Noch lange danach

Autor*in
Pausewang, Gudrun
ISBN
978-3-473-40075-1
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
122
Verlag
Ravensburger
Gattung
Märchen/Fabel/Sage
Ort
Ravensburg
Jahr
2012
Lesealter
12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
9,99 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Ca. 2060 - In Deutschland hat es vor 40 Jahren einen atomaren Super-Gau gegeben.
Die 16jährige Vida-Bornwald erzählt in einem fiktiven Interview mit Jugendlichen einer südamerikanischen Abiturklasse, wie sie und ihre Familie im weiteren Umfeld der Sperrzone lebt.

Beurteilungstext

G. Pausewang hat sich angesichts der Atomkatastrophe in Fukushima letztes Jahr entschlossen, wiederum ein mahnendes Jugendbuch zu schreiben, das (ebenso wie ihr bekanntestes, häufig als Schullketüre gelesenes und verfilmtes Buch “Die Wolke”) wie sie im Nachwort schreibt “eine Warnung “ sein soll. Sie möchte, dass sich Jugendliche (ab 14 Jahren) “durch den Schock des Inhalts” fragen, was sie selbst tun können, um eine Reaktorkatastrophe in Deutschland zu verhindern.
Jetzt überkommt mich schon ein leises Unbehagen. Eine bekannte und engagierte Autorin, die mit einem Jugendbuch so viel will und dies so betonen muss und nicht darauf vertraut, dass eine solche Wirkung durch ihre literarisch-künstlerische Darstellung selbst entsteht, macht mich immer ein wenig skeptisch im Blick auf mögliche “pädagogische Zeigefinger” im Text.
G. Pausewang als routinierter Erzählerin bringt uns ihre Heldin Vida (Achtung: Nomen est omen!) leicht und glaubwürdig nah durch die Erzählkonstruktion eines fiktiven Interviews, das die Besuchergruppe mit ihr führt. Die Fragen dazu sind ausgelassen und wir lesen nur Vidas Antworten, die wohl aus Gründen der besseren Übersichtlichkeit (Und vielleicht auch aus didaktischen Gründen: so kann man daraus gut eine Aufgabe für die SchülerInnen machen: Welche Fragen wurden Vida wohl gestellt?) immer mit einer Leerstelle markiert sind.
In 35 kurzen und überschaubaren Kapiteln berichtet Vida vom Leben davor und danach (vor und nach dem Reaktorunfall, dem Supergau in der Nähe von Freiburg) und führt die Besuchergruppe durch ihre Schule, an der an allen Ecken und Enden ein großer Mangel herrscht: Schulbücher gibt es nur abgenutzte Exemplare und wenige, die Gebäude bedürften der Sanierung, die Schüler putzen die Klassenräume usw.
Die Beschreibung der Schulwirklichkeit (aber auch der sonstigen Realität in diesem “unserem” Deutschland nach einem Reaktorunfall) wirkt auf mich irritierend vertraut - aber nicht für die konstruierte Wirklichkeit eines nachatomaren Staates, sondern so wie die Wirklichkeit heute schon (ohne atomare Katastrophe) in vielen Ländern und Staaten unserer Erde aussieht. Man schaue sich doch nur mal die Realität (und sei es nur die in den Medien vorgestellte) in einigen von Kriegen um Rohstoffe zerstörten Staaten auf dem afrikanischen Kontinent an, dann spürt man, dass Vidas Realität (trotz aller bedauernswerten Umstände - Vater weit weg, verstorbener Bruder, viele Krankheiten schon im Kindesalter) eher die “Puppenhausvariante” einer echten atomaren Katastrophe ist.
Manche Schilderungen Vidas erinnern an die Stimmung der ersten Nachkriegsjahre in Deutschland und spiegeln darin den Erfahrungshorizont der Autorin.
Die Plausibiliät der Konstruktion (40 Jahre danach) leidet auch darunter, dass Vida vom Leben davor nichts selbst weiß (sie ist viele Jahre später geboren worden) und sich auf die Erzählungen ihrer Großmutter beruft, die als Gattin eines wohlhabenden Zahnarztes ein unbekümmertes und abgesichertes Leben geführt hat - bis Haus und Hof plötzlich Sperrzone waren (dies erinnert an die “Flüchtlinge” aus den ehemals deutschen Gebieten “im Osten.
Wie wäre es, wenn wir in Elendsgebiete irgendwo auf der Welt reisen würden, um von jungen Leuten zu erfahren, wie reich und schön das Leben dort vor 2-3 Generationen war?
Der Text liest sich leicht, flüssig und schnell, aber er hinterlässt keine Spuren, keine Erschütterung oder gar einen Schock, der zum Handeln führt.
Schade.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von ASR.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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