Nebel im August. Die Lebensgeschichte des Ernst Lossa

Autor*in
Domes, Robert
ISBN
978-3-570-30475-4
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
350
Verlag
Gattung
Ort
München
Jahr
2008
Lesealter
14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Klassenlektüre
Preis
7,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Deutschland 1945: Ernst Lossa, ein ganz normaler Jungendlicher, wird in einer Nervenheilanstalt der Nazis ermordet. Einer von vielen erschreckenden Euthanasiefällen, die das Naziregime willkürlich vollzog. Wie kam es dazu, dass auch Ernst Lossa ein Opfer wurde?

Beurteilungstext

Zuerst fällt das Foto auf der Titelseite des Buches auf: Ein Junge, sein Kopf kurzgeschoren, Segelohren und ein Blick, den man nicht mehr vergisst. Ernst Lossas Geschichte, die sich zwischen den Buchdeckeln verbirgt, lässt den Leser nach der Lektüre ebensowenig wieder los, so spannend und überzeugend versteht es der Autor, diese Biographie lebendig werden zu lassen.
Ohne mit einer Zeile ins Pathos oder gar in effekthaschende Dramatik abzusinken, nähert sich der Biograph einem von vielen abscheulichen Kapiteln der NS-Zeit, über das allerdings eher wenig bekannt ist: Die psychiatrischen Anstalten der Nazis begingen jahrelang systematischen Mord unter dem Mantel des “Gnadentods”, der Euthanasie.
Ernst Lossa, aus einer Familie von Jenischen, “Zigeuner”, wie er damals beschimpft wurde, wird seiner Familie entrissen, als schwer erziehbar abgestempelt, von einem Heim ins nächste geschickt und schließlich in Irsee, einer Nervenheilanstalt vom dortigen Personal mit Opium ermordet. Und das nur, weil er nicht ins Schema passte, weil er zu genau hinsah und Fragen stellte.
Die Sprache ist schlicht, aber deutlich, in ihrer Komplexität angepasst an den jeweiligen Lebensabschnitt des Jungen, der mit vier Jahren von seinen Eltern getrennt wird. Er wächst zu einem Jugendlichen heran, der durch seine Ecken und Kanten viele Identifikationsmöglichkeiten gerade für die männlichen Leser bietet. Die herausragende Recherchearbeit des Autors belegen nicht nur die authentische Erzählkraft, die primär auf Kommentare oder faktuale Elemente z.B. in Form von Zeitzeugenberichten oder Zitaten verzichtet, sondern auch das ausführliche Glossar und die Zeitleiste, die parallel zu den Ereignissen in Ernst Lossas Leben die Geschehnisse in Deutschland aufzeigen. Im Vorwort äußert sich Dr. Michael von Cranach, der 1980 die Leitung der Heilanstalt Kaufbeuren bei Irsee übernahm und sich verantwortlich fühlte, die Vergangenheit seiner Wirkstätte nicht zu verschweigen, sondern am Beispiel von Ernst Lossa aufzuarbeiten.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von RD.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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