Nis Randers

Autor*in
Ernst, Otto
ISBN
978-3-934029-65-1
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Krejtschi, Tobias
Seitenanzahl
20
Verlag
Kindermann
Gattung
Lyrik
Ort
Berlin
Jahr
2015
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
15,50 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die Handlung der Ballade über Nis Randers, der bei schwerem Unwetter entgegen dem Willen seiner besorgten Mutter mit sechs anderen in einem Ruderboot unter Lebensgefahr einen Schiffbrüchigen rettet, wird in einer monumentalen, faszinierenden Bilderfolge assoziationsreich sichtbar gemacht. (Der gerettete Mann im Mast des gestrandeten Segelschiffes ist sein seit 3 Jahren verschollener Bruder Uwe.)

Beurteilungstext

Diese Ballade steht seit mehr als 100 Jahren in vielen Lesebüchern, in einer vergleichbaren Reihe mit “John Maynard” von Fontane und “Johanna Sebus” von Goethe. Schulkinder erschließen ihren Symbolgehalt unter Anleitung als eine Hommage an Lebensretter, an deren Mut, Opferbereitschaft und Pflichterfüllung. Insofern ist der Bildband zur Ballade u. a. ein Angebot für die Schule, die “Gedichtbehandlung” mit der “Bildbetrachtung”zu verknüpfen, zumal Lehrpläne die fach- bzw. gattungsübergreifende Zusammenarbeit von Deutsch, Musik und Kunsterziehung fordern. Die Reihen “Poesie für Kinder” und “Kinder entdecken Kunst” unterstützen dieses Anliegen.
Tobias Krejtschi inszeniert das balladeske Geschehen strophenweise ganz dicht am Text unter Nutzung einer aufgeschlagenen Doppelseite in zehn großen, randlosen gemäldeartigen Bildern in expressionistischer Malerei, die auf den ersten Blick überrascht, erschreckt, “verfremdet”. (Befremdet reagieren Kinder im Bilderbuchalter, die es gewöhnt sind, Illustrationen detailreich zu erkunden. Außerdem überschreitet die erzählte Geschichte den kindlichen Erfahrungshorizont.) Dieses Bilderbuch vermittelt “Poesie für GROSSE Kinder”, ermöglicht es ihnen, sich dem Gedicht auf außergewöhnliche Weise anzunähern. Die Bilder wirken wie versteckte Verstehenshilfen und können verhindern, dass der Text “zerpflückt” werden muss. Kinder (Schüler) brauchen aber trotzdem Rezeptionsimpulse für die Interpretation. Ein strukturierter Zugang zum Gedicht ist z. B. der Versuch, die Stimmung der Menschen in dieser Gefahrensituation gefühlsmäßig in Einheit von Text und Bild zu erfassen.
Das vom Unwettter entfesselte Meer fasziniert und löst Ängste aus. Der hohe Wellengang in dunklen grau - schwarz abgeschatteten Farben, der vom Gewitter gerötete Nachthimmel bleiben im Farbspektrum Ton in Ton erhalten, dennoch wirkt der ”Höllentanz” der Wellen von Bild zu Bild immer gefährlicher. Das auf den weißen Wellenkämmen schaukelnde Rettungsboot mit sechs rudernden Männern an Bord droht zu zerschmettern. Dabei werden Sprachbilder mitttels der Illustration in ihrer symbolischen Bedeutung visuell vergegenständlicht, z. B. die Verse: “Mit feurigen Geißeln treibt das Meer die menschenfressenden Rosse daher... “
Im Mittelpunkt stehen die monumentalen, eigenwilligen Figuren, “hohes , hartes Friesengewächs”, die an Skulpturen eines Bildhauers erinnern und dennoch nicht statisch wirken. Ihre sich im Laufe der Handlung verändernde Körpersprache, vor allem der Gesichtsausdruck, unterstützen die Textaussage.
Es ist lohnenswert, im Bildensemble die Person des Nis Randes von der Titelillustration ausgehend bis zum Schlussbild besonders zu betrachten und dabei die Vor- und Nachsatzblätter des Einbandes einzubeziehen. Tobias Krejtschi ergänzt die Geschichte über den Inhalt der Schiffbruchballade hinaus um zusätzliche Bilder, die zum Weiterdenken anregen und eine Brücke zur Gegenwart bauen. Den “Schlusspunkt” bildet das in einen kleinen Kreis projizierte reale Farbfoto eines modernen Seenotkreuzers...
Von den 60 Seenotrettungsschiffen der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger trägt heute eines den Namen Nis Randers. (Weiterführende Fragen bieten sich an: Warum kreuzen gegenwärtig deutsche Rettungsschiffe besonders im Mittelmeer?) Das Nachwort enthält außerdem Anmerkungen über die Entstehungsgeschichte dieser Schiffbruchballade und die Kurzbiographien von Autor und Illustrator.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Kra.
Veröffentlicht am 01.07.2016

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