Nis Randers

Autor*in
Ernst, Otto
ISBN
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Krejtschi, Tobias
Seitenanzahl
24
Verlag
Kindermann
Gattung
Ort
Berlin
Jahr
2015
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
15,50 €
Bewertung
nicht empfehlenswert

Teaser

Dreimaster in Seenot, ein Mann hängt noch im Mast. Die Seenotretter kämpfen rudernd gegen haushohe Wellen, an der Pinne Nis Randers. Sie bergen – wer hätte es gedacht – den Bruder des Helden, 3 Jahren schon verschollen und von der Mutter beweint. Halbtot wird er an Land geschleppt; die Mutter lacht; der Held hat (wieder mal) ein gutes Werk getan.

Beurteilungstext

Wir achten auf die Werbung in der Stadt. Wir sehen einen Mann, schräg von unten fotografiert. Kantiges Kinn, entschlossener Blick, seewärts. Auf einem anderen Bild der gleiche Blick, das Kinn nicht ganz so hart, hier ist es eine Frau. Die Härte ihres Blicks entspricht der Härte seines Kinns. Wir aber, beeindruckt und berührt, sind aufgefordert, seinen und ihren Dienst mit unserer Spende an die DGzRS (Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger) zu ermöglichen, als Retter unter Rettern die Not der Welt zu lindern. Ein Schiff der DGzRS-Flotte trägt den Namen Nis Randers.
Otto Ernst hat in der Ballade gleichen Titels einen Stoff verarbeitet, an dem sich vor ihm (laut Klappentext) schon Julius Wolff und Felix Dahn versucht haben sollen, Schriftsteller also, die darauf bedacht waren, dem aufstrebenden deutschen Kaiserreich mit völkischem Geraune die entsprechende Sinnstiftung zu verleihen. Nis Randers wurde im Jahre 1901 veröffentlicht. Dreizehn Jahre später sollte Deutschland gegen England und Frankreich ziehen. Da brauchte es Helden.
Nis Randers also ist ein Mann. Ein ganzer Mann. Schwere Stiefel, schwerer Mantel, schwerer Gang. Kantiges Gesicht, sehnige Fäuste, roter Bart, Südwester auf dem Friesenschädel. Ein Fels in der Brandung. Ein Fels mit Augen. Er sieht das Schiff in Not „- und ohne Hast / spricht er: Da hängt noch ein Mann im Mast; / wir müssen ihn holen."" Er weiß, was er tut und er tut es ohne Hast. Hast, das wissen wir, war in dieser Zeit sprichwörtlich die jüdische Hast. Der Held aber ist kein Hastiger und kein Verweichlichter, kein Wurzelloser und kein Jud. Er ist ein hartes Gewächs. „Nun springt er ins Boot und mit ihm noch sechs: / Hohes, hartes Friesengewächs…“
Kaum zu glauben, dass dieser Stammeskäse nach 114 Jahren als Poesie für Kinder wiederaufgelegt wird; kaum zu glauben auch, dass ein Zeichner wie Tobias Krejtschi, geboren 1980, diesen Käse ohne eine Spur von Ironie dramatisierend in Bilder zu setzen vermag. Neue Helden braucht das Land. Wehe dem, der solchen in die Hände fällt.

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Diese Rezension wurde verfasst von bf.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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