Mein Mathe-Desaster oder der lange Weg zum ersten Kuss

Autor*in
Rylance, Ulrike
ISBN
978-3-423-76140-6
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Nagel, Carla
Seitenanzahl
174
Verlag
dtv
Gattung
Ort
München
Jahr
2016
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Klassenlektüre
Preis
12,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

In der 7. Klasse führt Lilly den neuen Schulblock. Entsprechend beginnen die zwölf Kapitel des Buchs mit Lillys Eintrag in diesen Block, gefolgt von Lillys Aufzeichnungen, wie die Realität hinter diesen Einträgen aussah. Dabei begleitet der Leser Lilly und ihre Klasse durch ein gesamtes Schuljahr. Er lernt Lehrer- und Schülertypen kennen und durchlebt mit Lily und ihrer Freundin Felicitas viele Höhen und Tiefen, bis sie endlich mit dem Auserwählten befreundet sind.

Beurteilungstext

Die Blockeinträge zu Beginn geben einen kurzen Einblick darüber, was in dem jeweiligen Kapitel zu erwarten ist und in der Überschrift wird der Monat angegeben. Der Eintrag ist wie eine Internetseite des Schillergymnasiums gestaltet mit den Reitern Home, Aktuell (Lillys Block) Termine und Kontakte. Der Text steht in Druckschrift und auf jedem Eintrag ist ein Mauszeiger zu finden. Um diese Seite herum gibt es jedoch viele themenbezogene Zeichnungen und Kritzeleien, so dass der Leser von der ersten Seite an den Eindruck hat, Lillys Kladde in der Hand zu halten, in der sie die "Wahrheiten" hinter ihren Einträgen aufgeschrieben hat, was die Glaubwürdigkeit der persönlichen Aufzeichnungen natürlich noch erhöhen soll. Damit ist auch ein Dilemma optisch aufbereitet, das Gegenstand des Buches ist: Wie verhalten sich Computereinträge bzw. Aussagen auf Homepages zur Realität?
Mit Zeichnungen, Kurzkommentaren, Kritzeleien ist jede Seite gestaltet, wodurch das Buch schon optisch in seinen Bann zieht und manchen Erwachsenen sicher an seine eigene Schulzeit und ihre Gepflogenheiten erinnert. Die Überschrift wird noch einmal als Überschrift für die persönlichen Einträge aufgegriffen mit dem Zusatz "in echt!!!", wodurch der Wahrheitsgehalt der eigenen Aufzeichnungen unterstrichen werden soll. Im Text sind Leitbegriffe in unterschiedlichen Schriften groß und oft auch fett geschrieben. Anhand dieser Zeichnungen und dem besonderen Druckbild einiger Wörter kann der Leser jede Seite inhaltlich quasi überfliegen, was beim Durchblättern eine Hilfe ist, wenn man nach bestimmten Ereignissen sucht. Und auch der flexible Einband unterstützt den Eindruck, man habe eine Schülerkladde in der Hand und könne durch das Lesen "hinter die Kulissen" schauen - sicher eine gelungene Idee, um den Inhalt noch glaubhafter und das Buch attraktiver zu machen.
Unterstützt wird diese Intention noch durch den Stil, in dem die Texte verfasst sind. Lilly verwendet Jugendjargon und formuliert beispielsweise Urteile, wie sie für ein Mädchen in der 7. Klasse typisch sind. ( "Ein komischer Mann mit langen Haaren und Baskenmütze und Farbklecksen an den Armen […]"[ - die Beschreibung ihres neuen Kunstlehrers]- Seite 9).
Aber auch der Inhalt spiegelt Schule und beginnende Pubertät zeitlos wider. Es gibt die beste Freundin Felicitas, die Lilly unterstützt, auch wenn es gegen ihren Willen geht. Felicitas' Vater, ein Witwer, bandelt mit der Schulleiterin an und ist deshalb in der Schule präsenter, als es den Freundinnen lieb ist. Da sind Melle und Mara, typische Zicken mit Stöckelschuhen, lackierten Fingernägeln und blöden Sprüchen, mit denen Lilly im Laufe des Schuljahrs zusammen arbeiten muss und die doch nicht so blöd sind. Lilly setzt sich erfolgreich gegen ihre Eltern durch und feiert an ihrem Geburtstag ihre erste Party, die nur dank ihrer großen Schwester und ihres Opas nicht zum Desaster wird. Durch das gesamte Schuljahr ziehen sich die Vorbereitungen für die Aufführung eines Schultheaterstücks mit vielen Pannen und Missverständnissen. Da ist der neue Kunstlehrer Herr Offenbach, der am Schuljahresende mit der Klassenlehrerin Frau Wenz ein Paar ist. Mit Lukas Meyer, in den sich Lilly während der Sommerferien verliebt hat, zieht die Klasse das gesamte Schuljahr Herrn Offenbach auf, weil sie ihn Glauben macht, Lukas sei ein Schüler der Klasse, was zu amüsanten Verwicklungen führt und für Lilly immer brenzliger wird. Felicitas hilft beim Sportfest ihrem Schwarm Hendrik, so dass er erstmalig Notiz von ihr nimmt. Weil er sich den Knöchel bricht, kann Felicitas ihn täglich in den Sommerferien besuchen. Lilly verliebt sich in den neuen Schüler der Parallelklasse, Lukas Meyer, was auf Gegenseitigkeit beruht. Aber bis es zum ersten Kuss bei der gemeinsamen Klassenfahrt kommt, gibt es für Lilly noch viele Hindernisse zu überwinden, wie der Titel andeutet. Denn um ihrem Lukas nahe zu sein, meldet sie sich beispielsweise unüberlegt und zum Erstaunen ihres Mathematiklehrers und ihrer Mitschüler zur Mathe-Olympiade an, obwohl sie kein Mathe kann. Der Blamage bei der Prüfung entzieht sie sich durch eine ungewollte Ohnmacht, die sie jedoch Lukas näher bringt. Und es gibt noch den Nerd Sven Hübner, den Lilly missbraucht, um das Küssen zu üben und den sie mit Mühen mit ihrer Erzfeindin Melle verkuppelt um ihn los zu werden.
Die knapp 13 Euro, die das Buch kostet, sind gut angelegt, wenn man Schule und Pubertierende (noch) einmal hautnah erleben will, ohne die Irrungen und Wirrungen selber durchleben zu müssen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Anmq.
Veröffentlicht am 01.04.2016

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