Mein Bruder Charlie

Schlagwörter

• Familie
• Historisches
• Krieg

Teaser

Das vorliegende Buch erzählt die Kindheits- und Jugendjahre der Brüder Tommo und Charlie im ländlichen England zu Beginn des 20.Jahrhunderts. Trotz des Verlustes des Vaters und mancher finanzieller Nöte erleben die Brüder mit ihrer Freundin Molly eine unbeschwerte Zeit, bis im Zuge des Ersten Weltkrieges beide Brüder sich als Freiwillige an die Front melden.

Beurteilungstext

Aufgrund der Tatsache, dass während des Ersten Weltkrieges 306 junge Soldaten ohne ordentliches Gerichtsverfahren als Kriegsverbrecher exekutiert wurden zum Teil wegen Desertation und Feigheit, andere, weil sie auf dem Wachposten eingeschlafen waren, möchte Michael Morpurgo eine (fiktive) Geschichte eines solchen zum Tode Verurteilten erzählen. Für den Leser zunächst etwas verwirrend tragen die einzelnen Kapitel Uhrzeiten als Überschriften beginnend von fünf nach zehn bis eine Minute vor sechs, was einer Art Countdown gleichkommt. In der ihm verbleibenden Zeit möchte der Ich-Erzähler die Geschichte seiner Kindheit und Jugend erzählen. In leichten, luftigen Naturbeschreibungen sieht der Leser das einfache, aber überwiegend glückliche Leben einer Familie vor sich entstehen, die zu Beginn des 20.Jahrhundert in einem kleinen englischen Dorf lebt. Die innige Verbundenheit der beiden Brüder Tommo und Charlie aber auch deren Verantwortung für die verwitwete Mutter und den geistig behinderten Bruder zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch. Als Frontsoldaten in Belgien wird Charlie dieses Verantwortungsgefühl für seinen jüngeren Bruder zum Verhängnis, als er einen grausamen Offizier gegenüber einen Befehl verweigert, um dem verletzten Tommo beizustehen. Erst gegen Ende des Buches begreift der Leser, dass der in den Kapitelüberschriften vollzogenen Countdown nicht den Erzähler selbst betrifft, sondern den Bruder Charlie, der wegen Befehlsverweigerung um sechs Uhr am nächsten Morgen hingerichtet werden soll. Dem Autor gelingt im vorliegenden Jugendroman auf dem Hintergrund des Ersten Weltkrieges eine Familiengeschichte zu erzählen, die gleichermaßen von Leichtigkeit, aber auch von Schwere und Ernsthaftigkeit zeugt und den Leser tief bewegt.