Und zwischen uns eine Mauer

Autor*in
Kolb, Suza
ISBN
978-3-95728-492-1
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
208
Verlag
Knesebeck
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
München
Jahr
2021
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
16,00 €
Bewertung
nicht empfehlenswert

Teaser

Die 13-jährige Luisa aus West-Berlin reist wenig begeistert in den Sommerferien zu ihren Verwandten in die DDR. Diese leben in einem kleinen Dorf in Sachsen. Viel lieber hätte Luisa, wie ihre Freundin Nora, ihre Ferien am Meer in Italien verbracht. In Posenau verliebt sie sich in Uwe. Er will als freiheitsliebender Mensch und Fun westlicher Musik die DDR verlassen und zu Luisa nach West-Berlin fliehen.

Beurteilungstext

Gleich zu Beginn der Rezension sei der Hinweis angebracht, dass es ein Jugendbuch und eine filmische Adaption mit fast identischem Titel aus dem Jahr 2006 von Katja Hildebrandt "Zwischen uns die Mauer " gibt. Bei diesem Buch handelt es sich um einen autobiografischen Roman über den Alltag in der DDR und eine Liebesbeziehung zwischen zwei Jugendlichen aus der Bundesrepublik Deutschland und der DDR. Während sich Suza Kolb in ihrem fiktiven Roman auf einzelne Besuche in der DDR und ihre Familiengeschichte beruft, bezieht sich Hildebrandt auf ihre Biografie.
Um ihrem Roman eine gewisse Authentizität zu verleihen, fügt Kolb eine Zeittafel von subjektiv ausgewählten Daten und Fakten zur DDR-Geschichte (1945 -1990) im Anhang bei.
Beim Lesen der ersten Seite (Kap.1) weiß der Leser, was er u.a. zu erwarten hat. Es geht um einen fiktiven Bericht der Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Berlin, Abteilung XX vom 20.Juni 1963. Solche Berichte werden immer wieder als Hintergrund zur Handlung in den Erzählfluss eingefügt. Sie beziehen sich im wesentlichen auf die Beziehung der beiden Protagonisten, der 13-jährigen Luisa aus West-Berlin und den zwei Jahre älteren Uwe aus Posenau, über die der IM Zauberer berichtet. In vom Fließtext abgehobenen Passagen berichtet Luisa ihrer Freundin Nora von ihren Erlebnissen in Posenau. Der Plot des Romans ist recht simpel. Erzählt wird, dass Luisa aus West-Berlin anlässlich einer Silberhochzeit ihre Verwandtschaft in dem Dorf Posenau (Sachsen) besucht. Während ihres dreiwöchigen Aufenthalts im Sommer 1963 verliebt sie sich in den 16-jährigen Uwe, der westliche Musik liebt und der eine Zwillingsschwester hat, die begeistertes FDJ-Mitglied ist und Luisa aus dem Westen nicht leiden kann. Dramatischer Höhepunkt der Handlung ist der vereitelte Fluchtversuch von Uwe nach West-Berlin, da er in Posenau niemals singen darf, was er will.(S.149)

Als historischer Hintergrund für den Roman dienen viele Klischees über die DDR, die, hier in den Text integriert, gehäuft vorkommen, während die Liebesgeschichte von Uwe und Luisa poetisch wenig original gestaltet ist.
In dem kleinen, eher unbedeutenden imaginären Dorf, ist die Stasi immer präsent, etwa in Person vom Genossen Herbert: "Seine Augen sind stechend, sie durchbohren mich regelrecht."(S.67) oder als Uwe mit Luisa auf dem Bahnhof von Posenau auf den Zug wartet, weil Uwe fliehen will und plötzlich hinter dem Gebüsch ein Mann mit Gewehr auftaucht.(S.149) Und da ist dann noch der ständige Streit zwischen Luisa und Uwes "linientreuer" Zwillingsschwester Marietta. Typisch dafür ist die Reaktion Mariettas als ihr Luisa ihre Jeansjacke schenkt:" Will sie etwa Marietta Jagilski, ein oft gelobtes Mitglied der FDJ-Gruppe Posenau, mit dem Geschenk auf ihre Seite ziehen? Auf die Seite von Konsum, Oberflächlichkeit und Lügen? Auf die Seite eines Landes alter Kriegstreiber, die die Welt beherrschen wollen? Ja, sie weiß Bescheid, schließlich passt sie gut auf in der Schule."(S.97). Auch bei der Verwendung von charakteristischen Merkmalen zum Leben von Jugendlichen in der DDR gibt es zumindest Ungenauigkeiten. Es gab z.B. keine FDJ-Gruppenleiterinnen (gemeint wahrscheinlich, FDJ-Sekretäre), auch eine typische FDJ-Musik gab es nicht, ebenso wenig ein generelles Verbot von West-Musik in Diskotheken, die Worte "systemkonform" und "systemfeindlich" kamen zwar in westlichen Medien, weniger oder gar nicht im DDR-Wortschatz vor.

Suza Kolb hat zurecht viel Lob für ihre Kinderbücher erfahren, z.B. für die Haferhorde Bücher. Der Versuch, mit dem Titel "Und zwischen uns eine Mauer" ein Buch über das Leben von Jugendlichen in der moderaten DDR-Diktatur zu schreiben, ist nicht gelungen.

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Diese Rezension wurde verfasst von schl; Landesstelle: Sachsen.
Veröffentlicht am 08.02.2022

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