Seelenesser
- Autor*in
- Paver, Michelle
- ISBN
- Übersetzer*in
- Orgaß, KatharinaJung, Gerald
- Ori. Sprache
- Englisch
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 316
- Verlag
- –
- Gattung
- –
- Ort
- München
- Jahr
- 2007
- Lesealter
- 12-13 Jahre14-15 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Bücherei
- Preis
- 14,95 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Eines Tages kehrt Toraks Wolf nicht von der Jagd zurück. Bald reift in Torak die schreckliche Erkenntnis, dass Seelenesser seinen treuen Gefährten entführt haben müssen. Zusammen mit Renn nimmt er die gefährliche Verfolgung auf, um Wolf zu befreien. Aber das geistige Band zwischen den beiden wird schwächer und schwächer ...
Beurteilungstext
"Seelenesser" ist der dritte Band der auf sechs Bände angelegten Großerzählung "Chronik der dunklen Wälder", in dem der junge Torak im Mittelpunkt steht.
Die Erzählung spielt in einer nicht ganz bestimmbaren fernen Zeit, vor etwa 6 000 Jahren, als die Eiszeit vorüber war - eine historische Erzählung also, und gründlich recherchiert. Das Bild, das Michelle Paver von Toraks Welt entwirft, wird von der heutigen Forschung durchaus bestätigt, vorwiegend gestützt auf archäologische Funde. Eingeflossen sind in den Roman Beobachtungen aus dem Leben von Völkern, die auch heute zum Teil noch als Nachfahren der alten Sippen und Clans gelten können, Nomaden, die eine Zeitlang am Ort bleiben und dann weiterziehen, wie die Inuit in Grönland und Nordkanada.
Torak, der in den ersten beiden Bänden zunächst seinen Vater verliert und dann seinen Begleiter Wolf findet, wird in diesem dritten Band von seinem getreuen Gefährten getrennt: Jemand hat das Tier entführt, und Torak und Renn, seine Freundin, machen sich auf zur Verfolgung der Entführer, um Wolf zu befreien. Doch das geistige Band zwischen Torak und Wolf, das auch über die Entfernung funktioniert, wird schwächer und schwächer und in Torak wächst die Erkenntnis, dass die Seelenesser, machthungrige Schamanen, die die Herrschaft über die Clans anstreben, das Tier entführt haben und seine Seele aussaugen.
Michelle Paver ist die Gratwanderung ausgezeichnet gelungen, einen historisch zuverlässigen Roman zu schreiben, der dennoch alle positiven Eigenschaften des Fantasyromans in sich vereint. Der Konflikt Gut-Böse, die Bedrohung der Welt, Kontakte mit Anderwelten - all dieses Themenkomplexe sind originell umgesetzt und zwar in einer durchaus realistischen vergangenen Welt. So kommt Paver mit einer geringen Zahl von nichtmenschlichen Wesen aus, Wesen, die in den religiösen Vorstellungen der Menschen damaliger Zeiten ihren festen Platz hatten. Noch heute spiegeln alte indianische und nordische Mythen solch schamanistische Züge wider.
Zugleich sind die bisher drei Bände aber auch als Adoleszenzromane zu lesen. Torak betritt die Welt der Erwachsenen, löst sich nach dem Tod des Vaters vom Bewährten und Behüteten und reift innerlich und äußerlich. Dieser Prozess wird in der Geschichte so behutsam und einfühlsam sichtbar, dass er trotz der endlos großen zeitlichen Distanz zum Geschehen vom heutigen Leser mühelos nachvollziehbar ist. In jedem Jahr ist bisher ein Band erschienen, und in jeweils ist Torak um ein Jahr gealtert und reifer geworden - und mit ihm der Leser.
Eine sehr empfehlenswerte Reihe, auf deren Fortsetzung man sehr gespannt ist.