Limonade im Kirschbaum
- Autor*in
- Raidt, Gerda
- ISBN
- 978-3-8369-6023-6
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- Raidt, Gerda
- Seitenanzahl
- 144
- Verlag
- Gerstenberg
- Gattung
- Buch (gebunden)
- Ort
- Hildesheim
- Jahr
- 2020
- Lesealter
- 10-11 Jahre12-13 Jahre8-9 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- BüchereiKlassenlektüreVorlesen
- Preis
- 13,00 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Otto liebt Geschichten – am besten als Hörbuch. Doch seine Eltern möchten lieber, dass er mehr nach draußen geht. Wie es dann zu Ottos eigenem Abenteuer kommt, davon erzählt Gerda Raidts Erzählung.
Beurteilungstext
Otto hat es nicht leicht mit seinen Eltern, denn die lassen nichts unversucht, den Stubenhocker und Hörspielhörer nach draußen zu locken. Der neue Plan ist ein Baumhaus, das zuerst in viele Pakete verpackt in der Stadtwohnung ankommt, am Wochenende aber in dem Wochenendhaus der Familie aufgebaut werden soll. Doch das ist gar nicht so einfach und die Vater-Sohn-Aktion gerät zur Katastrophe. Zudem macht der Familie der komische Nachbar zu schaffen, der distanzlos zu sein scheint und keine Gelegenheit auslässt, die Familie mit Arbeitslärm zu schikanieren. Zum Glück trifft Otto nun auf Finn, der auf dem Dorf wohnt und mit dem eine Freundschaft beginnt. Dass die sogar in ein richtiges Abenteuer mündet, sorgt dann doch erst einmal für Entsetzen bei den Erwachsenen, ist aber die Zuspitzung, die das gute Ende erst hervorbringen kann und die bei Otto den Mut erzeugt, in der verfahrenen Situation eigene Impulse zu setzen.
Gerda Raidt thematisiert in ihrer Erzählung für Kinder viele Aspekte gegenwärtiger Kindheiten. Moderne Lebensbedingungen, Aufwachsen in zunehmender Vereinzelung, die idealisierte Sehnsucht nach der Natur und Ursprünglichkeit, soziale Verarmung, auch durch Gentrifizierung, Anonymität etc. – und daraus entstehende Konflikte stellen den Handlungsrahmen dar, der geschickt das typische Motiv des Kindes auf dem Weg zu eigenen Erfahrungen in einer moderne Szenerie integriert. Dabei sind die verarbeiteten Themen und Konflikte dann die alten, aber sie finden sich im neuen Gewand und werden auch für evtl. mitlesende Erwachsene zu Identifikationsangeboten. Wertfrei werden alte Ängste und neue Konflikte verbunden, ohne übertriebene ideologische Positionen zu bedienen. Vielmehr beschreibt Gerda Raidt die Tristesse der Normalität auf überzeugende Weise, die dann eben bei näherer Betrachtung doch einiges an Erzählwürdigkeit aufzuweisen vermag.
Garniert wird die Erzählung durch die meisterhaften Illustrationen der Autorin selbst, die bestimmte Handlungsmomente aufnehmen und verdichtet grafisch umsetzen. Die Bleistiftzeichnungen sind dabei weniger Szenenbilder als vignetten- oder rahmenartige Beigaben zum Text, die beide Modi eng miteinander verbinden und aufeinander beziehen.
So entsteht ein dichtes Werk – gut zu lesen und sehr zu empfehlen!