Ode an einen Stern

Autor*in
Neruda, Pablo
ISBN
978-3-905871-21-0
Übersetzer*in
Fries, Fritz Rudolf
Ori. Sprache
Spanisch
Illustrator*in
Odriozola, Elena
Seitenanzahl
22
Verlag
Bajazzo
Gattung
BilderbuchFantastikSachliteratur
Ort
Gossau / Zürich
Jahr
2011
Lesealter
16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Fachliteratur
Preis
14,90 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Teaser

Bilderbuch zu einem Gedicht von P. Neruda.

Beurteilungstext

Textgrundlage des Bilderbuches ist ein Gedicht von 59 Zeilen in freien Rhythmen, eine Ode von P. Neruda. In der “Ode an einen Stern” spricht das lyrische Ich davon, dass es in einer Nacht einen Stern vom Himmel nimmt. Der Stern in seinem Besitz verändert sein Leben. Am Ende übergibt es ihn dem Wasser, einem Element, das dem Stern angemessen erscheint. Diesem Text wird in einer Art werkimmanenten Deutung eine Bildgestaltung durch die Illustratorin zugeordnet. - Das Bilderbuch umfasst 10 Doppelseiten. Für die unterschiedlich langen Textteile werden weiße Flächen oben, unter, recht oder links ausgespart, so dass sie gut zu lesen sind, deutlich abgegrenzt vom Bildteil. Die Einteilung in 10 Doppelseiten entspricht der inhaltlichen Logik des Gedichts, folgt dem Agieren des lyrischen Ichs, das von der Künstlerin die Gestalt eines glatzköpfigen Mannes bekommen hat. - Die Illustratorin bevorzugt in einem ersten Teil (Bilder 1 bis 7), den das lyrische Ich in der Stadt zeigt, große Farbblöcke in dunklen gedämpften Farben. Auf der ersten Doppelseite z. B. gestaltet sie gemäß dem Text hoch aufragende Wolkenkratzer in einfachster Form z. T. ohne Fenster. Die Senkrechte wird betont, der Blick ist ausgerichtet zum schwarzen Himmel. Eine Wolke aus Licht wie bei einer Wunderkerze hebt sich grell ab. Darin ist ein sehr kleines braunrot gewandetes menschliches Wesen auszumachen, das seine Arme flehentlich nach der Sternenwolke reckt. Ein Gefühl von Einsamkeit, Unbedeutenheit des Einzelnen stellt sich ein. Auch mit den folgenden Bildern drückt die Illustratorin Isoliertheit und Fremdheit des Menschen innerhalb der Stadtlandschaft aus. Die dunklen Farbquader scheinen ihn fast zu erdrücken. Weitere Menschen haben offensichtlich keinen Bezug zu dem Mann, beobachten aus der Ferne nur mit einem Auge oder erscheinen lediglich als Foto/Bild an der Wand. Die Figuren, die von der Straße das Wunder der Sternenwolke betrachten, wirken wie Anziehpuppen. Sie haben durchgängig unnatürliche weiße Gesichter und tragen Kleider wie aus Tapeten geschnitten. In dem Text von Neruda ist davon nicht die Rede. - Die Gestaltungsweise ändert sich, als das lyrische Ich beschließt, sich von dem Stern zu trennen. Kleine, sich überlappende grüngraue Flächen schaffen eine Inpression von Bäumen, Wiese, Fluss. Der Stern steht nicht länger im Kontrast zur Umgebung, er geht ein in das ihm wohl angemessene Element Wasser. Im Vergleich zur ersten Nachtseite wirkt die letzte hell und freundlich. - Der Text von Neruda enthält Leerstellen, metaphorische Wendungen, die jeder gemäß seine Imagination deuten kann. Der Betrachter und Leser muss entscheiden, inwieweit die Bilder Verständnis oder Deutungshilfe leisten. Zum Teil scheint es, als habe die Illustratorin nicht immer den Kontext beachtet. Der Griff nach dem Stern z. B. wird bei Neruda begründet mit einem “Anfall hemmungsloser Liebe” (Zeile 6). Eben im Besitz des Sterns, kommt es dem lyrischen Ich vor, als trüge es einen Packen Eis oder das Schwert eines Erzengels (Zeile 13/14). - Insgesamt gesehen muss man bezweifeln, ob das Bilderbuch für Kinder oder Jugendliche geeignet ist. Ohne Hilfe wird ihnen der Text seltsam, die Bebilderung abweisend vorkommen. Hinweise über den bedeutenden chilenischen Schriftsteller in einem Angang z. B zum Leben, zu den Schaffensperioden, zur Quelle des Gedichts u. ä. wären hilfreich - auch für einen interessierten Erwachsenen , der das Buch eventuell wegen des großen Namens des Dichters gekauft hat. Der Originaltext hätte die Möglichkeit gegeben , die für Lyrik nicht unwichtige phonetische Gestaltung zu würdigen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von PF.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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