Nebel im August - Die Lebensgeschichte des Ernst Lossa

Autor*in
Domes, Robert
ISBN
978-3-570-40328-0
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
352
Verlag
Gattung
Ort
München
Jahr
2016
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
9,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Ernst Lossa wird als Kind von Jenischen 1929 geboren. Ermordet wird er in einer Anstalt für Behinderte 1944. Die ersten vier Jahre wächst er in seiner Familie auf, dann wird er zum Spielball der Fürsorge. Sein Schicksal lässt schaudern.

Beurteilungstext

Fünf Jahre recherchierte der Autor zum Leben des Ernst Lossa. Das einzige Foto, das von Ernst existiert, zeigt einen traurigen und zugleich herausfordernden Jungen.

Der Autor nimmt den Leser mit in eine unbekannte Welt, zum einen in die Welt der Fahrenden, der Jenischen, zum anderen in die Zeit des Nationalsozialismus, zum dritten in die Welt der psychiatrischen Anstalten und Erziehungsheime.

Ernst ist das erste Kind sehr junger Eltern, die am Existenzminimum leben. Die geschilderte Armut ist für uns unvorstellbar. Die Mutter liebt ihre Kinder, Ernst fühlt sich wohl. Er liebt das Leben im Planwagen und hasst die Zeit, in der die verkommene Wohnung genutzt wird. Mit vier Jahren kümmert er sich liebevoll um seine beiden kleinen Schwestern. Er versucht, alles gut zu machen, aber das schafft er natürlich nicht.
Aber das Schicksal meint es nicht gut mit Ernst: Die Fahrenden werden verfolgt, die Mutter erkrankt schwer, die Fürsorge greift ein. Die Kinder kommen in Heime. Es beginnt ein Leben mit trügerischen Hoffnungen, Mobbing, harten Strafen, Enttäuschungen, instabilen Freundschaften, kleinen Freuden, Schutzlosigkeit. In dieser Umgebung wird Ernst sozialisiert.
Alles, was er hier lernt und seine Herkunft werden ihm später zum Verhängnis. Sein Fall dient als Präzedenzfall 1949 in einem Gerichtsprozess.

Bücher über Opfer können ihnen die Würde zurückgeben. In seinem Nachwort gibt der Autor Auskunft über die Quellenlage, über offene Fragen, die Recherche. In der Zeittafel findet man unter anderem das Euthanasiegesetz im Wortlaut. Im Glossar wird ausführlich erklärt, wer die Jenischen sind.
Fazit: Die Geschichte von Ernst Lossa berührt. Sie zeigt, wie wichtig es ist, die Würde des Menschen zu schützen. Was damals in Heimen Kindern angetan wurde, ist aus heutiger Sicht unglaublich.
Der Autor hatte nicht zum Ziel, die Versäumnisse der Justiz nach den Massenmorden an Schutzbedürftigen aufzugreifen. Wenige Täter wurden angeklagt, die Strafen waren gering.

Aus dem Film zum Buch sind zahlreihe Fotos abgedruckt.
Fazit: Eine lohnenswerte Lektüre über ein trauriges Schicksal.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Fee; Landesstelle: Niedersachsen.
Veröffentlicht am 22.09.2016

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