Minik An den Quellen der Nacht

Autor*in
Isau, Ralf
ISBN
978-3-522-17873-0
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Schütte, Niklas
Seitenanzahl
544
Verlag
Thienemann
Gattung
Ort
Stuttgart/Wien
Jahr
2008
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
19,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Robert Edwin Peary, ein amerikanicher Weltreisender und Forscher, überredet 1897 Miniks Vater Qisuk und vier andere Eskimos aus Westgrönland mit ihm für einen Winter nach New York zu segeln. Peary hatte mit ihnen etwas Besonderes vor und er versprach den Eskimos, dass sie reich belohnt mit vielen Geschenken für ihre Frauen und Kinder zurückkehren würden. Doch daraus wurde nichts.

Beurteilungstext

Was ist wahr und was ist erfunden in diesem fesselnden Buch? Der Autor gibt im Nachwort die Antwort: “ Der Romancier darf ja die Illusion von Authentizität erschaffen, wo sich dies für einen Fach- oder Sachbuchautor verbietet...Die Dialoge und Gedanken der Romanfiguren sind, von einigen Ausnahmen abgesehen, frei erfunden. Bei den im Buch abgedruckten Briefen sieht es etwas anders aus. Die meisten wurden tatsächlich geschrieben, jedoch von mir stilistisch überarbeitet und verdichtet. Miniks Leben wurde im Großen und Ganzen so authentisch wie möglich geschildert. Doch auch hier waren einige Kunstgriffe notwendig.” (S.529 ff.)
Es passiert viel in diesem Roman, der das Leben von Minik von dessen früher Kindheit in Westgrönland bis zu seinem
Tod in Pittsburg im Oktober 1918 schildert.
Ralf Isau erzählt in seinem Roman das an Abenteuern reiche Leben Miniks in Grönland und Amerika.
Der Polarforscher Leutnant Peary bringt mit seinem Schiff 5 Eskimos nach New York. Diese große Stadt empfinden diese wie eine Welt auf einem fremden Stern. Da sie natürlich der Landessprache nicht mächtig sind , müssen sie sich völlig auf die Betreuung der Angestellten eines Naturkundemuseums verlassen, die sie praktisch der gewohnten natürlichen Umwelt berauben, indem sie die Grönländer in einem Keller des Museums unterbringen.
Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie, unterernährt und von ansteckenden Krankheiten heimgesucht, sterben.
Nur Minik hat kann genügend Kräfte mobilisieren, um zu überleben. Großen Anteil an seiner Rettung hat die Familie Wallace , die ihn aufnimmt. Freilich geschieht dies zunächst nicht ganz freiwillig. Mr. Wallace ist Abteilungsleiter in dem Museums und wird von seinen Vorgesetzten gedrängt, Minik aufzunehmen. Als die Pflegeeltern ihn sogar adoptieren, glaubt Minik ein neues Zuhause gefunden zu haben, bis sich für ihn die lebensbestimmende Katastrophe ereignet. Als nunmehr 16-Jähriger muss er feststellen, dass das Skelett seines Vaters als Austellungsobjekt missbraucht wird. Für Eskimos, die sehr viel Wert auf Begräbnisrituale legen, ist eine solches Zur- Schau- Stellen der Gebeine eines Toten völlig undenkbar. Später muss Minik feststellen, dass auch die Körper der anderen Eskimos zu sogenannten Forschungszwecken verwandt wurden und dass sein Pflegevater davon gewusst hat. Mit der Hilfe seines Freundes, des Journalisten Chesters, kämpft er vergebens um die ordentliche Bestattung seines Vaters. Schließlich kehrt er enttäuscht durch die Vorfälle in seiner erzwungenen zweiten Heimat nach Grönland zurück. Auch dort bleibt er allerdings ein Wanderer zwischen den Welten, bis er schließlich glaubt, bei einer Holzfällertruppe in Pittsburgh, einem Staat in Pennsylvania (USA), endgültig seine Ruhe vor den Verwerfungen in seinem Leben gefunden zu haben. Tragisch , dass er gerade jetzt an der Spanischen Grippe stirbt.

Der Autor versieht seinen umfangreichen Roman mit Kapitelüberschriften , sowie Orts- und Zeitangaben zu dem Geschehen in den einzelnen Lebensabschnitten von Minik. Das ermöglicht den Lesern die notwendige Orientierung in der facettenreichen Handlung. Das Buch beginnt mit dem Kapitel “Das Skelett” und der Ortsangabe : New York (USA) 8. Juni 1906 und endet mit dem 29. Kapitel “Endlich frei” mit der zusätzlichen Information zu Ort und Zeit: Pittburg( New Hampshire), 21. März 1918. Angefügt wird ein Epilog und ein umfangreiches Nachwort mit Informationen zu den historischen Hintergründen der Handlung.
Ralf Isau gelingt in seinem Roman sehr gut der Spagat zwischen Schilderungen zum Leben und zur Kultur der Inuit und ihren Konflikten mit dem Kulturkreis der weißen “Heilsbringer” und dem abenteuerlichen Leben seines Protagonisten Minik Peary Wallace in diesen beiden so grundverschiedenen Welten. Das alles wird bis zur letzten Seite spannend und sprachlich sehr lesefreundlich gestaltet.
Eine aktionsreiche und lehrreiche Lektüre für alle Leserinnen und Leser, die auch gerade sehr umfangreiche Bücher schätzen , so sie gut geschrieben sind.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Schl..
Veröffentlicht am 01.01.2010

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