Mythopedia - Die Welt der Fabelwesen und ihrer magischen Geschichten

Autor*in
Good Wives and Warriors,
ISBN
978-3-96244-153-1
Übersetzer*in
Pasquay, Sarah
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
127
Verlag
Laurence King
Gattung
Buch (gebunden)Sachliteratur
Ort
Berlin
Jahr
2020
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
20,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

In dieser farbig illustrierten Enzyklopädie werden Fabelwesen aus Mythen und Legenden aus der ganzen Welt präsentiert. Fachkundige Texte stehen neben Zeichnungen, die durch ihre Farben und Formen den dargestellten Mythen und Legenden gerecht werden. Ein Buch für Weltoffenheit und Toleranz.

Beurteilungstext

Im Infoblatt des Verlages Laurence King Verlag GmbH wird das Bildersachbuch „Mythopedia“ als Hingucker bezeichnet. Ich finde, es ist auch ein Reingucker und ein Buch in dem man blättern, lesen und staunen wird. Über Texte und vor allem über die Illustrationen. Irgendwann wird man das Buch mit einem begeisterten Wow wieder beiseite legen.
Verantwortlich für diese farbenprächtigen Bilder sind Becky Bolton und Louise Chappell. Sie arbeiten seit 2007, nach ihrem Abschluss an der Glasgow School of Art, gemeinsam unter dem Künstlernamen Wives and Warriors. Sie sind ein weltweit gefragtes Duo, das nicht nur Bücher illustriert, sondern ebenfalls große Wände oder Gegenstände mit ihrer Kunst in ein neues Licht setzt. Ausstellungen von ihnen waren u.a. in London, Paris, Berlin, Melbourne, Buenos Aires, Sao Paulo oder San Francisco zu sehen. Ihre gemeinschaftlichen Illustrationen oder ihre großen Wandmalereien zeichnen sich durch Farbenpracht, ineinander geschobene Einzelheiten und einen unerwarteten Reichtum an Genauigkeit aus. Manchmal erinnern ihre geometrischen Zeichnungen an die Werke von M. C. Escher, aber dann überraschen sie wieder mit einer Fülle von Farben und neuen Formen. Sie sagen über sich und ihren Stil: „Wir lassen uns von organischen Formen inspirieren, komplexen Naturstrukturen, mathematischen Formen, historischen Referenzpunkten, wissenschaftlichen Bildwelten und gemeinsamen Obsessionen.“ Wer mehr über ihre Zeichnungen erfahren oder ihnen beim Arbeiten über die Schulter schauen möchte, sollte ihre Website www.goodwivesandwarriors.co.uk aufsuchen. Für ihr Werk erhielten sie bis jetzt folgende wichtige Preise: Danish Arts Council, Scottish Arts Council, Best Illustration Awards und Young Illustration Awards.
Wenn auch die Texte der britischen Autorin Anna Claybourne die Zeichnungen verbalisieren, dominieren eindeutig die absolut eindrucksvollen illustrierten Szenen.
Bereits im Vorwort, in dem Anna Claybourne mythische und sagenhafte Wesen erläutert und aufzeigt, welche Bedeutung sie haben und hatten, blicken wir auf eine nächtliche Szene: Erleuchtete Zelte reihen sich um ein prasselndes Lagerfeuer, einige Menschen unterschiedlichen Alters, ihrer farbenfrohen Kleidung nach der nordischen Bevölkerung zuzuordnen, sitzen um das Feuer. Wahrscheinlich erzählt einer dieser Menschen eine Sage oder einen Mythos, denn aus dem Rauch des Feuers, dessen Flammen hoch empor lecken, entstehen filigrane Fabelwesen: Einhörner und feuerspeiende Drachenköpfe werden sichtbar, große Vögel und Bären wachsen in den dunklen Nachthimmel, der mit rätselhaften Sternen übersät ist. Tiere lauschen am Waldrand und bunte Lampions in den Nadelbäumen zaubern eine geheimnisvolle Stimmung und umranken den informativen Text.
So eingestimmt kann man eine Weltreise durch das Universum der Fabeltiere antreten.
37 Fabelwesen werden nach fünf Kontinenten geordnet präsentiert und 17 davon in größeren Geschichten verwoben. Auf jeder Doppelseite wird ein Fabelwesen verbal beschrieben und wird in leuchtenden Farben nahezu lebendig, furchterregend, überraschend fremd und doch wieder liebenswürdig, je nach seinen Eigenschaften, mit denen es auf uns blickt.
Manche Wesen kennt man. So den aztekischen Gott Quetzalcoatl oder altgriechische Tiere wie das geflügelte Pferd Pegasus oder den Hund der Unterwelt Zerberus. Auch der nordische Wolf Fenrir mag noch bekannt sein. Und den Vogel Roc kennt man aus den Reisen des Seefahrers Sindbad. Selbst der Yeti dürfte allen ein Begriff sein.
Aber was ist mit der westafrikanischen Spinne Anansi, die furchterregend in ihrem Netz hängt und den Betrachter mit ihren drei Augenpaaren anstarrt? Sie ist jedoch clever, weise und hat den Menschen die Geschichten gebracht. In einer altägyptischen Szene erscheint uns die anmutige doppelköpfige Schutzgöttin Bastet. Sie ist für Katzen, Frauen und Schwangere zuständig. Und dann treffen wir auf den blau geschuppten chinesischen Drachen Shenlong, den Herren der Wolken, des Windes und des Regens. Seine mächtigen Hörner und Klauen, seine hervorstehenden Augen und sein Raubtiergebiss lassen ein gefährliches Fabelwesen vermuten. Tatsächlich sollte man ihm Respekt entgegenbringen, denn dann sorgt er für guten Regen und ist uns Menschen wohlgesonnen.
Noch viele fremde Fabelwesen könnte man hier aufzählen, den schelmisch blickenden Marderhund Tanuki aus Japan, den todbringenden und Leber fressenden neunschwänzigen koreanischen Fuchs Kumiho oder den durstigen australischen Frosch Tiddalik, dessen Geschichte an den Sintflut-Mythos erinnert.
Bei all diesen phantastischen Fabelwesen darf man nicht vergessen, dass manche von ihnen tatsächlich aus einem uralten Mythos erwachsen sind und dieser noch erkennbar ist. Der Mythos vom nordwestamerikanischen Donnervogel reicht zurück in die eisigen Zeiten vor tausenden von Jahren. Die Menschen litten unter Kälte und Hunger. Da tauchte der große Donnervogel auf. Und mit seinen rauschenden Flügeln trieb er die eisigen Winde und die schweren Schnee- und Regenwolken auf das Meer hinaus. In seinen Krallen trug er einen Wal, den er den Menschen als Nahrung gebracht hatte. Seitdem verehrten die Quileute den Donnervogel. Sie krönten ihre Totempfähle mit seinem Abbild. Hier finden wir die klassischen Merkmale eines Mythos nach der britischen Religionswissenschaftlerin Karen Armstrong. Die Kälte lässt die Nähe des Todes erahnen, die Menschen können mit der Situation nicht umgehen, die andere Welt in Form des Donnervogels wird sichtbar, sie bringt Hilfe und abschließend wird der Vogel als Totem im Ritus geehrt.
Daneben finden wir auch Geschichten, die von sogenannten Kryptiden handeln, also von Wesen, die es vielleicht geben könnte. Gemeint ist damit auf alle Fälle der Yeti, der ein Bär oder eine Affenart sein könnte und auch die Riesenkraken könnten durchaus in den Tiefen der Meere leben, da man immer wieder Armteile von Kraken findet, die auf eine enorme Größe hinweisen.
Good Wives and Warriors haben einen bunten Strauß von mythischen Fabelwesen und anderen sagenhaften Tieren gesammelt und lassen uns an der reichhaltigen anderen Welt teilhaben. Toleranz und Weltoffenheit wird spannend in packenden Geschichten und farbenfrohen überwältigenden Bildern vermittelt.
Vielleicht hat man dann noch Zeit in das Impressum zu schauen und wird entdecken, dass der Verlag Laurence King Mitglied bei Book Chain Project ist. Diese Organisation setzt sich für eine ethische und nachhaltige Produktion ein.
Irgendwann muss man das Buch schließen und sich von den Eindrücken auszuruhen. Dann wird man sagen „Wow!“

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von WaMi; Landesstelle: Bayern.
Veröffentlicht am 27.11.2020

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