Minik. An den Quellen der Nacht

Autor*in
Isau, Ralf
ISBN
978-3-522-17873-0
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
544
Verlag
Thienemann
Gattung
Ort
Stuttgart
Jahr
2008
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
19,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der Polarforscher Robert E. Peary nimmt 1897 den 6-jährigen Minik, dessen Vater und andere Polareskimos mit in seine Welt. Von Peary werden die Inuiks zunächst im Museum untergebracht. Sie werden zu lebendigen Ausstellungsstücken, bis die Krankheiten der Zivilisation sie nieder raffen. Einzig Minik überlebt. Als er einige Jahre später im Museum das Skelett des Vaters entdeckt, ist er entsetzt. Das ist der Beginn für die Suche nach der eigenen Identität...

Beurteilungstext

Es gab ihn. Minik lebte. Tatsächlich hatte der Polarforscher Robert E. Peary Inuits nach Amerika gebracht. Im Nachwort ist es nachzulesen. "Minik. An den Quellen der Nacht" ist dennoch eine fiktive Geschichte. Dass viele Ereignisse auf Tatsachen beruhen, macht um so nachdenklicher.
Des einen Freud und des anderen Leid ist die Forschung wohl oft. Für den Forscher Peary erfüllt sich ein Traum, als er den großen Meteoriten, den er in Grönland entdeckt hat, endlich nach New York bringen kann. Dass die Inuits ihn begleiten, freut ihn um so mehr. Denn diese Menschen werden der Forschung einen Dienst erweisen. Für den Forscher Peary steht die Wissenschaft an erster Stelle. Ralf Isau greift ein Thema auf, dass immer aktuell ist. Es ist die Frage, welche wissenschaftliche Methoden ethisch zu vertreten sind.
Für die Inuits beginnt mit dem Umzug in die neue Welt das Leiden. Sie werden in einem Kellerraum des Museums untergebracht, werden täglich von Schaulustigen bestaunt und sterben nach und nach erbärmlich an den Krankheiten der zivilisierten Welt. Für den 6-jährigen Minik zerbricht die Welt, als er den Vater sterben sieht. Dennoch überlebt er und wird von dem Museumsmitarbeiter William Wallace aufgezogen.
Die Geschichte beginnt mit dem ersten Kapitel am 8. Juni 1906. Minik, mittlerweile ein junger Mann, entdeckt eher zufällig im Museum ein Skelett, das er als das seines Vaters identifiziert. "Das Skelett" lautet die Kapitelüberschrift. Gleich darunter befindet sich ein kleiner Hinweis zum Ort und der genauen Zeit. Diese sehr strukturierte und mit genauen Zeit- und Ortsangaben versehene Handlung vermittelt den Eindruck eines Berichts. Mit dieser Struktur wird Authentizität und damit Spannung erzeugt. In der ersten Hälfte der Erzählzeit steigt die Spannung bis zum Höhepunkt kontinuierlich an. Dafür verantwortlich sind zum einen die Zeitsprünge, die kapitelweise bis zur Hälfte der Erzählzeit immer wieder vorgenommen werden. Zum anderen ist es die Handlung selbst, weil sie eine Dramatik beinhaltet, die im 15. Kapitel den Höhepunkt erreicht.
Einem Krimi gleich stochert Minik in der Vergangenheit. Unter einem Netz von Lügen deckt Minik nach und nach die schreckliche Wahrheit auf. Von einem Journalisten erfährt er, dass "man nur eine Attrappe beerdigt hat". Die Leiche des Vaters war der Forschung zur Verfügung gestellt worden und alle Beteiligten waren der Meinung, "der Eskimojunge sollte nicht beunruhigt werden, weil der Körper seines Vaters zerhackt worden war". Voller Hass macht Minik sich auf den Weg nach Grönland. Die Suche nach einer verlorenen Identität ist das zweite Thema des Buches. Geboren in der einen Welt und aufgewachsen in der anderen Welt, muss Minik wissen, wohin er gehört und wer er wirklich ist.
Fazit: Unbedingt lesen!

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Diese Rezension wurde verfasst von Beu.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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