem Erziehungsheim in Markt Indershof bis hin zur Heilanstalt und dem “Irrenhaus” in Kaufbeuren/Irsee. Bewusst hat der Autor, wie er im Nachwort erklärt, eine Erzählperspektive gewählt, “die auf Augenhöhe des Jungen bleibt”. Dadurch wird es Lesern möglich, sich in Ernst Lossas Lage zu versetzen, seine Traurigkeit, seine Auflehunung und seine Verlorenheit nachzuempfinden. Aber nicht nur aus dem Grund wird das Buch, das im Anhang mit Zeittafel und Glossar versehen ist, spurlos am Leser vorbeigehen können. Es ist auch das Vorwort des Psychiaters, der die Ärzteschaft anklagt, die sich in die Tötungsmaschinerie der Nazis einspannen ließ und es ist das emphatische Nachwort des Autors, in dem er von den umfangreichen Recherchen zu Ernst Lossas Lebensgeschichte erzählt. Beiden, dem Psychiater und dem Autor, geht es darum, dem hingemordeten Jungen ein Denkmal zu setzen und an einem Einzelfall die menschenverachtende Rassen- und Behindertenpolitik des Hitler-Regimes darzustellen. Der vermeintliche Nebel im August, den die Jungen am Fenster der Psychiatrie wahrnehmen, steigt Abend für Abend am Waldrand Richtung Dachau auf, “als rote Farbe, die alles verschlingt, bevor sie sich in Nebel auflöst”. Damit das, was in der Nazi-Zeit geschehen ist, sich niemals in Nebel auflösen kann, muss es Bücher wie “Nebel im August” geben, wozu auch eine Unterrichtserarbeitung vorliegt.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Wie.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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