Todesbrut
- Autor*in
- Wolf, Klaus-Peter
- ISBN
- 978-3-7432-0947-3
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 480
- Verlag
- Loewe
- Gattung
- Erzählung/RomanTaschenbuch
- Ort
- Bindlach
- Jahr
- 2020
- Lesealter
- ab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Klassenlektüre
- Preis
- 9,95 €
- Bewertung
Teaser
Der Verlag wirbt für Wolfs Roman mit dem Slogan "Das Buch zum Virus". Damit wird schnell klar, worum es geht - verpackt in einen Thriller wird die Ausbreitung einer tödlichen Virus-Pandemie geschildert; werden die Betroffenheit der Menschen, die Reaktion der Politik, die katastrophalen Auswirkungen auf das "normale" Leben thematisiert.
Beurteilungstext
Das Corona-Virus hat die Welt nachhaltig verändert und wird dies auch noch auf unbestimmte Zeit tun. Dass ein Roman, der den Verlauf einer tödlichen Pandemie und deren Konsequenzen für das alltägliche Leben zum Thema hat, gerade gegenwärtig eine gesteigerte Aufmerksamkeit erfährt, ist nachvollziehbar. Erstmals 2010 erschienen, reüssiert er im Frühjahr 2020.
Durch Flugreisende wird aus den USA eine neue, sehr aggressive Variante eines Vogelgrippe-Virus in Deutschland eingeschleppt. Das Virus wird von Mensch zu Mensch übertragen und, die Betroffenen erleiden sehr schnelle Krankheitsverläufe mit hohem Fieber, Bewusstseinsstörungen und -verlust und multiplem Organversagen.
Im Fokus der Handlung stehen die Stadt Emden und die vorgelagerte Nordseeküste sowie die Insel Borkum. Emden wird abgeriegelt, das öffentliche Leben kommt zum Erliegen und die staatliche Ordnung bricht ebenso rasch zusammen wie das Gewaltmonopol des Staates. Verzweifelte Bürger versuchen, zunehmend gewaltsam aus der Stadt auszubrechen. Einer Fähre wird von Anwohnern und Touristen aus Angst vor Infektionen das Anlegen auf Borkum verweigert; auf dem Schiff übernehmen meuternde Passagiere das Kommando und auf der Insel bildet sich eine Art "Bürgerwehr", die die Insel um jeden Preis abschotten will. Die Leserin bzw. der Leser begleitet eine Vielzahl von Personen(-gruppen) während der dramatischen Entwicklungen; u.a. stehen die Bürgermeisterin von Emden sowie ihr Ex-Mann und der gemeinsame Sohn im Fokus. Eine nicht näher definierte Anzahl von Patienten erliegt der Virusinfektion; viel mehr Menschen fallen der um sich greifenden Gewalt von staatlicher Seite wie von rebellierenden Bürgern zum Opfer.
Klaus-Peter Wolf, seit Jahrzehnten als Autor von Krimis und Drehbüchern des gleichen Genres in Erscheinung getreten, legt einen klassischen Thriller vor – rasante Abläufe, miteinander verwobene Sub-Handlungen, „Cliffhanger“, viele Kulminationspunkte. Kurze Kapitel erzeugen eine gedrängte, fast atemlose Atmosphäre, mit welcher die Rasanz der Ereignisse verdeutlicht werden soll. Dies gelingt gut, jedoch liegt hier auch eine der Schwächen des Buches. Die Zeitabläufe verlieren ihre Plausibilität; die Handlung verläuft viel zu rasch - von der ersten festgestellten Infektion bis zur Ankündigung eines Serums vergehen kaum drei Tage; der Zusammenbruch aller Strukturen und ethischen Normen ist weder in seiner Kurzfristigkeit noch in seiner Radikalität einsehbar. Schwierigkeiten bereiten auch die Vielzahl der Schauplätze und das überbordende Figurenensemble - es fällt schwer, den Überblick zu behalten. Die Transformation von Werten, Einstellungen und Handlungsmustern wird holzschnittartig und ohne psychologisch einleuchtende Entwicklungsschritte dargestellt. Auch sprachlich überwiegen Klischees. Letztlich werden die Zutaten eines funktionierenden Thrillers in "zu großen Dosen" verabreicht.