Online Date

Schlagwörter

• Sexualität

Teaser

Die 15-jährige Jade pflegt im Internet unter dem Nickname “Edelstein” eine virtuelle, intime Liebesbeziehung mit “SuperSound”. Dieser missbraucht das Mädchen dabei sexuell und erpresst sie sogar. Die Chatsite - Dialoge zwischen beiden sind als direkte Rede abgehoben in einer anderen Schriftart gedruckt. Der erzähltende Text veranschaulicht Ursachen und Wirkungen des unkontrollierten Umgangs mit neuen Medien und spricht nicht nur Jugendliche an.

Beurteilungstext

Auf den ersen Blick liest sich das Buch wie eine Liebesgeschichte mit negativem Ausgang. Ergänzend nutzt die Autorin den Nachtrag für ihre pädagogische Absicht. Jane wendet sich dort in direkter Ansprache an den Leser: “Hi! ... Ist dir auch schon mal etwas Schlimmes passiert? Weißt du dann, wie du dich verhalten musst? Lies mal die nächsten Seiten...” Diese enthalten sachliche Tipps für sicheres Chatten.
Bisherige Titel für das Jugendbuch, “Vamp” in der niederländischen Originalausgabe von 2006 oder “Riskanter Chat” in der deutschen Erstausgabe von 2008, kündigen die Botschaft des Buches direkter an. Der allgemeiner gehaltene Titel dieser Neuauflage, “Online Date”, verschlüsselt ihn mehr, so dass man sich unvoreingenommen einlesen könnte. Leider verrät die trivial formulierte Vorabinformation auf dem Einband zu viel Inhalt. Sie wird auch dem Anliegen des Buches nicht voll gerecht.
Die lineare Handlung ist in 20 Kapitel gegliedert, wirkt aber durch einen häufigen Szenenwechsel zwischen realer und virtueller Welt zerstückelt. Das kann mit einseitigem Blick auf die teilweise tabulosen, obszönen Chatgespräche zum “Zappen” beim Lesen verleiten.
Die Dialoge stehen ohne Einführungssätze für sich und stimulieren die erotische Empathiefähigkeit der Leser:
“SuperSound: ziehst du jetzt dein top aus?
Edelstein: warum?
SuperSound: schöne Brüste will ich sehen
Edelstein: weiß nicht
SuperSound: was heißt das, weiß nicht, wirst du jetzt auf einmal prüde? Kommt raus, schöne titten, wo seid ihr?
Edelstein: erst einfach nur reden
SuperSound: wir haben doch schon geredet? es hat dir gestern gefallen, also musst du es jetzt wieder tun.”( S.92) SuperSound gelingt es immer wieder, Jane zu sexuellen Aktivitäten vor der Webcam zu verleiten, ohne seine eigene Identität preiszugeben. Das wird detailreich beschrieben. Jane weist zunächst die Vermutung einer Freundin, an einen “Perversling” geraten zu sein zurück. Sie ist stolz auf ihre Wirkung als V.A.M.P - als Video Audio MSN Perfektionist: “Wisst ihr, was das ist? Wenn du vor der Webcam posierst und weißt, wie du dabei am besten zur Geltung kommst.” (S.21)
Im literarischen Erzählen liegt der Schwerpunkt auf der pubertären Entwicklung von Jane, eingebettet in ihr soziales Umfeld - ihr Verhältnis zu Freundinnen, zu Eltern, zur Schule, zur Oma, zum Job als Babysitterin.
Dabei werden typische mediale Gewohnheiten heutiger Jugendlicher dargestellt. Die Peer - group junger Mädchen um Jade bevorzugt beim Fernsehen Sendungen wie GZSZ, Videoclips von MTV, zappt auf der Suche nach Sexszenen. Sie kommunizieren viel telefonisch, schicken sich SMS, chatten untereinander und mit anderen unbekannten virtuellen Freunden, posieren für schöne Fotos. Dabei werden die Grenzen zwischen Erotik, Sexualität und Pornografie fließend. Ihre Aktivitäten im Internet ( im Chatroom, mittels MSN, Webcam, Headset, E- Mail, PI- Adresse usw.) vollziehen sich oft an den Eltern vorbei. Jane wendet sich in ihrer Hilflosigkeit zunächst an die Oma, die sich mit dem Internet zwar nicht auskennt, ihr aber rät, sich zu offenbaren und Anzeige bei der Polizei zu erstatten. Ob immer wie hier verständnisvolle Eltern, die Klassenlehrerin und die Schulpsychologin in diesem Prozess mitwirken?
Von den im Anhang angegebenen Hilfsangeboten für Jugendliche sind die 0800 111 0332 , die “Nummer gegen Kummer” oder eine Mail auf www.kummerkasten.kika.de empfehlenswert. Eltern sollten den Slogan im Fernsehen “Schau hin, was deine Kinder machen...” ernst nehmen.