NEONGRÜNE ANGST

Autor*in
Wolf, Klaus-Peter
ISBN
978-3-596-19587-9
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
415
Verlag
Gattung
Krimi
Ort
Frankfurt/Main
Jahr
2016
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
9,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Kurz vor Mitternacht erhält Johanna Fischer einen merkwürdigen und unheilvollen Anruf: Sie soll sofort zur Havenbrücke kommen, dort warte ihr Verehrer, der im Laufe des Tages weiße Rosen vor die Haustür gelegt hatte. Wenn sie seinen Anweisungen nicht Folge leisten würde, geschähe ein Unglück. Johanna glaubt zunächst an einen schlechten Scherz eines ihrer Mitschüler, doch als sie von dem schweren Unfall unter der Havenbrücke hört, weiß sie, dass irgendjemand ein grausames Spiel mit ihr treibt.

Beurteilungstext

Die Handlung des Buches greift auf die des vorangegangenen Thrillers ‚"Nachtblauer Tod", zurück. Johanna ist mit dem achtzehnjährigen Leon Schwarz befreundet, dessen Mutter ermordet worden ist. Leon zieht daraufhin mit seinem Vater zu dessen neuer Lebensgefährtin nach Ganderkesee, bricht die Schule kurz vor dem Abitur ab und arbeitet nun als Journalist bei einer Delmenhorster Zeitung. Für Johanna ist es nicht leicht, sich mit der Situation der Fernbeziehung zu arrangieren. Sie hat innerhalb ihrer Klasse nur wenige Freundinnen, weil sie als ‚nicht pflegeleicht' gilt und sich nicht nur in ihrem Outfit von den Gleichaltrigen deutlich unterscheidet. Für ihren älteren Bruder Ben, der kurz vor dem Abitur steht, ist sie immer nur die kleine Schwester, die mit seinem ehemaligen Kumpel Leon zusammen ist. Weder in ihm noch in ihrer Mutter, die auf intensiver Suche nach einem neuen Lebenspartner ist, findet die notwendigen Ansprechpartner für ihre Sorgen. Im Wesentlichen dreht sich alles um ihre Liebe zu Leon, dem sie auch bei der Suche nach dem Mörder seiner Mutter zur Seite stand. Er ist auch derjenige, dem sie sich in Bezug auf diesen mysteriösen Anrufer und dem damit offensichtlich verbundenen Unfall anvertraut. Aus Angst, dass dieser unbekannte Stalker wieder etwas Furchtbares anrichten werde, lässt sie sich auf dessen Forderungen ein. Gleichzeitig versucht sie gemeinsam mit Leon herauszufinden, wer der Täter sein könnte. Leon spielt sich zum Rächer auf und verprügelt den gewalttätigen Volker, der schon manchen Dreck am Stecken hat, als vermeintlichen Stalker. Doch die Anrufe hören nicht auf, sondern werden konkreter in ihren Forderungen. Johanna wird das Gefühl nicht los, dass Leons Aktionismus ihr mehr schade als nutze. Sie gerät sogar selbst in den Kreis der Verdächtigen, als sie versucht, auf dem Freimarkt, der Bremerhavener Kirmes, die Achterbahn anzuhalten, weil auch hier der Anrufer Schlimmes angekündigt hat. Wenige Minuten später entdeckt der Besitzer des Fahrgeschäfts die Leichen seiner beiden Söhne in und nahe der Achterbahn. Die Beziehung zwischen Leon und Johanna stürzt in eine tiefe Krise - Johanna sperrt auf Forderung des Anrufers alle Adressen ihrer Freunde, auch Leons, und ist somit über Handy für niemanden mehr erreichbar. In ihr keimt sogar der Verdacht auf, dass Leon oder ihr Bruder in diese schmutzige Sache verwickelt wären, was auch immer sie damit bezwecken wollten. Dabei unternimmt Leon alles, um diesem Stalker auf die Spur zu kommen, aber er kann Johanna nicht von seinen guten Absichten überzeugen.
Sie ist am Ende ihrer Belastbarkeit, schwänzt die Schule, kann nicht mehr schlafen und unternimmt Dinge, die ihren Ekel vor sich selbst erwecken. Als sie sich in ihre größten Not Ben anvertraut, nimmt er sie überhaupt nicht ernst. Alle Kumpels von Ben könnten sich hinter diesem Anrufer verstecken, der nicht nur über aktuelle Details ihres Privatlebens informiert ist, sondern auch droht, Ben oder ihrer Mutter Schreckliches anzutun. Pit, dem Johanna bei einer brutalen Prügelattacke durch Volker vor langer Zeit gewissermaßen das Leben rettete, ist der Einzige, der immer da ist, wenn sie in Not gerät. Daher vertraut sie sich ihm an, als die Situation auf einer Party, zu der Ben seine besten Freunde eingeladen hat, für Johanna völlig außer Kontrolle gerät - sie will nur noch weg und Pits Aufforderung zur gemeinsamen Flucht scheint ihr letzter Rettungsanker. Sie ahnt nicht, welche Folgen dies für sie haben wird. Leon kommt zu spät, um Johanna vor der Katastrophe auf der Party zu bewahren. Als eine von Bens Freundinnen, Tanja, ihm erzählt, dass sich ihre Schwester wegen eines Stalkers und dessen grausamer telefonischer Forderungen umgebracht hat, wird Leon klar, dass Johanna dessen nächstes Opfer sein wird. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt.
Der Autor bindet den Leser erzähltechnisch eng an seine Protagonisten Johanna und Leon, so dass dieser hautnah deren verzweifelten Kampf um die Bewahrung ihrer Liebe und ihres gegenseitigen Vertrauens miterlebt. Leon setzt sogar seinen Job bei der Zeitung aufs Spiel, um Johanna gewissermaßen aus dem Fegefeuer der Verzweiflung zu holen, Johanna gibt ihre persönliche Würde und ihre Wertmaßstäbe auf, um weiteres Unglück zu verhindern. Rationales Denken ist ihr dank des Psychostresses nicht mehr möglich, sie steckt mitten in einer endlosen Paranoia - der Täter hat sie genau dort, wo er sein Opfer haben will. Auch für den Leser entwickelt sich ein Fragespiel der Verdächtigen und Verdächtigungen, nie wird geklärt, woher der Täter sein Insiderwissen hat. Die gleichzeitig stattfindenden polizeilichen Ermittlungen nach dem Täter oder den Tätern in Bezug auf die Achterbahnmorde führen geschickt auf ein Nebengleis, das sich in dieser Funktion aber erst sehr spät offenbart.
Deutlich wird in dieser äußerst spannend erzählten Geschichte, in welchen psychischen Teufelskreis die Betroffenen geraten, die der Täter durch seine Forderungen immer stärker an sich bindet. Der Selbstmord von Tanjas Schwester, die auf Anweisung des Stalkers sogar ihre Therapie abbricht, zeigt die Verzweiflung der Menschen in einer solchen Situation. Auch wenn inzwischen die Gesetze verschärft wurden, so erreicht das Strafmaß bei weitem nicht die Qualen der Opfer und die lebenslangen Schädigungen - auch bei den Familienangehörigen.
Der Autor greift mit seinem Plot eine aktuelle Thematik auf und verpackt sie sprachlich wie auch erzähltechnisch gelungen in das Alltagsszenario der jungen Erwachsenen. Die Erwachsenen bleiben eher Randfiguren, scheinen mit sich selbst beschäftigt und wirken fast lächerlich in ihrem Auftreten und ihrer Zusammenarbeit. Daher ist es nicht verwunderlich, dass nicht die Polizei Johannas Fall löst, sondern der Krimi-Leser und angehende Journalist Leon. Das Buch ist spannend geschrieben und hält, was der Titel verspricht, daher finde ich es sehr empfehlenswert - als Baustein für die Bibliothek und als Klassenlektüre.

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Diese Rezension wurde verfasst von magic.
Veröffentlicht am 01.07.2016

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