Rabenhaar

Autor*in
Ranst, Do van
ISBN
978-3-551-55446-8
Übersetzer*in
Kluitmann, Andrea
Ori. Sprache
Niederländisch
Illustrator*in
Schöffmann, Eva
Seitenanzahl
126
Verlag
Carlsen
Gattung
Ort
Hamburg
Jahr
2008
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
12,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Rabenhaar heißt eigentlich Fatima. Dorien hat sie mitgebracht in das Hauptquartier der kleinen Clique, wo die sieben Kinder ihre Freizeit beim gemeinsamen Spielen verbringen, zu dem sie je ein anderes Motto wählen. Jetzt stehen sie am Ende der Kindheit und wollen noch ein letztes besonderes Spiel gemeinsam machen. Nach langem Überlegen sagt Rabenhaar "Wir können heiraten" in die Stille.

Beurteilungstext

Bevor Fatima dazukam, bestand die Clique aus den vier Jungen Stan, Ben, Victor und dem Erzähler Bram und den beiden Mädchen Dorien und Mies. Sie spielten "Feuerwache, Zirkusgesellschaft und Gemeindebibliothek", Frösche über die Straße bringen und ein riesiges Puzzle zusammensetzen, Polizei, Italienisches Restaurant oder Detektivbüro. Nachdem Dorien das fremde Mädchen mit in das Hauptquartier brachte, war es zunächst so wie zuvor, Fatima war fast unsichtbar - bevor die anderen ihren Namen in "Rabenhaar" änderten, denn als Fatima ihr Kopftuch und den Knoten im Haar löst, fällt seidiges Haar ihren Rücken herunter und glänzt wie das Gefieder eines Raben. Nach Malen mit Henna soll ein Film gedreht werden.
Das Spiel mit dem Film endet abrupt, als Rabenhaars Vater im Schuppen erscheint und seine geschminkte Tochter an den Haaren nach draußen schleift. Spätestens da ist allen ganz klar, dass die Familie anders ist und Rabenhaar irgendwo dazwischen. Sie isst einen ganzen Monat lang und es macht ihr nichts aus, dass die anderen sich mit Süßigkeiten vollstopfen, und sie trägt dieses Kopftuch. Aber dann sagt sie etwas von "verheiratet werden mit 14 Jahren" und dass der Vater den künftigen Mann aussucht. So war es jedenfalls mit ihren beiden Schwestern.
Nun schlägt sie selbst vor, heiraten zu spielen, und als Bräutigam wird der Erzähler Bram ausgesucht.

Ganz langsam und vorsichtig kommt der Ernst des Lebens in die Gruppe, vor allem in dies letzte große Spiel der bald Vierzehnjährigen. Uns Lesern läuft ein kleiner Schauer über den Rücken, als Rabenhaar zur Frage des Priesters ("Willst du …?") die anderen gegenfragt: "Dann kann ich also auch Nein sagen?", denn das würde sie wohl nicht wagen, wenn ihr Vater ihr ihren Bräutigam zeigt. Wie selbstverständlich geht Rabenhaar damit um, dass Küssen verboten ist, nicht aber das Heiraten. Auch das Sprechen über die erste Regel, über das Unberührt-in-die-Ehe-gehen und den Bräutigamsbetrug mit einem Taubenherzen, fällt ihr viel leichter als den sechs anderen.
Der zarten Liebesgeschichte zwischen Bram und Rabenhaar, die sich aus dem Spiel ergibt, wünschen wir eine Zukunft, ahnen aber, dass wir das wohl vergeblich hoffen.

Die Geschichte wird so leicht und fast nebenbei erzählt, es scheint sich wirklich nur um das Spielen, die Vorbereitungen und die Rollenverteilungen und kleinen Dinge nebenbei zu handeln. Dabei nehmen wir das große Neben- und Miteinander von zwei Kulturkreisen ebenso mit auf, verstehen sogar, dass der Vater Sorge um seine Tochter hat, weil diese sich stark schminken lässt, verstehen auch, dass der vom Vater ausgesuchte Ehemann nicht "schlimm" sein muss, dass Heirat aus Liebe nicht vor Scheidung schützt und das "Ausprobieren" von dreißig oder mehr Freundinnen auch keine Garantie ist, dabei "die Richtige" zu finden. Kein erhobener Zeigefinger, keine Überlegenheit des einen wie des anderen Glaubens. Kein Happy End, keine Katastrophe am Schluss.
"Ich habe keine Angst" ist ein guter Satz auf der letzten Seite.

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Diese Rezension wurde verfasst von uhb.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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