Träume für Verrückte

Autor*in
Guène, Faiza
ISBN
Übersetzer*in
Nattefort, Anja
Ori. Sprache
Französisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
176
Verlag
Carlsen
Gattung
Ort
Hamburg
Jahr
2008
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Alhème, eine junge Frau aus Algerien, lebt in Paris-Ivry mit ihrem arbeitslosen und verwirrten Vater und dem jüngeren Bruder in ärmlichen Verhältnissen. Stets auf der Suche nach Jobs und FreundInnen ist sie für die Familie verantwortlich, dabei verlässt sie sich meist auf ihre Gefühle und bewahrt sich ihre Träume.

Beurteilungstext

Auch in ihrem zweiten Roman( der erste kam auf die Nominierungsliste zum Dt.Jugendliteraturpreis!) befasst sich die französische Autorin “mit Migrationshintergrund” mit dem Alltagsleben junger Menschen, die in französischen Vorstädten an der Armutsgrenze leben. Die 24-jährige Protagonistin und Ich-Erzählerin heißt Alhème(arabisch= Traum) schildert “erhobenen Hauptes” einige Monate ihres eher freudlosen Lebens in der Pariser Vorstadt Ivry - ohne System oder Terminkalender, einfach so locker aus dem Bauch heraus. Durch zahllose Gespräche, innere Monologe und Rückblicke und die Schilderung einer Reise in ihre algerische Heimat erhält man ein realistisches Bild ihrer Lebensumgebung und erfährt, dass sie trotz der sozialen, familiären und beruflichen Probleme gern lebt und gern in Frankreich lebt. Dieses selbstbewusste Bauchgefühl kommt stark herüber, indem sie LeserInnen einfach an ihrem Leben teilnehmen lässt - und zwar in einer sehr ausdrucksstarken, gefühlsbetonten und modernen Alltagssprache (die sicherlich auch der Übersetzerin viel Fantasie und Fingerspitzengefühl abverlangt hat, aber gut getroffen wurde), die an keiner Stelle vulgär oder verkürzt wird. Die Offenheit und Bildhaftigkeit spricht vermutlich auch jugendliche Leser stark an. Das trifft genauso auf die Inhalte zu: Da werden tausend Gelegenheitsjobs als Zwang zum Geldverdienen durchgestanden oder witzig abgehakt und die Wünsche nach einem erfüllten Berufsleben(Frisörin), einem festen Job und Selbstverwirklichung(Geschichten erzählen und schreiben) wach gehalten. Zusammen mit zwei Freundinnen geht sie aus und teilt mit ihnen viele Liebesgeschichten. Die ihr zugedachten Lover versucht sie rasch loszuwerden. Sie muss sich ständig um die Aufenthaltsgenehmigung, den Schulbesuch des Bruders und die finanzielle Versorgung der Familie kümmern. Die Sorgen um den Bruder nehmen zu, als der sich an kriminellen Geschäften beteiligt, weil er nur so glaubt, seine Lage verbessern zu können. Der Vater ist arbeitslos und seit einem Unfall geistig verwirrt, Alhème kümmert sich liebevoll um den “Chef” , besucht Tantie oder Josiane. Bei der schreibt sie im Café Geschichten “über das Leben im Allgemeinen. Über Menschen, die sich abstrampeln, weil die Gesellschaft ihnen keine Chance gibt, und die versuchen, da rauszukommen, um auch ein Scheibchen vom Glück abzubekommen”. Dieses Motto trifft auch den Kern des Romanes. Lebendige, echte Erlebnisse verpackt mit Ironie erhalten die Lebensfreude und entlocken vielleicht auch verrückte Träume beim Lesen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von verh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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