Sommerdiebe

Schlagwörter

• Abenteuer
• Freundschaft
• Intertextualität

Teaser

Vier Kinder aus ganz unterschiedlichen Verhältnissen – und ein wunderbarer Sommer. Durch zufällige Begebenheiten treffen Mo, Nell, Fee und Prinz auf einem alten Anwesen in den Bergen aufeinander. Sie nennen das geheimnisvolle Haus ihre „Sommerfeste“, wo sie elternfern den Raum erkunden und Freundschaft schließen können. Doch irgendwann kommen ihnen die Erwachsenen auf die Schliche. Annette Moser verquickt in ihrem sommerlichen Kinderroman eine Menge klassischer kinderliterarischer Motive: Elternferne, Freundschaft, Nähe zu Tieren, Ausreißen, das einsame Haus und erschafft so eine romantisch konnotierte abenteuerliche Welt. Die Handlung ist indes vielleicht ein wenig zu durchschaubar und Figuren und Räume zeigen ihren Konstruktionscharakter etwas zu deutlich. Trotzdem eine empfehlenswerte Sommerferien-Lektüre.

Beurteilungstext

Ganz klar zielt dieser Kinderroman darauf ab, die perfekte Sommerferien-Lektüre zu sein, und im Grunde schafft er das auch. Dazu trägt die wohl komponierte Handlung bei, die zwischen den Perspektiven der kindlichen Protagonist*innen hin und her wechselt, die einander zunächst nicht kennen. Da ist zum einen Mo (eigentlich Maurice), der in den Ferien nicht verreisen kann, weil sein Vater zu viel arbeitet und die Mutter ohne den Sohn in ihrer Heimat Frankreich verbringt. Zur selben Zeit kommt Nell in die namenlose Stadt, die nicht lokalisiert ist, um die Sommerferien bei ihrer geliebten Patentante Kathie, einer erfolgreichen Anwältin, zu verbringen. Und schließlich sind da noch die kindlichen Ausreißer*innen Fee und ihr kleiner Bruder Prinz, die offenbar aus schwierigen Verhältnissen und vor Vernachlässigung geflohen sind und fürchten, vom Jugendamt aufgegriffen zu werden und in eine Pflegefamilie zu kommen. Sie alle treffen auf einem Anwesen in den Bergen zusammen, das Fee und Prinz „besetzt“ und zum Wohnen in Beschlag genommen haben, nachdem sie die weiße Stute Luna von Mos Mutter gestohlen haben, welche sie „Schneeflocke“ nennen. Nach anfänglichem Misstrauen bauen die Kinder intensive Freundschaften zueinander auf und erleben einen abenteuerlichen Sommer auf ihrer „Sommerfeste“. Was sie nicht ahnen: Vor 25 Jahren haben Mos Vater, Nells Patentante und ein weiterer Freund, der heute Deutschlehrer ist, ebenfalls hier fern von den Eltern ihre Sommer verbracht. Ebendas erschließt sich den Kindern, die allesamt unter Vernachlässigung leiden, nach und nach. Neben diesen klassischen Motiven greift Mosers Text auf romantisch konnotierte Idyllisierungsstrategien zurück, welche die Schönheit der sommerlichen Natur betonen. Da schweift der Blick „über die flirrende Sommerwiese“ (S.70). Auf dieser „turnen bloß zwei Eichhörnchen zwischen den Ästen eines Busches herum“ (ebd.). Durch diese Erzählweise entwirft der Kinderroman eine klassische Sommeridylle, ergreift durch seine (leider etwas eindimensional konzipierten) Figuren engagiert Partei für die Ausgeschlossenen und Vernachlässigten in unserer Gesellschaft. Gespickt ist der Text zudem mit einigen intertextuellen Bezügen zum „Kleinen Prinzen“, aus dem offenbar Fees kleiner Bruder seinen merkwürdigen Namen speist (ganz klar wird das aber nicht). Durch die Namen rückt der Roman in die Nähe zum Märchen – und zu dem passt letztlich auch der klassische Motivmix. Ein schöner und empfehlenswerter Kinderroman für Lesende und Vorlesende ab dem späten Grundschulalter.