Viktor und der Wolf

Autor*in
Klug, Hannes
ISBN
978-3-499-21746-3
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Korthues, Barbara
Seitenanzahl
140
Verlag
Rowohlt
Gattung
Ort
Reinbek
Jahr
2016
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
9,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Nach dem Sturm zieht es Viktor zum Güterbahnhof. Da sieht er ihn: einen Wolf. Viktor nennt ihn Streuner und geht ihm nicht mehr aus dem Sinn. Der Junge bleibt dem Wolf auf den Fersen. Die Beziehung, die sich zwischen beiden entwickelt, wird zum Lebensthema von Viktor, zum Leidwesen seiner Mutter. So wird er Wolfsforscher, Wolfsunterstützer, Freund und steckt auch andere an. Am Ende führt die Geschichte zu einem Neubeginn für beide, für Viktor und den Wolf.

Beurteilungstext

Ein Buchtitel, der neugierig macht und Bilder auslöst: Wolf im Märchenwald und Urgestalt des Bösen. Daneben der aktuelle Wolf, der zurückkehrt aus den Märchen zu uns. Der Schafszüchtenden schlaflose Nächte bereitet, während Tierschützende für ihn kämpfen. Der Wolf, der polarisiert, der Freunde hat oder Feinde.
Mit so einem befreundet sich Viktor.
DER STURM KAM AM ABEND. Ein toller Satz für den Einstieg in eine Geschichte. Kurze Kapitel, knappe Überschriften, auch inhaltlich für jüngere Kinder geeignet; denn Viktor wird im Kontakt zur Mutter, zur Schule und zu seinen Freunden auf eine Weise geschildert, die auch den Alltagserfahrungen von GrundschülerInnen entspricht … bis auf einige Fachinfos zum Thema WOLF.
Und auch Barbara Korthues spricht mit ihren Kinderfiguren Lesende am Beginn ihrer Lesekarriere an.

Die Wolfsbegegnung wühlt Viktor auf und auch mich und vermutlich auch die Lesenden: ER SPÜRTE DIE ANWESENHEIT DES WOLFES IM GANZEN KÖRPER. ALS OB STROM DURCH SEINE NERVEN FLOSS.
Viktor kann kaum noch schlafen: Mir scheint, er sei wolfsverrückt geworden.
Und weil das so ist, braucht im Hintergrund kein toter Vater vorzukommen. Es ist sogar schade; denn so sieht es danach aus, als solle die Wolfsbegegnung zu irgendwas da sein, was kompensiert werden muss. Auch spielt der Vater kaum eine Rolle im Verlauf des Buches.
Hannes Klug schildert anschaulich, wie das Umfeld auf Viktors Interessenlage reagiert: Sein Lehrer schüttelt den Kopf, wird strenger mit ihm. Die Mutter gerät an den Rand der Verzweiflung, als Viktor sich in immer neue Gefahren begibt.
Seine Mitschüler veräppeln ihn, nennen ihn EXPERTE. Heulen wie Wölfe.

Auch der Wolf fühlt sich keineswegs von seinem Umfeld verstanden. Mir gefallen die Pannen, zu denen das führt:
Wie viel Mühe das Tier sich gab, eifrig Wolfsspuren zu kratzen und zu markieren, um sich an die Wohnung des Vor-Besitzers zu gewöhnen. Nur leider verstand der nichts von Wölfen.
Viktor hingegen versteht viel.
Wolfsverrückt geworden dreht er sie alle um, seinen strengen Lehrer, die Mutter und auch die Schulkinder … und gewinnt Klara (sie, selbst wolfsverliebt!) zur Freundin.
Diese Art von Beziehung zwischen Mädchen und Junge ist besonders:
Nicht Imponiergehabe verbindet die beiden, sondern die gemeinsame Sorge um ihren Wolf, der in Gefahr gerät.
Anschaulich zeigt das Barbara Korthues auf Seite 140 mit ihrem Wolfsbild:
der betäubte Wolf
liebevoll umhüllt
unter einer karierten Decke.

Anfangs steht die Geschichte mit Viktor im Zentrum und die interessante Idee, sich in den Wolf hineinzuversetzen. Hannes Klug schreibt sie einfühlsam und nachvollziehbar.
Später bremsen manchmal zu viele Wolfsinfos Spannung und Eigenart der Geschichte ab. Da drängelt sich das Sachbuch vor und stört die Lebendigkeit, vor allem wenn sich Wolfsinfos in Dialoge schieben.

In den letzten beiden Kapiteln läuft alles wie am Schnürchen und auf ein gutes Ende zu. Der Wolf wird gerettet vor einer letzten großen Gefahr wie bei Peter und der Wolf. Und Viktor kommt ihm unwölfisch(?) nah, leckt Viktors Pfote, heult mit dem Wolf in der Nacht, als gehörte er zu seinem Rudel, begrüßt ihn wie Wölfe einander begrüßen.
Mir geht das ein bisschen zu weit. Da hätte ich mir ein paar Pleiten gewünscht, nur ganz kleine Pannen. Vor allem hätte ich dem Wolf nicht hinterherschauen müssen in seinen Wald, in seine Zukunft.
Aber jetzt gehe vermutlich ICH zu weit.
Der Schluss, den Hannes Klug für sein Werk gewählt hat … wärmt die Seele.

mein Lieblingssatz: S. 74
DIE FRAU ZÜNDETE SICH EINE ZIGARETTE AN. IHRE AUGEN SCHAUTEN SO REGLOS AUS IHREN HÖHLEN, ALS OB SIE DARAUF WARTETEN, DASS EINE AMPEL AUF GRÜN SPRANG.

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Diese Rezension wurde verfasst von G-KH; Landesstelle: Schleswig-Holstein.
Veröffentlicht am 11.09.2016

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