Nebel im August - Die Lebensgeschichte des Ernst Lossa

Autor*in
Domes, Robert
ISBN
978-3-570-30475-4
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
352
Verlag
Gattung
Ort
München
Jahr
2008
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
7,95 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Sein Schicksal war es, ein Zigeuner zu sein - Ein Zigeuner, der zu Zeiten des Nationalsozialismus lebte. Dies kostete ihm alles, was ein Mensch als wertvollstes Gut besitzt: Sein Leben! Der Protagonist des Buches, Ernst Lossa, wird von Heim zu Heim geschoben und als Psychopath deklariert.

Beurteilungstext

Viele Bücher thematisieren die Zeit des Nationalsozialismus aber meistens behandeln sie die Judenproblematik. Robert Domes wählt bewusst die Zigeuner für seinen biographischen Roman. Dem Leser wird hier ein authentisches Schicksal vor Augen geführt. Dieser Aspekt steigert die Lesemotivation und macht es ebenfalls leichter, sich mit dem Protagonisten zu identifizieren.
Da die Mutter von Ernst und seinen 3 Geschwistern schwer krank ist und der Vater immer unterwegs, werden sie von der Fürsorge in Heimen untergebracht. Ernst (4) spürt, dass es wahrscheinlich ein Abschied für immer ist. Um im Heimalltag gegen die Älteren zu bestehen, muss er klauen. Aus den paar Tagen werden Monate. Schließlich taucht sein Vater auf, um ihn vom Tod seiner Mutter zu unterrichten. Jeder Hoffnungsschimmer in seinem Inneren ist nun erloschen. Sein Vater möchte ihn auch nicht mehr und bringt ihn nach der Beerdigung zurück ins Heim. Der Waise hat mittlerweile gelernt, dort zurecht zu kommen und versteht sich im Lügen, Stehlen und Tricksen. Abgesehen von ein paar Besuchen seiner Oma, hört Ernst nichts von seiner Familie. In der Schule wird er diskriminiert und muss als Beispiel für das "Minderwertige" herhalten. Den Ausschlag für die Abschiebung in ein anders Heim gibt schließlich die Entdeckung seines Versteckes, in dem er sein Diebesgut gelagert hat. Der Zehnjährige kommt in ein Heim für "Schwererziehbare". Dort wird ein Gutachten über ihn erstellt, dass ihn als "triebhaften Psychopathen" deklariert.
Auch hier darf er nicht bleiben und wird nach einem Jahr wieder abgeschoben. Paradoxer Weise ärgert ihn die Tatsache nicht, nur dass er nicht an der Pimpfenweihe teilnehmen kann, macht ihn sauer. Er landet in einer "Heil und Pflegeanstalt". Hier ist das gezielte Umbringen an der Tagesordnung und das ganze Ausmaß der nationalsozialistischen Grausamkeit wird offenbar. Endstation ist dann Bickenried, ein Gutshof, der zur Anstalt Irsee gehört. Er kann das Stehlen nicht lassen und erfährt immer mehr über die vertuschten Vergiftungen. Nun soll er selber ausgeräumt werden. Er wehrt sich, spuckt die Tabletten aus, doch es hilft ihm nicht, die folgende Spritze ist dann tödlich. Am 9. August 1944 endet die Odyssee des Ernst Lossow.
Das Buch besteht aus mehreren Teilen. Im Vorwort begegnet man dem Leiter der Anstalt. Beim Lesen wird einem die Tragweite der damaligen Diktatur Hitlers bewusst. Man empfindet Mitleid mit dem Psychiater und die Neugierde auf den Roman steigt. Prolog und Epilog bilden einen Rahmen um den in 5 Büchern mit mehreren Kapiteln eingeteilten Hauptteil. Zum besseren Verständnis gibt es zudem hinten noch eine Zeittafel und ein Glossar.
Detaillierte Beschreibungen des jeweiligen Schauplatzes bieten optimale Voraussetzungen, sich die Szenerie vorzustellen. Es entstehen innere Bilder und man kann den Geschehnissen gut folgen. Der Erzähler versteht es zudem durch den Einsatz von wörtlicher Rede und Gefühlsbeschreibungen, seine einzelnen Charaktere dem Publikum nahe zu bringen. Die Sprache ist altersgemäß, da Fremdwörter hinten im Glossar erklärt werden.
Das Buch bietet Jugendlichen und auch Erwachsenen eine Chance ihre Sichtweise in Punkto Nationalsozialismus zu erweitern. Mir hat es die Augen geöffnet über einen Aspekt, der mir zwar bewusst aber nicht klar war und den ich bisher nicht verinnerlicht hatte. Robert Dom gelingt es seine Leser aufzurütteln. Man erlebt Wut, Erschütterung, Trauer und Verzweiflung. Ich kann nur hoffen, dass viele das Buch lesen und so sensibilisiert werden. Wer das Buch liest, kann nicht zum Täter werden!

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von ZK.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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