Unsere Zukunft träumen
- Autor*in
- Thoma, Patricia
- ISBN
- 978-3-407-75609-1
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- Thoma, Patricia
- Seitenanzahl
- 68
- Verlag
- –
- Gattung
- BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
- Ort
- Weinheim
- Jahr
- 2021
- Lesealter
- 10-11 Jahre12-13 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 17,00 €
- Bewertung
Teaser
Dieses Bilderbuch thematisiert sechs wichtige Zukunftsfragen und will Heranwachsende anregen, ihre Zukunft zu entwerfen und mitzugestalten.
Beurteilungstext
„Was sollen wir essen?“, „Was wollen wir anziehen?“, „Wie wollen wir wohnen?“, "Wie wollen wir uns fortbewegen?“, "Wie wollen wir unsere Energie erzeugen?“, „Was wollen wir wissen?“ und „Was wollen wir spielen?“, so lauten die sechs Zukunftskapitel, die sich jeweils über mehrere großflächig bemalte Doppelseiten erstrecken. Zu jeder Frage hat sich die Autorin in der Welt umgeschaut und macht mit technischen Neuerungen sowie neuen Ideen und Entwürfen bekannt. Entsprechende Verweise und Links im Anhang ermöglichen den Leser*innen, sich solche Modelle genauer anzuschauen. Zu Beginn der Kapitel werden die Adressat*innen direkt angesprochen: „Stellt euch vor", „Kennst du das Gefühl?“, „Was hast du heute gefrühstückt?“. Es folgen erklärende Texte, die weniger Missstände skizzieren, als dass sie neue Ideen vorstellen, z.B. Schulranzen aus recycelten Plastiktüten oder nährstoffreiche „I-Cakes“, die Menschen bei Naturkatastrophen oder in Kriegsgebieten das Überleben sichern können. All dies ist positiv hervorzuheben.
Die Bilder sind in Pastelltönen und leicht verschwommen gehalten, was zum Buchtitel „Unsere Zukunft träumen“ passt. Irritierend wirkt, dass fast alle der abgebildeten Personen auffallend rote Wangen haben.
Obwohl der Titel Offenheit gegenüber unterschiedlichsten Zukunftsentwürfen suggeriert, vollzieht sich das Träumen doch stark gelenkt. Viele der Anregungen laufen in eine ähnliche Richtung: Angeknüpft wird an eine hochtechnisierte Großstadtwelt, die somit unhinterfragt als gegeben vorausgesetzt wird. Dass Kleidungsstücke künftig vielleicht einmal etwas über den Charakter oder die Stimmungen ihrer Träger*innen aussagen könnten, wird als verlockend dargestellt und über künstliche Intelligenz heißt es abschließend: „Deshalb tüfteln Forschende daran, unser Gehirn mit einem Computer zu verbinden. Dieses ‚Superhirn‘ könnte dann denken und fühlen.“ So bleiben Anregungen meist im Affirmativen stecken, ohne dass die Gefahren technischer Entwicklungstrends mitbedacht würden.
Menschen, mit denen Kinder es zu tun haben, also Eltern, Lehrkräfte, Gleichaltrige oder Erwachsene unterschiedlichen Alters, tauchen eher selten auf. Das Kind auf der ersten Doppelseite isst allein von all den Köstlichkeiten, die auf dem Tisch stehen, beim Wohnen sind Gebäude ohne Menschen abgebildet, futuristische Verkehrsmittel schwirren durch eine unwirtliche, menschenleere Mega-City. In dem Kapitel „Was wollen wir wissen?“ wird Kritik an einem überwiegend rezeptiven Lernen geübt, was seit langem Konsens ist. Kontrastierend dazu werden Jugendliche gezeigt, die an ihren Laptops oder Smartphones allein oder zu zweit das lernen, was sie interessiert. Beim Betrachten entsteht der Eindruck, dass Bildung ohne Lehrpersonen besser funktioniert. Ergebnisse neuerer Untersuchungen widerlegen diese These. Auch die Bedeutung eines Lernens, das Kopf, Herz und Hand miteinander verbindet, spielt auf den Abbildungen keine Rolle.
Eine Darstellung technischer Neuerungen, die deren Ambivalenzen nicht in den Blick nimmt, läuft Gefahr, einer naiven Technikgläubigkeit Vorschub zu leisten. Hinzu kommt eine eher geringe Offenheit gegenüber Zukunftsträumen von Kindern und Jugendlichen, die vielleicht in eine ganz andere Richtung laufen. Auch das schmälert die Qualität dieses gut gemeinten Buches.