Sei kein Frosch. Ein Tierkrimi in Grün - äh Blau

Autor*in
Lüftner, Kai
ISBN
978-3-649-62135-5
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Jacobs, Günther
Seitenanzahl
166
Verlag
Coppenrath
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Münster
Jahr
2019
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Teaser

Im vorliegenden Buch wird ein Lebensabschnitt eines Frosches erzählt, vom gefahrvollen Zustand eines „elternlosen“ (Frosch-) Kindes bis zum Status eines „Jugendlichen (Frosches)“ der sich in schwierigen Lagen bewährt hat. Das Buch kann junge Leser immerhin dazu führen, Tiere rücksichtsvoll zu behandeln.

Beurteilungstext

Die Redensart „Sei kein Frosch“ wird vom Autor etwas mühsam genutzt, um Tier und Mensch durch vergleichbare Eigenschaften zu verbinden. Wenn die Rezensentin derartige Annäherungen auch nicht ohne Skepsis sieht – denn sollte man Tieren nicht auch unerforschte Fremdheit zugestehen und diese respektieren? - gelingt es dem Autor doch, Teilnahme an der Hauptfigur zu wecken: Das ist ein junger Frosch namens Hope, der mit der Neugier und Vorsicht eines intelligenten Wesens, körperlicher Gewandtheit und Courage seinen Lebensraum erkundet: ein Wiesenfeuchtgebiet mit angrenzendem Teich, an dessen Ufer wenig naturfreundlich ein Bungalow hingesetzt ist.

So hat sich der Jungfrosch mit Tier und Mensch, mit mehr oder weniger gefährlichen Wesen zu befassen: mit Alfred, der geheimnisvollen Zornnatter, Beherrscherin der Wiese, mit misstrauischen Artgenossen, einer Gang von fressgierigen, „dummen“ Barschen, sowie mit drei Kindern und einigen Erwachsenen, von denen einer die Froschmutter brutal totgetreten hat, die Mutter der Kinder eine nette Tierärztin ist und einer tot im Teich liegt . Was es mit dem Toten für eine Bewandtnis hat und wie er Menschen auf ihn aufmerksam machen kann, das wird für den Jungfrosch ab Kapitel 3 (von 23) ebenso spannend wie die Eingewöhnung in sein Milieu.

Dieses vielfältige Engagement könnte erschwert werden durch Außenseitertum: Der Jungfrosch ist Waise, hat eine auffällig blaue Farbe (der Autor macht eine Anleihe bei heimischen Moosfröschen und überseeischen giftigen Exemplaren) und er beherrscht mehr als Quaken, nämlich Beatboxen. Das alles macht ihn andererseits auch wieder als Kontaktperson interessant, für Tiere und insbesondere für Kinder als Beute, aber auch als Sensation: Beatboxen ist seit den 80er Jahren eine rhythmische Kunst, die nur mit dem Mund erzeugt und in Wettbewerben von jugendlichen Bands geübt wird.

Auf der Suche nach dem Mörder des Mannes im Teich lässt Hope sich von den Kindern fangen, ruht in ihrem tierfreundlichen Haushalt aus, und erfährt, dass er eine falsche Spur verfolgt: Der gesuchte Mörder ist nicht der Grobian Berger, der die Froschmutter zertreten hat und der in seinem klotzigen Bungalow die Köpfe und Körper geschützter Tierarten verwahrt, sondern der Ertrunkene ist auf einem Holzsteg im Dunkeln ausgeglitten, als er die Verstöße Bergers gegen den Artenschutz per Fotografie dokumentieren wollte.

In den Schlusskapiteln steigert der Autor die Handlung noch einmal dramatisch: Berger fängt Hope seiner schönen Farbe wegen. Der Autor macht hier den Lesern einfühlsam bewusst, welche Qualen ein Tier in einem abgeschlossenen Glas erdulden muss. Es ist Alfred, die Zornnatter, die Hope durch Umstürzen des Glases befreit. Aber Hopes Dankbarkeit erfährt einen Dämpfer: Alfred hat ihn um den Preis der Komplizenschaft gegen den Homo sapiens gerettet. Dabei stellt sich heraus, dass die Zornnatter an dem Ertrinken des Tierschützers nicht unbeteiligt war. Er ist ins Wasser gestürzt, weil die Schlange ihn erschreckt hatte. Weil Hope nach besseren Erfahrungen mit Menschen Alfreds starre, vom Autor nicht unbegründet gelassene Feindseligkeit nicht mitmachen will, muss er selbst über seine Kräfte und naturgegebenen Möglichkeiten hinaus im Teich gegen die Natter kämpfen, bis ein riesiger Hecht seinen Part übernimmt und Hope durch Menschenhand aus dem Wasser gefischt wird.

Ein sogenanntes „Letztes Kapitel“ enthält ein Resümee, in dem Hope, der Frosch, zusammenfasst, was er gelernt hat: Er hat z.B. „gelernt“, durch Erfahrung Vorurteile zu differenzieren, und dass seine Spezies, „reinste Wunder der Natur“, sich selbst „an den Rand der Ausrottung“ gebracht habe, weil sie „ohne jeden Ehrgeiz“ sei, „ohne jegliche Fantasie, mehr zu wollen. Mehr als zu überleben.“ Diesen moralisierenden, diskussionsbedürftigen Appell, der aus seinem fantastischen Lebensabschnitt resultiert, hält der Frosch aber für einen „homo-sapiens-typischen Gedanken“, den der Autor dem erwachsenen Leser überlassen muss. Diesem Niveau entsprechen auch diverse, jungen Lesern nicht geläufige Fremdwörter im Gesamttext (z.B. „Synapsen“).

Es handelt sich im Grunde um einen Entwicklungsroman, den eines Außenseiters, wie sich jeder Jugendliche zeitweise empfinden mag. Auch die sehr geschmackvollen Illustrationen scheinen in ihrer begrenzten Farbigkeit an ältere Kinder und Jugendliche gerichtet.

G. Brötje

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von gre; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 06.05.2020

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