Linkslesestärke oder Die Sache mit den Borten und Wuchstaben
- Autor*in
- Janotta, Anja
- ISBN
- 978-3-570-16339-9
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- Jeschke, Stefanie
- Seitenanzahl
- 237
- Verlag
- –
- Gattung
- –
- Ort
- München
- Jahr
- 2015
- Lesealter
- 10-11 Jahre12-13 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Bücherei
- Preis
- 12,99 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Mira, Schülerin einer 3.Klasse, hat Legasthenie und damit gleich mehrere Probleme:
Sie kämpft mit Worten und Sätzen sowohl beim Lesen als auch beim Schreiben, sie wird von den anderen Kindern verlacht und gedemütigt und hat nicht nur „keine beste Freundin“, sondern gar keine Freundin.
Als ein neues Mädchen in ihre Nachbarschaft zieht und auch noch in die gleiche Klasse kommt, hofft Mira auf Hilfe.
Beurteilungstext
Mira erzählt uns ihre Geschichte in der Ich-Form.
Sie stellt uns ihre Familie und ihren „längsten besten Freund“ und nacheinander alle Mitschüler vor. Da sie sich aufgrund ihrer Beeinträchtigung keine Namen merken kann, werden alle charakterisiert:
Die Fiese, der Eckzahnlose, die Schüchterne, der Schreihals, ihre Lehrerin ist „die Wiehernde“, die Direktorin die E.T.P.T.T.. So hat man beim Lesen gleich eine Vorstellung, mit wem man es zu tun hat und in welchem Verhältnis Mira zu ihnen steht.
Das neue Mädchen, von dem Mira sich Unterstützung gegen ihre mobbenden Mitschüler erhofft, wandelt sich von der „zukünftig besten Freundin über beinahe beste Freundin zur ehemalig besten Freundin bis hin zur wirklich besten Freundin“ und man erfährt so anschaulich, in welchem Hoffnungs- oder auch Verzweiflungsstadium sich Mira gerade befindet.
Miras Sprache ist phantasievoll und blumig, so „werden die letzten Tage des Sommers in den Gully gewaschen", und immer wieder werden Worte so geschrieben, wie Mira sie schreiben würde.
Manchmal hat man selbst Schwierigkeiten, das richtige Wort herauszulesen. So wird ein Seminar zum Semmel-Narr, kopieren zum korbirren, spektakulär wird zu Speck-Tag-Kuh-leer, der Pagenschnitt zum Paar-schön-Schnitt und die Blamage zur Blah-Matsche.
Ihr Freund tröstet sie, dass sie keine Rechtschreibschwäche, sondern eine Linkslesestärke hat, doch alle anderen mobben sie erheblich.
Die ganze Geschichte ist ein bisschen langatmig und an einigen Stellen etwas unwahrscheinlich. So bekommt die Lehrerin die Not von Mira, die ständigen Demütigungen offensichtlich nicht direkt mit, sondern rügt die Schüler nur allgemein, dass sie nicht nett und kameradschaftlich miteinander umgehen.
Und die Direktorin straft ein Legasthenie-Kind für vermeintlich aufmüpfiges Verhalten mit dem mehrmaligen Abschreiben der mehrseitigen Schulordnung.
Das alles erträgt Mira mit einer erstaunlichen Gelassenheit und ohne psychische Schäden davon zu tragen.
Einige sachlich falsche Informationen sind leider zu bemängeln, so lösen sich Lollis beim Eintauchen in Wasser nicht gleich auf und man bekommt auch kein Fieber, wenn man sich extrem warm anzieht und unter mehrere Daunendecken legt. Und „das Einzigste“ verwundert in einem Buch, in dem es um die deutsche Sprache geht.
Doch den kleinen Lesern wird das Buch viel Spaß bereiten,denn es ist warmherzig und flüssig geschrieben und besonders das Hobby, das Mira mit ihrem längsten Freund teilt, nämlich Buchstabenvertauschen, wird sie begeistern.
Das ist wirklich lustig, wenn ein Trollvottel Bederfall oder Bandhall spielt und der Sport zum Speitwringen oder Lürdenhauf mutiert. Es animiert die Kinder, selbst aktiv zu werden und mit der Sprache kreativ zu spielen.
Auch werden sie durch diese Lektüre dafür sensibilisiert, dass manches Kind in ihrem Umfeld sich aus diesem oder ähnlichem Grund „sonderbar“ verhält und sie entwickeln vielleicht mehr Verständnis und Toleranz.
Die vielen Zeichnungen, die die Geschichte durch das ganze Buch begleiten und auch jedes Kapitel mit einem originellen Bild eröffnen (Sissi + Zeichnung von einem Fuß = Sisyphus), bereichern den Text hervorragend und machen den Lesespass komplett.