Und das gibt`s noch nicht?

Schlagwörter

• Kindheit
• Komik/Humor
• Sprachspiel
• Zukunft

Teaser

Was willst du später einmal werden? – Tolle, ungewöhnliche und kreative Antworten liefern die Protagonisten dieses Bilderbuchs.

Beurteilungstext

Welches Kind kennt nicht die häufig gestellte und oft nervige Frage: „Was willst du später einmal werden?“
Was weiß denn ich? Das ist doch alles noch ganz weit weg.

So ähnlich ergeht es dem kleinen Achill, als er auf einem Spaziergang durch die Stadt von seiner älteren Schwester Salomé diese Frage gestellt bekommt. Achill zögert zunächst. Schließlich sagt er: „Sorgenheiler“, ein wichtiger Beruf, bei dem man die Herzen trauriger Menschen wieder gesundmacht. Salome ist empört und tadelt ihn: „Das gibt es doch gar nicht!“

Der mehrfach ausgezeichnete belgische Illustrator Ian de Haes bildet diese Szene überaus gekonnt in einer einzigen, eine Doppelseite füllenden, farbenfrohen Zeichnung ab:
Die beiden Kinder im Dialog miteinander, das Mädchen mit einem verblüfften, fragenden Gesichtsausdruck, während der kleine Achill eher arglos, unbekümmert dreinschaut, fest seinen Lolli in der Hand. Um die beiden herum herrscht lebhaftes, menschliches Treiben: Zwei junge Frauen, die Arm in Arm spazieren, zwei alte Leute, die einander zugewandt sind und ihre Gesichter aneinander lehnen, ein Mann, der mit ernstem Gesicht auf einer Bank sitzt und einen Brief liest. Die Betrachter*innen können spekulieren, was diese Menschen hier wohl beschäftigt. Und mittendrin eilt ein deutlich größer gezeichneter Mann mit einer Tasche herbei, auf der kein rotes Kreuz, stattdessen ein rotes Herz abgebildet ist. Kein Zweifel, es ist der „Sorgenheiler“, der hier unterwegs ist.

Und so geht es weiter. Achill fallen immer neue Berufe ein, in denen man seinen Mitmenschen Gutes tun und die Welt ein bisschen besser machen kann: „Wünscheerfüller“, „Gehirnmechaniker“, „Tageverlangsamer“ oder „Komplimentbote“ sind nur einige seiner phantasievollen und kreativen Ideen. Er lässt sich dabei nicht entmutigen von der ablehnenden Haltung der großen Schwester, die immer wieder betont, dass es diese Berufe nicht gibt.

Der Autorin Marie Culot ist mit „Und das gibt´s noch nicht?“ ein sprachlich und inhaltlich anspruchsvolles, dabei phantasievolles und witziges Buch gelungen. Es macht großen Spaß, an Achills Erfindungsreichtum teilzuhaben. Man ist gespannt, die nächste Seite dieses Bilderbuchs aufzuschlagen, um zu lesen und zu staunen, was ihm als nächstes eingefallen ist. Die wie Buntstiftzeichnungen anmutenden Illustrationen, begleiten nicht nur hervorragend den Text, sie transportieren ihn ins Bild und setzen die ganze Kreativität und Komik frei.

Das Buch richtet sich an Kinder ab vier Jahren, die sich an den Illustrationen erfreuen werden, beim Verständnis der Begrifflichkeit jedoch sicher die Unterstützung erwachsener Vorleser*innen brauchen.
Grundschüler*innen könnten durch die Lektüre angeregt werden, selbst zu Beruferfinder*innen zu werden oder auch die Idee von Achill, „Wortsammler“ zu werden, weiter zu spinnen.
„Lasst uns gemeinsam Wörter suchen und sammeln, die kaum noch benutzt werden, damit sie bewahrt werden und nicht in Vergessenheit geraten!“, könnte ein Motto für solch eine Aktion sein.

„Und das gibt´s noch nicht?“ - Ein sehr empfehlenswertes, phantasie- und sprachlich anspruchsvolles Bilderbuch mit wunderbaren Illustrationen.