Viktor und der Wolf

Schlagwörter

• Familie
• Natur
• Tiere

Teaser

Das Thema Wölfe ist aktuell. Diese Geschichte ist viel spannender und interessanter, als es der Titel "Viktor und der Wolf" vielleicht erwarten lässt.

Beurteilungstext

Viktor, 11 J., hat sich nach dem Tod seines Vaters vor zwei Jahren sehr verändert. Er ist scheu geworden, fühlt sich "wie abgetrennt vom Rest der Welt", verliert den Kontakt zu seinen Mitschülern und verbringt seine Zeit am liebsten auf einem stillgelegten alten Güterbahnhof. Hier beobachtet er Vögel, sucht nach Käfern und Fröschen, sammelt Steine, Schnecken und Würmer und entdeckt eines Tages einen seltsamen Schatten. Es ist tatsächlich ein Wolf. Viktor spürt, das Tier muss verletzt sein. Er bringt dem Wolf Wasser und wird dabei von seinen "Erzfeinden" aus der Klasse beobachtet. Die Aufregung und Angst vor dem Wolf ist groß. Polizisten mit Hunden rücken an, werden aber von einer Tierärztin und ihrem Team gestoppt. Als Viktor am nächsten Tag erscheint, ist der Wolf verschwunden und er entdeckt die Reifenspuren und Profilabdrucke von schweren Schuhen. Viktor gibt nicht auf. Er sucht nach dem Wolf. Und jetzt wird die Geschichte richtig spannend. Man erfährt nämlich Schritt für Schritt die Vorgeschichte des Wolfes und kann nun sein eigentlich untypisches Verhalten bei der ersten Begegnung mit Viktor verstehen. So viel sei verraten, es gibt ein gutes Ende, der Wolf wird nicht ein zahmer Weggenosse für Viktor, aber Viktor findet Freunde, überwindet seine Traurigkeit und entwickelt Lebensmut und Selbstbewusstsein.

In 34 überschaubaren Kapiteln wird das Geschehen von Viktor und dem Wolf erzählt. In manchen Kapiteln steht Viktor im Mittelpunkt, dann wird aus seiner Sicht erzählt. Steht der Wolf im Mittelpunkt, erlebt der Leser das Geschehen aus seiner Perspektive. Dadurch wird das Erzählte sehr lebendig. Der Leser erfährt so viel über die Spezies Wolf, höchst interessant, aber nicht belehrend.
Der Text liest sich leicht, klarer Druck, ausreichender Abstand zwischen den Zeilen und eine bildreiche und anschauliche Sprache.
Wenige Illustrationen (schwarz-weiße Zeichnungen) gibt es zum Text, so richtig notwendig erscheinen sie mir nicht.
Dass der jugendliche Held mit seinen 11 Jahren ein so fundiertes Fachwissen erwirbt und so souverän damit umgeht, ist eher ungewöhnlich. Er ist es ja auch, der die dunklen Machenschaften einzelner Erwachsener aufdeckt. Aber der ebenfalls jugendliche Leser wird das lieben, Viktor bewundern und sich mit ihm identifizieren können.