Jenseits des Meeres

Autor*in
Walter, Jon
ISBN
978-3-551-56017-9
Übersetzer*in
Tichy, Martina
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
320
Verlag
Carlsen
Gattung
Ort
Hamburg
Jahr
2015
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
17,99 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Malik ist erst 10 Jahre alt, als er mit seinem Großvater aus seiner Heimat zu fliehen versucht. Das Land versinkt im Chaos, da Bürgerkrieg herrscht. Ihr Ziel ist ein Schiff, das sie in eine sichere Zukunft bringen soll. Die Flucht gestaltet sich jedoch schwierig und so muss Malik erkennen, dass er nicht nur seine Heimat, sondern auch seine Kindheit hinter sich lässt.

Beurteilungstext

Die Erzählung setzt ein, als Malik und sein Großpapa, wie er im Roman genannt wird, schon einige Zeit auf der Flucht sind. Dabei müssen sie ständig darauf aufpassen, nicht von Soldaten entdeckt zu werden. Sie übernachten deshalb in leerstehenden Häusern. Malik versteht, dass diese Flucht notwendig ist. Er verhält sich erstaunlich reif, weiß aber auch, dass der Großpapa die Fragen, die er gern stellen würde, nur unbefriedigend beantwortet. Besonders die für ihn unverständliche Abwesenheit seiner Mutter beschäftigt ihn. Sie wurde von Soldaten entführt, was Malik allerdings nicht begreifen kann. Während der Flucht wird ihnen ihr einziger Wertgegenstand, ein Zahn von dem Großpapa, in den ein Diamant eingesetzt wurde, gestohlen. Die Tickets für das Schiff können sie sich nun nicht mehr leisten. Großpapa kann nur mit großer Mühe und Gerissenheit ein Ticket für Malik erstehen und ihn mit einem Trick auf das Schiff locken. Nun hat Malik nur noch seine kleine Katze, die er auf der Flucht gefunden hat. Aber anstatt zu verzweifeln, fasst Malik den Entschluss, wie ein Erwachsener zu handeln und sich nicht unterkriegen zu lassen.

"An seiner Stelle würde Großpapa sich schwer ins Zeug legen und Pläne schmieden und Grund zur Hoffnung haben. Malik wollte es genauso machen. Er schob die Hände in die Taschen seiner kurzen Hose und ahnte zum ersten Mal, was es brauchte, um erwachsen zu sein."
Hoffnung und Selbstvertrauen helfen Malik im weiteren Verlauf der Geschichte, die hier noch lange nicht endet.
"Jenseits des Meeres" ist ein Jugendroman, der trotz seiner 320 Seiten ein kurzweiliges Lesen ermöglicht. Der Leser wird vom personalen Erzähler gut an die Gefühlswelt der Figuren herangeführt. Außerdem hat es der Autor geschafft, das Thema Flucht bzw. Vertreibung aus der Heimat, das für hier geborene Jugendliche keine Thematik mit eigenen Erfahrungen darstellen sollte, verständlich umzusetzen. Dabei nutzt er emotionale Themenfelder wie Angst, Hoffnung, Mut und Freundschaft. Jugendliche erhalten so die Möglichkeit, sich in Maliks Situation hineinzuversetzen und können reflektieren, wie sie sich vielleicht selbst verhalten bzw. was sie selbst fühlen würden. Diese Empathie fordert jedoch eine gewisse Reife, weswegen ich die Altersempfehlung des Verlags (12 Jahre) nur bedingt teile. Meines Erachtens sollten die Jugendlichen 13 oder 14 Jahre alt sein, damit sie mit dem Text besser umgehen können. Die Sprache des Romans ist nicht sonderlich anspruchsvoll, jedoch könnte der Umfang weniger geübte Leser einschüchtern. Hierbei ist auch anzumerken, dass die Erzählung nicht immer linear verläuft und einige Rückblenden nutzt, die die Zeit vor dem Bürgerkrieg beinhalten. Da als Tempus durchgängig das Präteritum genutzt wird, heben sie sich zusätzlich auch noch wenig vom Verlauf der Flucht ab. Zudem sind die vielen Dialoge des Romans nicht immer leicht den einzelnen Figuren zuzuordnen. Ich empfehle das Buch daher Jugendlichen, denen das Lesen eher leichtfällt.

"Jenseits des Meeres" ist ein Jugendroman mit vielen Stärken. Der Roman ist spannend geschrieben, ermöglicht aber gleichzeitig eine konstruktive Auseinandersetzung mit dem Thema Flucht. Jugendlichen könnte der Roman dabei helfen, über die momentan allgegenwärtige Flüchtlingskrise nachzudenken. Positiv hervorzuheben ist die vielförmige Darstellung der Flüchtlinge; Stereotypien findet der Leser nicht vor.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von 18gast; Landesstelle: Niedersachsen.
Veröffentlicht am 29.03.2016

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