Online Date

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Wie viel darf man im Internet über sich preisgeben? Wem kann man vertrauen? Und was passiert, wenn man einen Fehler gemacht und zu weit gegangen ist? Mit diesen Fragen muss die 15-jährige Jade sich auf schmerzhafte Weise auseinandersetzen.

Beurteilungstext

Jade lernt in einer Online-Community Yoram kennen, der von ihren Bildern begeistert ist und sie mit Komplimenten überhäuft. Sie fühlt sich geschmeichelt von seinem lebhaften Interesse. Gerne schickt sie ihm auf seinen Wunsch weitere Fotos und erzählt ihm persönliche Dinge - wo sie lebt, was sie in ihrer Freizeit macht und so weiter. Auch über Yoram erfährt sie ein bisschen, und sein Foto gefällt ihr sehr.

Anfangs zögert sie, als er sie bittet, ihre Webcam einzuschalten, aber Yoram versteht es, ihre Bedenken zu zerstreuen. Seine eigene Webcam sei kaputt, bedauert er. Irgendwann bittet er Jade, sich im Unterhemd zu zeigen … und später dann im BH … und schließlich oben ohne. Jade fühlt sich begehrt und sexy, hat aber trotzdem ein zunehmend ungutes Gefühl.

Außerdem fordert Yoram immer weitere Enthüllungen und beginnt, sie zu erpressen: Er könne ihre Bilder an die Website ihrer Schule senden - oder an ihre Eltern. Als er sie auch noch im Slip sehen will, besteht sie darauf, dass er sich ihr ebenfalls zeigt. Und das tut er schließlich: Auf Jades Bildschirm erscheint der Unterleib eines masturbierenden Mannes.

Jade ist entsetzt und bricht den Kontakt augenblicklich ab. Doch ständig begleitet sie die Angst, dass er seine Drohungen wahrmachen und sie mit ihren freizügigen Fotos bloßstellen könne. Sie bereut zutiefst, sich jemals darauf eingelassen zu haben. Außerdem schämt sie sich für ihre Dummheit und wagt nicht, sich jemandem anzuvertrauen.

Letztlich nehmen ihre Freundinnen die Sache in die Hand. Sie haben gemerkt, wie bedrückt Jade ist, und ein Gespräch mit der Schulpsychologin arrangiert, bei dem alles herauskommt. Jade erfährt, dass sie durchaus Handlungsoptionen hat. Sie kann zur Polizei gehen und dafür sorgen, dass Yoram das Handwerk gelegt wird. Und auch wenn es ihr schwerfällt - dies erscheint ihr als einzige Lösung.

Caja Cazemier greift in diesem Roman ein aktuelles Thema auf, über das man kaum genug reden oder schreiben kann. Es ist sehr nützlich, sich als Internet-User mit der Frage zu befassen, wie man anonyme Bedrohungen verhindern oder polizeilich verfolgen lassen kann, denn so machtlos, wie viele glauben, ist man nicht.

Schade nur, dass Cazemier das Ganze auf eine so betuliche und kindliche Art angeht! Als irgendwann erwähnt wurde, dass Jade und ihre Freundinnen bereits 15 sind, war ich fassungslos. Sie reden und agieren bestenfalls wie 12-Jährige. Auch der Schreibstil der Autorin richtet sich eher an ein Publikum im Vor-Teenager-Alter, insbesondere im furchtbar lehrerinnenhaften letzten Kapitel sowie im Anhang mit den ""Tipps für sicheres Chatten"". Auch Formulierungen wie ""Nach dem Essen musste natürlich erst mal GZSZ geschaut werden"" klingen gönnerhaft und verraten eine enorme Distanz zwischen der Autorin und ihren jugendlichen Protagonisten.

Gestört hat mich auch die prüde Einstellung, die den gesamten Roman latent durchzieht. Natürlich ist es nicht in Ordnung, wenn Teenager sich für Wildfremde vor der Webcam ausziehen - aber ein Kommentar wie ""Ich habe vor der Webcam auch einmal so etwas Schmutziges gemacht"" ist trotzdem kontraproduktiv. Erotisches Posieren muss nicht zwangsläufig ""schmutzig"", sondern kann durchaus auch lustvoll sein - vorausgesetzt natürlich, die Rahmenbedingungen stimmen und es herrscht Vertrauen zum Partner.

Von diesen Schwächen abgesehen ist Online Date jedoch ein empfehlenswertes Buch, das nachvollziehbar schildert, wie ein Mädchen durch Komplimente und Schmeicheleien zu immer größeren Zugeständnissen gebracht werden kann - und welche Gefahren damit verbunden sind.