Morgen ist er weg

Autor*in
Ranst, Do van
ISBN
978-3-8157-8964-3
Übersetzer*in
Kluitmann, Andrea
Ori. Sprache
niederländisch
Illustrator*in
Ludin, Marine
Seitenanzahl
63
Verlag
Coppenrath
Gattung
Ort
Münster
Jahr
2008
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
9,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Leider sind getrennte Ehen heute keine Seltenheit mehr. Es verhält sich eher umgekehrt. Und doch trifft es jede Familie wie ein Schlag. "Morgen ist er weg" und dann weiß niemand, wie es gehen soll, das Leben danach. Doch ein Ende bedeutet auch immer einen Anfang von etwas Neuem.

Beurteilungstext

Es gab eine Zeit, da waren Scheidungskinder etwas besonderes. Betroffen wurde hinter ihrem Rücken getuschelt. Wie ist das, wenn einer geht? Wie ist das, wenn auseinander gerissen wird, was doch zusammen gehört? Für ein Kind unvorstellbar. Mama und Papa, die gehören zusammen wie Tag und Nacht, wie Weihnachten und Geschenke. Der Eine ohne die Andere? Das geht doch gar nicht!
Es gab eine Zeit, da waren geschiedene Ehen etwas besonderes. Diese Zeiten sind schon ziemlich lange vorbei. Die Fragen sind geblieben. Die Leere ist die gleiche. Auch wenn ein Scheidungskind nichts besonderes mehr ist. Auch wenn Alleinerziehende und Patchwork-Familien normal sind. Doch was nützen die Erfahrungen anderer - und wenn sie noch so viele sind - wenn es doch nicht die eigenen sind. Wie bereitet man sich vor auf - ja, auf was? Auf das Leben danach? Das Nichts? Die Leere? Oder kann es auch einfach etwas Neues sein?
"Lena hat die Nase voll davon. Vom Lärm der beiden, den sie durch den Dielenboden bis in ihr Zimmer hören kann. Von den Worten, die hart wie Steine und spitz wie Nägel sind, aber die sie fast nie richtig verstehen kann, als wollte das Holz von Lenas Fußboden ihre Ohren davor schützen." Können sie nicht endlich aufhören zu streiten? Ihre Mutter, die viel und gerne redet. Und ihr Papa, der so still ist, dass man erschrickt, wenn er doch mal etwas sagt. Auch beim Streiten ist das so. Mama brüllt. Papa schweigt. Und dann, Samstagmorgen, da sagt er plötzlich was. Und Lena erschrickt. Nicht wegen dem was er sagt, sondern weil er etwas sagt. "Ich gehe für eine Weile weg." Stille. Ihrem kleinen Bruder Stef fällt dazu eine Frage ein. "Wie lange?" Papa schweigt. Und Mama sagt: "Morgen ist er weg."
Was jetzt? Traurig sein? Wütend? Erleichtert vielleicht? Und Papa, will der "vielleicht den ganzen Tag schöne Sachen mit uns unternehmen", weil es der letzte Tag ist? Blöd findet das Lena. Soll er doch gehen! Oder? "Vielleicht dauert heute länger als alle Tage zusammen, an denen er morgen noch nicht wegging, denkt Lena."
Stef spielt Fußball im Garten. Mit Papa. Lena deckt den Puppentisch für eine Teerunde und erzählt den Damen Daunen, Giraffe und Bär die Neuigkeit. Und sie ist gar nicht traurig. Seltsam. Sie deckt eine Tasse mehr. "Ich glaube, wir bekommen Besuch." Papa!? Nein. Wieso sollte der ausgerechnet heute zu ihr ins Zimmer kommen. Hat er vorher doch auch nie gemacht. Und dann kommt er doch. Und sie reden. Übers Teetrinken. Und dann sagt Lena "Aber ich war nicht vorbereitet." Und die Wut kommt. Und mit der Wut die Tränen. Und plötzlich ist Papa ganz nah. "Warum rücke ich erst jetzt so nah an dich ran?" fragt Lena.
Wenn Eltern sich trennen, ist das immer ein Ende von etwas. Aber es ist auch die Chance, etwas Neues beginnen zu lassen. "Plötzlich ist es sogar so, als würde morgen ist er weg bedeuten, das er öfter das sein wird."
Vielleicht. Do van Ranst lässt Lena erzählen, wie es ihr geht. Wie es einem Kind geht, welches schon viel zu lange den Streitereien der Eltern zuhören musste. Gibt einem Kind die Stimme, um die Unsicherheit der eigenen Gefühle formulieren zu dürfen. Ein Buch, eine Stütze, eine Hilfe für all jene, die mit ihren Gefühlen nicht wissen wohin. Ein Buch, das Mut macht, in einem Ende auch einen Anfang zu sehen.

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Diese Rezension wurde verfasst von ar.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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