Robinson Crusoe

Autor*in
Defoe, Daniel
ISBN
978-3-86648-291-3
Übersetzer*in
Mast, Rudolf
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
400
Verlag
Mare
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Hamburg
Jahr
2019
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
42,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Mit dem Werk, das unmittelbar nach seiner Veröffentlichung 1719 in London reißenden Absatz fand, hat Daniel Defoe Literaturgeschichte geschrieben. Indem er die wahren Erlebnisse des Seefahrers Alexander Selkirk ausschmückte und zu dem fiktionalen Lebensbericht eines Mannes namens Robinson Crusoe verarbeitete, schuf er die Figur des Schiffbrüchigen schlechthin und etablierte mit der Robinsonade ein eigenes literarisches Genre. Dieses gilt es neu zu entdecken.

Beurteilungstext

Passend zum 300-jährigen Jubiläum der Erstveröffentlichung 1719 beschenkt der Mare-Verlag sich selbst und seine Leser*innen mit einer brillianten Neuübersetzung des „Robinson Crusoe“ von Rudolf Mast. In einer kommentierten, aufwendig ausgestatteten und höchst bibliophilen Ausgabe ebnet die erste vollständige Neuübersetzung seit über 50 Jahren den Weg, Defoes Roman endlich (neu) zu entdecken. Dabei springen direkt nach der Lektüre folgende Punkte förmlich ins Auge:
1. Der „Robinson“ ist weder dem Inhalt, noch der Form nach ein Jugendbuch, sondern eine höchst komplexe, trickreiche und mit feinem Humor unterlegte Geschichte, die verschiedene Genre der Literatur zu einem wahren Lesevergnügen verbindet. Gerahmt von hahnebüchenen Abenteuer-Episoden zu Beginn und am Ende des Romans - die an die Barockliteratur erinnern - ist die eigentliche „Robinsonade“ ein Reflexionsbericht über die wirtschaftlichen, physischen und psychischen Folgen der sozialen Isolation, der stilbildend für die Literaturgeschichte ist, der aber auch von Tagebuchaufzeichnungen, Berichten, philosophischen und theologischen Überlegungen durchbrochen wird.
2. Die Übersetzung liest sich erfrischend leicht und flüssig; und dass obwohl – wie R.Mast im Nachwort betont – die komplexe Syntax des Originals mit übertragen worden ist. In einem Wort: Trotz unfassbarer Satzungetüme, die sich durch verschachtelte Nebensatzkonstruktionen ziehen, ist der Text gut verständlich – und auch nur so in seinem feinen Humor erfassbar.
3. Der „Original-Robinson“ ist umfangreicher als man glaubt. Die Leser*in muss sich doch tatsächlich durch unglaubliche 60 Seiten kämpfen, ehe die ihm (vermeintlich) bekannte Inselepisode beginnt. Zuvor lernt sie Crusoes Vorgeschichte, seinen Ungehorsam gegenüber seinen Eltern, seine ersten Seeabenteuer, seine Versuche als Pflanzer in Brasilien, seine Gefangenschaft bei tunesischen Piraten, seine Flucht, seine Freundschaft mit einem portugiesischen Kapitän u.v.m. kennen. Wer hätte das geahnt? Das Ende des Romans gestaltet sich übrigens genauso. Selbst erfahrene Leser*innen haben wahrscheinlich noch nie von Robinsons unglaublicher Reise durch Europa gehört, auf welcher er sich nicht nur zahlreicher Räuber, sondern auch einem riesigen Wolfsrudel erwehren muss, das ihm auf den letzten Seiten des Romans fast noch das Leben gekostet hätte.
4. Der Inselaufenthalt ist nicht nur durch die Berichte des physischen Überlebens gekennzeichnet (Hausbau, Nahrungsbeschaffung, Ackerbau, Viehzucht usw.), der die Menschheitsgeschichte am Individuum Robinson wiederholt, sondern v.a. durch philosophische, theologische und sogar individual-psychologische Reflexionen, die es niemals an feinem, selbstreflexivem Humor fehlen lassen.
5. Trotz Ich-Perspektive besitzt der Text eine gewisse Distanz zu sich selbst, die im Grunde alle von Robinson gefällten Urteile im Laufe der Erzählung mit einem Fragezeichen versehen. Besonders für erfahrene Leser macht dieser Aspekt – neben dem feinem Humor der Geschichte – den Roman so lesenswert.

Erschienen ist der neue, alte „Robinson Crusoe“ in der bibliophilen Reihe des MARE Verlages. Dort werden Texte rund um das Thema „Meer“ großer Autoren der Weltliteratur neu übersetzt – und als hochwertige Ausgaben im Schmuckschuber, in Leinen gebunden, mit Fadenbindung und wertigem Papier aufgelegt. Bisher sind in dieser Reihe ganz unterschiedliche Textsorten erschienen: Reiseberichte, Tagebücher, Erzählungen, Romane, Balladen und Gedichte. Ein besonderes „Schmankerl“ der Reihe war bisher – neben der bibliophilen Aufmachung – der umfangreiche Anhang inklusive witziger Glossare, Kommentare und/ oder Seekarten. Leider fällt nun ausgerechnet beim „Robinson“ dieser Teil etwas knapp aus. Ein etwas umfangreicherer Kommentar, eine Seekarte der Reiserouten und vielleicht sogar Illustrationen wären doch wünchenswert gewesen. Nichtsdestotrotz bleibt der „Text an sich“ unbedingt lesenswert.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von OWA; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 30.05.2019

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