Unsere Zukunft träumen

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• Natur
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Teaser

Wie wird wohl die Zukunft aussehen? Wir wissen es nicht, aber immer wieder haben Visionär:innen uns neue Optionen gezeigt. Im Sachbilderbuch werden einige realisierte und nicht realisierte Projekte vorgestellt, z.B. zum Thema Essen, Wohnen oder Kleidung. Bleibt noch die Frage: Was stellst du dir für die Zukunft vor?

Beurteilungstext

Patricia Thoma wählt für ihr Sachbilderbuch den Titel „Unsere Zukunft träumen“ und macht damit schon zwei Grundannahmen des Buches deutlich: Es wird nicht irgendeine Zukunft, sondern „unsere“ gezeigt. Gleichzeitig markiert das Träumen, dass es sich um eine fiktiv fantastische Vorstellungswelt handeln könnte, die in diesem Buch vorgestellt wird. Dies korreliert mit dem Coverbild, auf dem ein Kind in einer liegenden Position zu sehen ist, das von den Tentakeln einer Qualle etwas abnimmt, während im Hintergrund seltsam geformte Gebäude, die übergroßen Korallen ähneln, zu sehen sind.
Schlägt man das Vorsatzpapier auf, so befinden wir uns zunächst vor dem Schreibtisch der Autorin und Illustratorin selbst, der als Foto mit einem Grünfilter abgebildet ist und auf dem sowohl Papier und Bleistifte als auch Farben und Pinsel zu sehen sind. Besonders auffällig sind aber die Fotos, die über dem Schreibtisch hängen und das Wort "Zukunft". Die Fotos zeigen besondere Gebäude oder Roboter, aber auch von Qualm und Smog vernebelte Städte und deuten schon die Spannweite des Themas an. So wird hier – ähnlich wie in anderen Büchern – eine Nähe zur Autorin und Illustratorin hergestellt. Die konsequente Verwendung des Personalpronomens „wir“ auch bei der Formulierung der Kapitelüberschriften z.B.: Was wollen wir essen? Wie wollen wir wohnen? Was wollen wir wissen? Was wollen wir spielen? sowie der einführende Text führen die Lesenden anhand von Fragen zur Zukunft machen die Intention des Buches deutlich: „Auch du bestimmst, wie die Zukunft sein wird, denn du kannst sie mitgestalten! […] Die Zukunft beginnt jetzt!“
In den einzelnen Kapiteln werden zu jedem Themenaspekt vier Doppelseiten gestaltet. Das Besondere daran ist, dass die kindlichen Lesenden immer direkt über Fragen aus ihrer Lebenswelt angesprochen werden. Beispielsweise sieht man im Kapitel „Was wollen wir essen?“ ein Kind mit geschlossenen Augen genießend vor einem noch leeren Teller sitzen, während sich die Erdbeertorte, Pizza, Burger und Spaghetti darum gruppieren. Implizit, aber direktiv wird dabei auch an die Lesenden der Auftrag vermittelt, die Augen zu schließen und sich in ein Schlaraffenland zu träumen. Doch diese schönen Dinge haben auch ihre Schattenseiten, wie z.B. lange Transportwege oder schwierige Herstellungsbedingungen, die aber nicht näher ausgeführt oder beleuchtet werden. Auf den folgenden Doppelseiten werden vielmehr Projekte in Bild und Text präsentiert, die alternative Ernährungskonzepte verfolgen, seien das der Prinzessinnengarten in Berlin oder I-Cakes, die alle Nährstoffe für einen Tag in einem Keks vereinen. Wozu sollte das gut sein? Diese Frage wird gestellt, ohne konkrete Antworten darauf anzubieten. Sie eröffnen vielmehr einen offenen Denkraum, der angeregt durch die dargestellten Initiativen viele Möglichkeiten zur individuellen oder kollaborativen Themenvertiefung bietet. Zu allen kurz angesprochenen Projekten finden sich außerdem Endnoten, die die Authentizität derselben belegen.
Somit stellt Thoma in ihrem Buch eher Projekte vor, die Menschen erdacht haben, um das zukünftige Zusammenleben anders bzw. möglichst besser zu gestalten. Die Sammlung ist sehr vielseitig und fußt auf einem sehr breiten Wissen, geht aber nicht besonders intensiv auf die einzelnen angesprochenen Aspekte ein. Vielmehr soll angeregt werden, über im Text aufgeworfene Fragen nachzudenken und in diesem Zusammenhang über die angebotenen Verweise hinweg selbst genauer zu recherchieren.
Die Illustrationen im Buch sind farblich dominant in Grau- oder Grüntönen gehalten und mit einzelnen weiteren Farben akzentuiert. Viel ist mit Bleistift gezeichnet und koloriert, dabei bleiben die Schraffuren aber gut sichtbar als markantes Gestaltungsmerkmal. Ins Bild gesetzt sind meist kindliche Protagonist*innen, die mitunter die Lesenden direkt anblicken und übergroß den Bildraum füllen. Im Text wird häufig direkt auf das Bild Bezug genommen und eine Verbindung explizit hergestellt. Neben den Kindern werden auch bestimmte (kuriose) Tiere oder Objekte gezeigt, wie z.B. ein Trichterhaus.
So ist Patricia Thoma ein Sachbilderbuch gelungen, das einen Gedanken – nämlich Ideen für die Zukunft zu entwickeln – an zahllosen Beispielen aufzeigt und gleichzeitig Raum geben will, sich zum einen vertiefend mit den Projekten zu beschäftigen und zum anderen an bestimmten Punkten selbst aktiv zu werden und weiterzudenken. Ein zukunftsweisenden Kompendium, das sehr zu empfehlen ist.