Mein Name ist nicht Freitag

Autor*in
Walter, Jon
ISBN
978-3-551-56020-9
Übersetzer*in
Haubold, Josefine
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
444
Verlag
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Hamburg
Jahr
2017
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
18,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Auf dem Hintergrund des amerikanischen Bürgerkriegs im 19. Jahrhundert schildert der Autor die Schicksale schwarzer Sklaven, das Leben auf einer Baumwollplantage und vor allem die Erlebnisse seiner Hauptfigur, des 12-jährigen Samuel.

Beurteilungstext

Für die Antike waren Sklaven „beseelte Werkzeuge“ (Aristoteles), also Gegenstände, die lebendig sind. Wenig anderes sehen auch die Tabak- und Baumwollplantagenbesitzer der amerikanischen Südstaaten in ihren schwarzen Sklaven. Sie sind Eigentum ihres Besitzers und werden gekauft, verkauft und auf Auktionen versteigert, wobei es keine Rolle spielt, wenn dabei Männer von ihren Frauen oder Kinder von ihren Eltern getrennt werden. Die Herren können tun und lassen, was sie wollen, sagt ein Schwarzer einmal. Bei Vergehen werden sie ausgepeitscht. Für den Sklavenhalter sind diese Menschen Investitionen: Er kauft die Sklaven und hofft, dass ihre Arbeit mehr einbringt, als er für Kauf und Unterhalt aufwenden muss. Wenn man weiß, dass es auch heute noch in vielen Ländern, selbst in Europa, Sklaven gibt, gewinnt dieser Roman eine ganz eigene, erschütternde Dimension. Die Leser werden mitten hinein in den amerikanischen Sezessionskrieg (1861 bis 1865) geführt, in dem es nicht nur um den Erhalt der Union, sondern auch um die Abschaffung der Sklaverei in den amerikanischen Südstaaten geht. Samuel und Joshua, zwei schwarze Brüder, werden in einem „christlichen“ Waisenhaus irgendwo in den Südstaaten erzogen. Als Samuel die Verantwortung für eine vermeintliche Untat seines jüngeren Bruders auf sich nimmt, wird er zur Strafe an einen Sklavenhändler verkauft. Der wahre Hintergrund dieses Falles wird erst am Ende des Romans deutlich. Der Sklavenhändler gibt Samuel einen neuen Namen, Freitag, und lässt ihn auf einer Auktion versteigern. Wie Möbelstücke werden dort die Menschen meistbietend an ihre neuen Besitzer abgegeben. Der 12-jährige Samuel/Freitag wird von dem gleichalterigen Sohn eines reichen Baumwollplantagenbesitzers, Gerald, erworben. Das Leben des jungen Sklaven spielt sich hinfort auf dem Hintergrund des näher rückenden Krieges auf dieser Plantage ab. Rund zwei Jahre lang lebt er dort, arbeitet im Haus und auf den Feldern und freundet sich sogar mit Gerald an. Niemand weiß zunächst, dass Samuel/Freitag lesen und schreiben kann. Er behält es für sich, denn nach Auffassung der weißen Sklavenbesitzer sind Schwarze zu dieser höheren Kulturleistung nicht fähig. Doch heimlich unterrichtet Samuel/Freitag seine Mitsklaven in diesen Fertigkeiten. Als die Armeen der Nordstaaten immer näher rücken, geraten auch die Familie Geralds und ihre Sklaven in diese mörderischen und brutalen Kriegswirren. Das Ende des Romans ist nicht leicht zu ertragen, aber für Samuel/Freitag und seinen wieder gefundenen Bruder Joshua zeichnet sich eine gute Zukunft ab. Der Roman schildert bewegend und eindringlich die Schicksale der schwarzen Sklaven in den Südstaaten der USA Mitte des 19. Jahrhunderts auf dem Hintergrund des Krieges. Diese Eindringlichkeit wird noch verstärkt durch die Erzähltechnik: Samuel/Freitag berichtet seine Geschichte nämlich als Ich-Erzähler in der einfachen Sprache eines 12- bis 14-Jährigen und im Präsens. Die Religion spielt in diesem Roman eine Doppelrolle: Einmal dient sie den Sklavenbesitzern als Legitimation: „Den Knechten sage, dass sie ihren Herren untertänig seien, in allen Dingen zu Gefallen tun“, zitiert ein Pfarrer einmal die Bibel vor den versammelten Sklaven. Andererseits stellt der Glaube an einen allerdings sehr naiv verstandenen Gott die letzte und größte Hoffnung der in ihren Menschenrechten aufs Tiefste verletzten Sklaven dar. Von diesem Gottesverständnis zeugen noch heute die Gospels. Jungen Menschen kann man dieses Buch aufs Wärmste empfehlen, wenn auch bei der Lektüre durchaus Zweifel an „Gottes eigenem Land“, den USA, entstehen mögen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von rem; Landesstelle: Baden-Württemberg.
Veröffentlicht am 29.01.2018

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