Sabotage nach Schulschluss. Wie wir Hitlers Pläne durchkreuzten
- Autor*in
- Hoose, Phillip
- ISBN
- 978-3-423-71777-9
- Übersetzer*in
- Frey, Nina
- Ori. Sprache
- Amerikanisch
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 237
- Verlag
- dtv
- Gattung
- SachliteraturTaschenbuch
- Ort
- München
- Jahr
- 2018
- Lesealter
- 12-13 Jahre14-15 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Bücherei
- Preis
- 9,95 €
- Bewertung
Teaser
Knud und Jens Petersen sind in der 8. Klasse, als im April 1940 Dänemark von den Deutschen ohne Widerstand der Regierung oder des Militärs besetzt wird. Die Jungen sind empört und wollen etwas unternehmen gegen die deutschen Soldaten, die sich überall in der Stadt tummeln und die Dänemark ihre „Schlagsahnefront“ nennen. Sie scharen weitere Jungen um sich und planen in ihrem geheimen „Churchill-Club“ neben Aufklärung auch Sabotageakte gegen die Nazis.
Beurteilungstext
Die mutigen Widerstandsaktionen einer Gruppe von 14-15jährigen Jungen im besetzten Dänemark der Jahre 1940-1942 waren mir (der Rezensentin) bis zu diesem Buch völlig unbekannt. Und das, obwohl mich alles, was mit dem Widerstand gegen den Faschismus in Deutschland und den anderen besetzten Ländern zu tun hat, seit Jugendzeiten interessiert, ich aufmerksam seit vielen Jahren besonders die kinder- und jugendliterarischen Neuerscheinungen verfolge.
Nun gerät mir also dieses eher unscheinbare Taschenbuch mit dem etwas reißerischen Titel in die Hände und ich lese es in einem Rutsch und einer Nacht. Es ist spannend wie ein Krimi, informativ wie ein historisches Sachbuch und berührend wie eine gute Geschichte sein muss!
Dass die Geschichte dieser mutigen dänischen Jungen über den Umweg USA und die Übersetzung aus dem amerikanischen Englisch nun doch noch den Weg nach Deutschland gefunden hat, haben wir dem amerikanischen Autor Philipp Hoose zu verdanken. Er wurde im Museum des dänischen Freiheitskampfes durch eine kleine Sonderausstellung auf den „Churchill-Club“ aufmerksam, von diesen Jungen, die beschämt durch die Untätigkeit ihrer Regierung beschließen selbst zu handeln. Hoose kontaktiert Knud Petersen, der die Aktionen damals wesentlich initiierte und organisierte, und fuhr für eine Woche erneut nach Dänemark, um mit ihm zu sprechen, zu recherchieren und darüber zu schreiben. So wird Knud Petersen, der in diesem Buch auch mit eigener Stimme in vielen Passagen spricht, zur wichtigsten Quelle für dieses Buch. Neben den Gesprächen und über 1000 E-Mails und Telefonaten half er Hoose beim Recherchieren, sammelte Bildquellen, Comics, Fotos und half, die bisher weitgehend nur auf Dänisch erschienenen Schätze zu heben und zu erklären. Die Wirkung der Widerstandsaktionen der Jungen ging weit über die unmittelbaren Effekte – Verwirrung stiften, Zeichen setzen, Waffen stehlen und Brandstiftung – hinaus: Sie zeigten den Dänen, dass es nicht hoffnungslos war, gegen die scheinbar unverrückbare Stärke der Besatzer anzugehen. Leider blieb es nicht aus, dass sie durch Verrat verhaftet wurden und bange Monate in verschiedenen Gefängnissen verbringen mussten. Glücklicherweise unterstanden sie der dänischen Gerichtsbarkeit und wurden nicht durch die Deutschen ermordet. Beeindruckt hat mich in diesem Teil des Berichts vor allem Knud Petersens unbedingter Widerstandsgeist: Unzählige Fluchtpläne werden geschmiedet und scheitern, aber weder er noch die anderen geben auf.
Neben dem Autorentext von Hoose gibt es weite Passagen, in denen Petersen selbst in der Ich-Perspektive erzählt, immer wieder ergänzt durch abgesetzte Infoblöcke zu den für die Erzählung bedeutsamen Ereignissen. Viele Absätze und die unzähligen Fotos, Zeichnungen, Skizzen und Dokumente erleichtern die Lektüre (auch für nicht so geübte Leser) und laden zum Blättern und Schauen ein. Die gut strukturierten 17 Kapitel werden gerahmt von Hooses Vor- und Nachwort, das einen lebendigen Eindruck von den verschlungenen Wegen des Buches und vom eigentlichen Autor Knud Petersen und seiner Persönlichkeit gibt: Er und die anderen Jungen taten, was sie für richtig hielten, ohne Eigennutz, sie waren wagemutig und manchmal tollkühn und wurden so zu Vorbildern für viele Generationen von Jugendlichen in Dänemark.
Biografische Hinweise und Informationen über die weiteren Lebenswege aller Mitglieder des Clubs und ihrer Freunde und Helfer nach der Befreiung 1945 gibt es zudem am Ende des Buches. Knud Petersen – schon als Jugendlicher kunstinteressiert - schuf das einmalige Projekt einer „Kunstbibliothek“ in Aalborg, für die er bis zu seinem Tod mit 88 Jahren 2014 betreute.
Ich wünsche dem Buch viele, viele interessierte LeserInnen und LehrerInnen, die es in den Schulen bekanntmachen.