Suppe satt, es war einmal

Autor*in
Andres, Kristina
ISBN
978-3-8270-5494-4
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Andres, Kristina
Seitenanzahl
24
Verlag
Berlin Verlag
Gattung
BilderbuchMärchen/Fabel/SageSachliteratur
Ort
Berlin
Jahr
2012
Lesealter
0-3 Jahre4-5 Jahre6-7 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
14,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die aufgeweckte Mathilda verführt mit Suppe satt und Geschichten die Wölfe dazu, zum Hund zu werden. Mit vielen zauberhaften (Märchen-)Elementen und facettenreichen Illustrationen ein warmherziges, kluges und witziges Buch, für das jedoch das Mitdenken und ein bisschen Fantasie benötigt werden.

Beurteilungstext

Inhalt: Die kleine Mathilda wird von ihrer Mutter allein gelassen, da diese die Königin bei der Geburt unterstützen muss. Als letzte Warnung fordert die Mutter ihre Tochter auf, keine Wölfe, welche in den Wäldern hausen, hereinzulassen. Kaum allein, so wird Mathilda von den Wölfen heimgesucht. Mathilda, welche ihrer Mutter nur versprach ""das richtige zu tun"", lässt die Wölfe ein. Während die Wölfe nur das Wort ""Hunger"" kennen, kennt Mathilda aber noch drei andere mächtige Wörter: ""Suppe"", ""satt"" und ""es war einmal"". So setzt sie einen großen Topf Suppe auf und lässt die Wölfe herein, so dass sie sich satt essen können. Daraufhin erzählt Mathilda ihnen die ganze Nacht hindurch eine Geschichte. Am Morgen schickt sie die Wölfe vor die Tür, bis auf den allerkleinsten, welcher sich unterm Bett versteckt hat. In der nächsten Nacht kommen die Wölfe erneut und alles läuft nach der bewährten Prozedur ab. Nach dieser Nacht bleibt wieder der kleinste Wolf unterm Bett. Einige Nächte und viel Suppe später haben sich alle Wölfe unterm Bett versammelt. Die kleine Heldin steckt sich die Wölfe unter den Mantel und verteilt sie zusammen mit den drei mächtigen Wörtern an die Familien im Dorf. Den allerkleinsten Wolf behält sie. Die nach Hause kehrende Mutter ist sehr stolz auf ihr Kind. Der kleine Wolf bekommt vor lauter Suppe nur noch ein Wort heraus: Huhuhund. Und so soll er von nun an heißen: Hund.

Bewertung: Wer dieses Buch in den Händen hält, weiß zunächst einmal gar nicht, womit er sich zuerst sättigen soll. Mit der reizenden Geschichte? Mit den detailreichen und witzigen Illustrationen? Oder mit den vielen Interpretationsmöglichkeiten, die die Geschichte parat hält?
An den Stil einer Märchenerzählung angelehnt, wird hier eine entschlossene und einfallsreiche kleine Heldin vorgestellt, welcher es mit einem guten Einfall sowie Durchsetzungs- und Einfühlungsvermögen innerhalb einiger Nächte gelingt, einen jahrelang verbreiteten Schrecken zu besiegen.
Jeweils eine der Doppelseiten ist dem Text, die andere der Illustration gewidmet. Der Text ist in großer Schrift und großzügigem Zeilenabstand gut lesbar. Durch den weißen Hintergrund wird das Auge auf der Textseite nicht abgelenkt. Die Illustrationen hingegen sind so reich und umfangreich gestaltet, dass man auch nach mehrmaligem Betrachten immer neue Einzelheiten im Bild entdeckt. So wird die im Text im Vordergrund stehende Szene in den Illustrationen nicht nur dargestellt, sondern durch viele kleine, fast selbstständig wirkende Einheiten untermalt. Die im Haus lebenden Nutztiere, wie Ziegen und Hühner, werden vermenschlicht und stehen stellvertretend für die Dorfbewohner. Während Mathilda, sich ihres Planes ganz sicher, gemeinsam mit den Wölfen am Tisch sitzt, verstecken sich die anderen Tiere zunächst, schützen ihre Eier und meiden die Wölfe. Erst mit der Zeit scheint sich diese Spannung bei den Nutztieren zu lösen und ihr Umgang mit den Wölfen wird entspannter.
Die Darstellungen innerhalb des Hauses sind von viel Witz und Ironie gezeichnet. Chaotisch und dabei voller Leben zeigt sich der Haushalt der kleinen Mathilda. Sie selbst wirkt dabei fast wie Schneewittchen in ihrem roten Kleid mit dem blassen Gesicht und den dunklen Haaren. In ihrem Blick aber liegt Zielstrebigkeit, ein bisschen List und Verantwortungsgefühl, ohne dass ihr die Illustratorin dabei die kindlichen Züge aberkennt.
Die Illustrationen selbst sind in warmen und eher gedeckten Tönen gehalten, wobei Kristina Andres nicht vor dem Setzen von strahlenden Akzenten zurückschreckt, ohne dabei die Bildharmonie zu stören. Schraffuren und gleichmäßig gesetzte Muster bilden den Hintergrund und großflächige Bildanteile, wie die Wölfe, welche in der Nacht auf die Häuser zustürmen.
Typisch für Kristina Andres bietet dieses Buch keine vorgeformte Geschichte, sondern viel Freiraum für Interpretationen und eigene Gedankengänge. Allerdings ist dieses eigenständige Denken auch notwendig, denn sonst könnten zwar die eindrucksvollen Bilder gefallen, die Geschichte jedoch Fragen aufwerfen.
""Suppe satt, es war einmal"" greift viele Aspekte auf, wie die Domestizierung des Wolfes, die in Märchen immer wieder verhandelte und ursprüngliche Angst vor dem Wolf oder auch die Zufriedenheit und besänftigende Wirkung, welche ein voller Bauch und eine gute Geschichte haben können. Für ein solches Verständnis brauchen die (Vor-) Leser einen offenen Kopf zum Denken, offene Arme für Nachfragen und Diskussionen und offene Augen für die Details der ansprechenden Illustrationen. Bringt man hierfür Bereitschaft mit, dann hat man hier ein ausgesprochen nettes und intelligentes Buch gefunden.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von kst.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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