Überleben!

Autor*in
Pausewang, Gudrun
ISBN
978-3-473-35254-8
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
220
Verlag
Ravensburger
Gattung
Ort
Ravensburg
Jahr
2005
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,95 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Im Frühjahr 1945 ist die 16jährige Gisela mit ihren jüngeren Geschwistern und der Oma auf der Flucht vor der herannahenden Front. Irgendwo zwischen Breslau und Dresdnen wird der Bahnhof bombadiert und sie werden in einem Luftschutzkeller verschüttet. Nun beginnt für die kleine Gruppe der verzweifelte Kampf ums Überleben.

Beurteilungstext

Eine Großmutter schenkt ihrer 16-jährigen Enkelin die Geschichte ihres 16. Geburtstags, des Tages ihrer Rettung aus dem verschütteten Luftschutzbunker.
Eigenes Erleben erinnernd und verarbeitend erzählt Gudrun Pausewang von den Tagen im Februar 1945, als sich die 16jährige Gisela mit ihrer hochschwangeren Mutter, Großmutter und den jüngeren Brüdern auf den Weg Richtung Westen macht. In ihrem Dorf gab es einen Evakuierungsbefehl und so sind die allermeisten Einwohner unterwegs, auf der Flucht vor der schon gefährlich nahen Ostfront. Der Vater der Kinder ist als Soldat im Krieg, keiner weiß, ob er noch lebt.
Giselas Mutter muss schon bald den überfüllten Zug verlassen, um in einem Krankenhaus ihr Kind zu gebären. Auf einem Bahnhof warten die Kinder auf die Großmutter, die sich erkundigt, ob und wann ein Zug nach Dresden geht. Gisela grübelt in dieser Wartezeit nach, über die letzten Tage und Wochen im Dorf, als immer häufiger Todesnachrichten von gefallenen Soldaten kamen, als die Siegesgefühle der Nazianhänger immer kleinlauter ausfielen und als man schon hier und da realistisch genug war, zu sehen, dass dieser Krieg verloren ist. Plötzlich heulen die Sirenen - Fliegeralarm und eilig wird der Bahnhof evakuiert, die Menschen hasten in die umliegenden Luftschutzkeller, auch Gisela und ihre Brüder; die Großmutter ist noch nicht wieder aufgetaucht. Nun geschieht das, was alle befürchten: Sie werden bombardiert und die Kinder werden in den Toiletten des Bunkers eingeschlossen und sind verschüttet. Außer einem Soldaten im benachbarten Männerklo, mit dem sie sich durch kaputte Rohre verständigen, sitzen sie dort in völliger Dunkelheit, nur mit einem Rucksack. Zu ihnen gestoßen ist noch die verängstigte kleine Lotte, die in dem Durcheinander ihre Betreuerin verloren hat. Erst nach Tagen bangen Wartens und Kämpfens können sie befreit werden, aber der Soldat nebenan, der ihnen immer Mut gemacht hat ist gestorben…
Gisela als die Älteste organisiert das Durchhalten, regelt was zu regeln ist, macht den anderen Mut, obwohl sie manchmal selbst nahe am Verzweifeln ist, tröstet und teilt die kargen Essrationen und das kaum vorhandene Wasser ein.
Die Situation im verschütteten Keller nimmt den Hauptteil des Buches ein und dies sind zugleich die stärksten und überzeugendsten Passagen des Buches. Sehr anschaulich und realistisch erzählt und beschreibt G. Pausewang eine Situation, die die Kinder und vor allem für die Hauptfigur Gisela nur unter Aufbietung all ihres Überlebenswillens zu bewältigen ist. Schnell hat Gisela den Überblick über die fast ausweglose Situation und weiß, worauf zu achten ist. Sie nimmt die Erwachsenenrolle sofort an und versucht das zu tun, was die Mutter auch tun würde: Beruhigen, helfen, für Ordnung sorgen (Zähne putzen, sich waschen, trotz Dunkelheit einen Tag-Nacht-Rhythmus geben), mit den Kleinen spielen und vor allem sich nicht gehen lassen… Dass sie dies kann, ist auch dem ebenfalls verschütteten Soldaten nebenan zu verdanken, der mit ihnen spricht und sie trotz seiner noch schlimmeren Situation (er ist schwer verletzt) immer wieder aufmuntert und ihnen so emotional das Durchhalten ermöglicht.
G. Pausewang schreibt engagierte Literatur, die beeinflusst ist von ihrem eigenen Erleben, ihren Erfahrungen und dem festen Willen des Nie wieder! Dieses Anliegen durchdringt das Buch ohne die Nachgeborenen zu belehren oder gar zu bevormunden. Bis auf die rückblickenden Passagen (wartend denkt Gisela über die Zeit vor der Flucht nach) und den Schluss, der als Brief der Großmutter an die Enkelin gestaltet ist, wird die Haltung der Autorin zu Krieg und Faschismus nicht expliziert; allerdings in letzterem dann sehr deutlich und offen. Hier passt es auch das "Jeder Krieg ist ein Verbrechen."(s. 220) - Das man verhindern muss - könnte man als Appell anfügen.

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Diese Rezension wurde verfasst von ASR.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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